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RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

Titel: RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Carlin , Rafael Nadal
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und diese beiden Mannschaftskameraden, denen man mich vorgezogen hatte, waren nicht nur älter, sondern auch – objektiv – besser als ich. Im Training hatte ich zwar in dieser Woche gut gespielt und Ferrero war etwas unter seinen Möglichkeiten geblieben, aber wir wussten alle gut genug, dass das Training etwas anderes war als ein Wettkampf. In einem so wichtigen Match zählte Erfahrung ebenso viel wie die Tagesform, und wenn Ferrero nicht spielte, sollte an seiner Stelle Robredo antreten, der vier Jahre älter war als ich und bereits zwei ATP-Turniere gewonnen hatte (ich dagegen damals noch kein einziges).
    Tatsache war, ich hatte von uns vieren in der Daviscupmannschaft den mit Abstand niedrigsten Weltranglistenplatz, hatte ein schlechtes Jahr hinter mir, da ich wegen einer Verletzung lange ausgefallen war, hatte erst kürzlich gegen Roddick eine hohe Niederlage einstecken müssen und war erst 18 Jahre alt. Außerdem würde ich in Zukunft wahrscheinlich noch erheblich häufiger als die anderen eine Chance bekommen, im Daviscup zu spielen. Wenn ich mich in Juan Carlos und Tommy hineinversetzte, konnte ich mir vorstellen, dass es ihnen wahrscheinlich noch mehr bedeutete als mir, in diesem Finale anzutreten. Da die Stimmung in unserer Gruppe angespannt war, beschloss ich, mit Carlos darüber zu reden, statt die Teamchefs in Verlegenheit zu bringen. Ich kannte ihn schon seit einigen Jahren. Wir hatten oft zusammen trainiert, und ich vertraute ihm wie einem älteren Bruder. Zudem war er ebenfalls Mallorquiner, also einer von uns.
    Ich fragte ihn: »Mal ehrlich, würdest du dich nicht wohler fühlen und wärst du zuversichtlicher, wenn Juan Carlos spielen würde? Ich meine, ich bin noch so jung, und er hat so viel mehr gewonnen als ich …« Carlos fiel mir ins Wort. Ich erinnere mich noch genau, was er sagte: »Sei kein Esel. Geh und spiel. Du spielst gut. Für mich ist das überhaupt kein Problem.« Ich erhob noch einige Einwände, brachte Argumente gegen mich vor und sagte ihm, wie peinlich mir die Sache sei, aber er erwiderte: »Nein. Nimm’s locker. Genieße den Augenblick und nutze die Chance. Wenn die Teamchefs beschlossen haben, dich aufzustellen, dann haben sie lange und gründlich darüber nachgedacht und vertrauen dir. Das tue ich auch.«
    Damit war die Sache geklärt. Es wäre lächerlich gewesen, darauf zu bestehen, dass ich nicht spiele. Denn zum einen brannte ich auf dieses Spiel, zum anderen hätte es bedeutet, die Einschätzung unserer Teamchefs infrage zustellen, was mir als Jugendlichem eindeutig nicht zustand. Die extreme Möglichkeit, eine offene Rebellion anzuzetteln, wäre unsagbar dumm gewesen.
    Also spielte ich. Carlos tat mir den Gefallen, das erste Match zu gewinnen. Sollte ich Roddick schlagen, wäre uns der Daviscup-Sieg zwar noch nicht sicher, aber wir hätten doch schon einen Fuß weit in der Tür. Sollte ich verlieren, wäre alles offen. Ich war motivierter denn je und wusste genau, dass es zweifellos das wichtigste Spiel meines jungen Lebens war. Sicher hatte ich auch Angst, dass ich der Herausforderung nicht gewachsen sein könnte und Roddick mich ebenso vernichtend schlagen würde wie bei den US Open, als er mich 6:3, 6:2, 6:2 besiegt hatte. Das wäre peinlich und für die Mannschaft alles andere als eine Unterstützung. Denn man konnte zwar verlieren, sollte den Gegner dabei aber zumindest so müde machen, dass er beim nächsten Spiel noch ausgelaugt war. Wenn er mich wieder so vom Platz fegen sollte, würde ich das Vertrauen, das die Teamchefs in mich gesetzt hatten, meine Mannschaftskameraden, das Publikums, einfach alle enttäuschen. Bei diesem Match lastete also ein hoher Druck auf mir. Schließlich ging es um das Daviscup-Finale auf spanischem Boden; ich spielte also nicht für mich allein. Was mir aber die meiste Angst einjagte war die überaus riskante Entscheidung, mich für dieses Match aufzustellen.
    Aber als ich auf den Platz ging, verdrängte das Adrenalin die Angst, und das Publikum riss mich auf einer Woge von Begeisterung so mit, dass ich rein instinktiv spielte, fast ohne nachzudenken. Nie stand das Publikum stärker hinter mir, weder vorher noch nachher. Denn ich war nicht nur der Spanier, der in einer der patriotischsten Städte des Landes die Fahne hochhielt, sondern zudem der Underdog, der David, der gegen den Goliath Roddick antrat. Eine Szenerie, die weiter von Wimbledons vornehmer Tennisetikette entfernt ist (Ruhe während der Ballwechsel: vergiss es), ist

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