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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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verüben. Tagsüber hatte er frei, und abends ebenfalls, wenigstens vor und nach ihrer Sendung. Er besaß genug technischen Sachverstand, um einen Anruf umzuleiten. Er war heiß auf alle elektronischen und technischen Spielereien. Bestimmt gab es unter seinen diversen Spielzeugen auch eine Fotoausrüstung, die er sich problemlos leisten konnte. Er war attraktiv genug, um ein junges Mädchen zu verführen, das ein Abenteuer erleben wollte.
    Er hatte ein ganzes Leben lang Zorn und Hass aufgestaut und besaß somit ein mehr als nur ausreichendes Motiv, die Frau umzubringen,
die ihn hatte abblitzen lassen. Mit eisiger Klarheit erkannte Paris, dass auch sie ihn heute Nacht abgewiesen hatte.
    Â»Bald kommt Hilfe«, flüsterte sie Rondeau zu. Er reagierte nicht. Anscheinend war er in tiefe Bewusstlosigkeit gefallen. Nachdem der Polizist nicht mehr einsatzfähig war, war sie ganz auf sich allein gestellt.
    Keinesfalls würde sie warten, bis Valentino sie hier fand. Sie würde ihn finden.
    Hastig klopfte sie Rondeaus Kleidung ab. Sie wusste nicht, ob die Polizisten aus dem Computerdezernat eine Waffe trugen, aber sie hoffte es. Sie konnte Waffen nicht leiden, die bloße Idee einer Schusswaffe war ihr zuwider, aber sie würde eine einsetzen, wenn sie damit ihr Leben retten konnte.
    Sie atmete erleichtert auf, als sie unter seiner Jacke einen dicken Wulst spürte. Sie schlug den Stoff zurück und entdeckte, dass der an seinen Gürtel geschnallte Holster leer war.
    Stan musste die gleiche Idee gehabt haben. Er war bewaffnet.
    Nachdem sie Rondeau ein paar Trostworte zugemurmelt hatte, dass alles gut werden würde – was sie bei Gott hoffte –, schlich sie behutsam aus der trügerischen Sicherheit hinter der Empfangstheke.
    Als sie die Lobby verließ, schaltete sie die Neonbeleuchtung aus, obwohl ihr der Gedanke kam, dass Stan das Gebäude genauso gut kannte wie sie und die Dunkelheit daher nicht unbedingt von Vorteil war.
    Aber sie wollte sich ohnehin nicht länger verstecken. Sie und Stan waren allein im Gebäude, genau wie unzählige Male zuvor. Sie würde mit ihm kein kindisches Katz-und-Maus-Spiel beginnen. Wenn sie in die Offensive ging und ihn stellte, könnte sie ihn sicherlich so lange mit Reden ablenken, bis Hilfe eingetroffen war.
    Der Raum des Tonmeisters war leer, genau wie die Herrentoilette und der Pausenraum. Alle Büros, ihres eingeschlossen, waren verlassen. Ganz allmählich drang sie zur Rückseite des Gebäudes vor, wo es einen großen Lagerraum gab. Die Tür war verschlossen.

    Kalt lag das Metall in ihrer Hand, als sie den Türknauf packte und die Tür energisch aufdrückte. Ein muffiger Geruch schlug ihr entgegen. Der Raum war wie eine Höhle und noch dunkler als der Rest des Gebäudes. Nur der Türspalt legte einen Lichtkeil über den Boden, der aber so schwach war, dass er nicht ins Gewicht fiel.
    Zögernd blieb Paris auf der Schwelle stehen, bis sich ihre Augen an die tiefe Dunkelheit gewöhnt hatten. Erst dann fiel ihr die kleine Abstellkammer auf, in der Lancy alias Marvin seine Hausmeisterutensilien aufbewahrte. Die Tür dazu war nur angelehnt. Als sie ganz aufmerksam lauschte, war sie überzeugt, daraus ein leises Atmen zu hören.
    Â»Stan, das ist doch albern. Komm raus. Hör auf mit diesem Wahnsinn, ehe noch jemand verletzt wird, du selbst eingeschlossen.«
    Sie nahm all ihren Mut zusammen und trat in den Lagerraum. »Ich weiß, dass du jetzt eine Waffe hast, aber ich glaube nicht, dass du damit auf mich schießen wirst. Wenn du mich umbringen wolltest, hättest du das jeden Abend tun können.«
    Ging der Atem in der Kammer schneller? Oder bildete sie sich das nur ein? Oder hörte sie am Ende nur das Echo ihres eigenen Atems?
    Â»Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, weil ich dich abgewiesen habe, aber bis heute Abend wusste ich nicht mal, dass du etwas für mich empfindest. Lass uns darüber reden.«
    Während sie auf Zehenspitzen über den Betonboden auf die Abstellkammer zuschlich, lauschte sie mit gespitzten Ohren auf das leiseste Geräusch hinter den Mauern, das nahende Hilfe ankündigen mochte. Gingen vielleicht gerade jetzt die Scharfschützen in Position? Erkletterten Mitglieder eines Einsatzkommandos die Außenwände, um auf das Dach zu gelangen? Oder hatte sie zu viele Actionfilme gesehen?
    Als sie nur noch einen Schritt von der halb

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