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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ihrem Handy anrufen, aber – verdammt! – das lag in ihrem Büro in der Handtasche. Sollte sie absichtlich ein technisches Problem auslösen, das Stan alarmieren würde? Der Manchester-Song war bald zu Ende. Es war der letzte in diesem Musikblock. Wenn danach ein längeres Sendeloch folgte, würde Stan bestimmt angelaufen kommen, um festzustellen, wo das Problem lag.
    Während sie fieberhaft überlegte, schwadronierte Valentino immer weiter. »Sie musste sterben, weil sie mit anderen Männern fickte, das verstehst du doch. Diese herzlose Hure. Ich habe es genossen, sie langsam sterben zu sehen. Ich konnte genau erkennen, wann ihr klar wurde, dass sie nie wieder von mir loskommen würde. Sie wusste, dass sie nicht überleben würde.«
    Â»Das muss ja ein Mordskick für dich gewesen sein.«
    Â»O Mann, absolut. Obwohl es wirklich herzzerreißend war, wie mich ihre Augen anflehten, sie am Leben zu lassen.«
    Der letzte Satz bewirkte, dass Paris ihren festen Vorsatz vergaß, sich auf keinen Fall aus der Fassung bringen zu lassen. »Du kranker Drecksack.«
    Â»Du glaubst, ich bin krank?«, fragte er freundlich. »Das finde ich aber seltsam, Paris. Ich habe Janey gequält und umgebracht, richtig, aber du hast deinen Verlobten gequält und umgebracht, oder etwa nicht? War es etwa keine Qual für ihn zu erfahren, dass du ihn mit seinem besten Freund betrogen hast? Findest du dich selbst auch krank?«
    Â»Ich habe Jack nicht gegen den Brückenpfeiler gefahren. Das
hat er selbst getan. Der Unfall war nicht meine Schuld. Er hat sein Schicksal besiegelt, nicht ich.«
    Â»Das hört sich aber sehr nach einer nachträglichen Rechtfertigung an«, erklärte er im tadelnden Tonfall eines Priesters im Beichtstuhl. »Ich sehe keinen Unterschied zwischen deiner Sünde und meiner, nur dass die Qualen deines Verlobten wesentlich länger anhielten und er viel langsamer starb. Womit du viel grausamer bist als ich, habe ich Recht? Dafür musst du bestraft werden.
    Wäre es etwa gerecht, wenn du unbeschwert weiterleben und mit Malloy bis an dein Lebensende glücklich werden dürftest? Ich finde nicht«, erklärte er ihr in einem gehässigen Singsang. »Dazu wird es nicht kommen. Ihr werdet nie wieder zusammenkommen, weil du, Paris, sterben wirst. Noch heute Nacht.«
    Die Leitung war tot. Augenblicklich fasste sie nach dem Nottelefon. Kein Freizeichen. Nichts. Stille. Hektisch probierte sie alle Leitungen durch, aber vergebens. Alle waren tot.
    Wie ein kalter Schatten traf sie die Erkenntnis. Entweder hatte er von außerhalb einen Zugang und die Möglichkeit, die Computer-Telefonanlage auszuschalten, oder – und das machte ihr wirklich Angst – er hatte die Telefonverbindungen einfach innerhalb des Gebäudes gekappt.
    Sie schoss von ihrem Hocker hoch, riss die gepolsterte Tür auf und brüllte durch den Korridor: »Stan!«
    Der Manchester-Song war zu Ende. Sie raste zurück ans Mischpult und drückte den Mikrofonschalter. »Hallo, hier spricht Paris Gibson.« Ihre Stimme klang gar nicht wie ihr üblicher Alt, sondern hoch und dünn. »Dies ist kein –«
    Das Pfeifen eines hohen Alarmsignals unterbrach sie.
    Ihr Blick fiel auf die Quelle des Pfeifens. Es kam aus dem Scanner, der alles aufzeichnete, was gesendet wurde. Normalerweise bekam man gar nicht mit, dass er da war. Der Alarm schlug nur an, wenn die Übertragung gestört war.
    Nackte Angst packte sie, immer wieder drückte sie die Mikrofontaste,
aber genau wie alle anderen auf dem Pult blieb sie gnadenlos dunkel.
    Wieder stürzte sie zur Tür. »Stan!« Das Echo ihres Schreis schien ihr hinterherzueilen, während sie in Richtung ihres Büros rannte. Ihre Handtasche war noch auf dem Schreibtisch, aber sie war umgekippt worden. Der Inhalt lag verstreut auf der Tischfläche. Mit bebenden Händen fuhr sie durch Schminksachen, Taschentücher, Kleingeld, um ihr Handy zu finden, wohl wissend, dass es nicht mehr da wäre.
    Es war nicht mehr da.
    Noch etwas fehlte – ihre Schlüssel.
    Hektisch wühlte sie in der Post, die über ihren Schreibtisch verteilt worden war, und ließ sich sogar auf die Knie nieder, um unter dem Schreibtisch nachzuschauen, aber sie wusste, dass ihr Schlüsselring und ihr Handy von demselben Menschen entfernt worden waren, der auch die Telefonleitungen gekappt und die

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