Rage Zorn

war wahrscheinlich nötig, weil er eine Frau hatte, die nichts von seinem »Hobby« erfahren durfte. Sie stellte sich seine Missus als Ziege in Missionarsstellung vor, die es nie verstehen und erst recht nicht billigen würde, dass er Abwechslung und Aufregung brauchte. Bilder von Mrs Noname beim Masturbieren? O Mann. Nicht in einer Million Jahren. Wahrscheinlich nicht mal ein Schnappschuss mit nackter Titte.
    In dieser Nacht hatte er sie so feurig geliebt wie nie zuvor. Er war ganz und gar auf sie fixiert, könnte man sagen, und diesmal nicht nur durch die Kamera. Irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen, wie oft sie es an jenem Tag getan hatten, aber es war jedes Mal anders gewesen, und darum war es nie langweilig geworden. Er konnte nicht genug von ihr bekommen, das hatte er ihr immer wieder erklärt. Es war ein Wahnsinnsgefühl, von einem Mann verehrt zu werden, der so viel Klasse hatte, dass er praktisch jede
Frau haben konnte. Sie hatte geglaubt, dass sie ewig so weitermachen könnte.
    Aber das hatte sich geändert.
    Jedes Mal, wenn sie sich gesehen hatten, war er eifersüchtiger gewesen, bis ihr das schließlich auf den Geist gegangen war und sie die Lust verloren hatte, ihn wiederzusehen. Ganz egal, wie gut der Sex war, er lohnte nicht den Stress, den er ihr wegen anderer Männer machte.
    Ursprünglich hatte sie vorgehabt, ihn heute Abend zu versetzen, aber dann hatte sie sich anders entschieden. Es war gleich, wann sie ihm sagte, dass sie ihn nicht mehr sehen wollte, es würde ihn immer schwer treffen. Sie fürchtete, dass er ihr eine Szene machen würde, aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
    Er hatte an dem vereinbarten Ort auf sie gewartet. Im Gegensatz zu ihrer ersten Nacht hatte er gar nicht cool und relaxt ausgesehen. Er wirkte aufgekratzt und nervös. Sobald sie sich zu ihm ins Auto gesetzt hatte, legte er los. »Du warst mit einem anderen Mann zusammen, stimmt’s?«
    Wahrscheinlich hätte sie sich geschmeichelt fühlen sollen, dass er so eifersüchtig war, aber sie hatte Kopfschmerzen und war überhaupt nicht in der Stimmung für ein Kreuzverhör. »Hast du einen Joint da?« Seitdem er erfahren hatte, dass sie gern einen durchzog, hielt er immer einen für sie bereit.
    Â»Im Handschuhfach.«
    Es waren drei in einem kleinen, verschließbaren Tiefkühlbeutel. Sie zündete einen an und inhalierte tief. »Das beste Mittel gegen Kopfweh.« Seufzend hatte sie sich an die Kopflehne gelehnt und die Augen geschlossen.
    Â»Wer ist es?«
    Â»Wer ist was?«
    Â»Komm mir nicht so.«
    Sein Tonfall nervte tierisch.
    Â»Du warst heute Abend schon mit einem Mann zusammen, stimmt’s?« Seine Finger umkrallten das Lenkrad. »Spar dir die
Lügen. Ich weiß, dass du gerade eben mit einem anderen Mann Sex hattest. Ich kann ihn noch riechen.«
    Erst war sie überrascht und ein bisschen eingeschüchtert, weil er sie durchschaut hatte. Hatte er ihr nachspioniert? Aber bald schlug ihre Beklemmung in Zorn um. Was ging es ihn an, mit wem sie poppte?
    Â»Hör zu, vielleicht sollten wir das mit heute Abend vergessen«, sagte sie. »Ich habe PMS, und ich kann diese Scheiße echt nicht brauchen. Okay?«
    Augenblicklich hatte sich seine Wut in Rauch aufgelöst. »Entschuldige, dass ich dich so angefahren habe. Ich habe nur… ich dachte nur…«
    Â»Was?«
    Â»Dass das mit uns etwas Besonderes wäre.«
    Genau da hätte sie ihm erklären sollen, dass sie ihn nicht wiedersehen wollte. Es wäre die Gelegenheit gewesen, aber sie hatte sie nicht ergriffen, verfluchte Scheiße. Stattdessen hatte sie gesagt: »Ich kann es nicht leiden, wenn du mir vorschreiben willst, wohin ich gehe, was ich tue und mit wem ich es tue. Das kriege ich oft genug daheim zu hören.« Sie lehnte sich zurück und zog an ihrem Joint. »Entweder du relaxt, oder du fährst mich sofort zu meinem Auto zurück.«
    Er relaxte. Als sie das Apartment erreicht hatten, hatte er verlegen, sogar ein bisschen mürrisch gewirkt. »Möchtest du Wein?«
    Â»Möchte ich den nicht immer?«
    Das Weed hatte sie high gemacht. Eigentlich konnte sie genauso gut erst abfeiern und sich total zuknallen. Einen Gnadenfick, bevor sie ihm klar machen würde, dass sie es vorläufig – will heißen für immer  – cooler angehen lassen sollten, und dann würde sie machen,