Rage Zorn
ihn Dean an, während er praktisch auf zwei Reifen um eine Ecke schoss.
»Kein Vater im Haushalt der Rondeaus. Nie. Sie überprüfen gerade, ob er starb, als John noch ein Baby war, oder ob es nie einen Mr Rondeau gegeben hat. Kein nennenswertes männliches Vorbild wie einen Onkel, einen Pfadfinderführer â«
»Schon kapiert, weiter.«
»Mutter musste arbeiten, um John und die ein Jahr ältere Schwester durchzubringen.«
»Was sagen die beiden über ihn?«
»Nichts. Sie sind beide tot.«
Deans Kopf zuckte zu Curtis herum. »Er hat im Präsens über sie gesprochen.«
»Sie wurden in ihrem Haus ermordet, als John vierzehn war. Er entdeckte damals die Leichen. Die Schwester war in der Badewanne ertränkt worden. Der Mutter hatte jemand während des Mittagsschlafs einen Eispickel durchs Rückenmark getrieben.«
»Wer war es?«
»Weià man nicht. Der Fall wurde nie aufgeklärt.«
»Bis jetzt.« Deans Finger spannten sich um das Lenkrad.
»Das wissen wir nicht mit Bestimmtheit«, sagte Curtis, der Deans Gedanken lesen konnte. »Er wurde vernommen, stand aber nie unter Verdacht. Die Mom und ihre Kinder waren eng
verbunden. Die Mutter arbeitete schwer, um die beiden groÃzuziehen. Bruder und Schwester waren Schlüsselkinder. Sie mussten sich aufeinander verlassen. Alle standen sich sehr nahe.«
»Jede Wette«, meinte Dean gepresst. »Sehr, sehr nahe.«
»Sie denken an Inzest?«
»Valentinos Verhalten ist symptomatisch. Warum stand nichts davon in Rondeaus Akte?«
»Die Fakten stehen drin. Die Personalabteilung durchleuchtet jeden Anwärter.«
»Aber niemand hat die Tragödie, bei der er seine Familie verlor, wirklich hinterfragt. Niemand dachte an Inzest. Was wurde nach dem Doppelmord aus dem jungen John?«
»Er kam zu Pflegeeltern. Er lebte bei einem Paar, bis er alt genug war, um sich allein durchzuschlagen.«
»Gab es noch andere Kinder in diesem Haushalt?«
»Nein.«
»Zum Glück. Kam er mit dem Pflegevater aus?«
»Es gibt keine Einträge über irgendwelche Probleme. Die beiden haben ihn vergöttert.«
»Vor allem die Frau.«
»Weià ich nicht«, sagte Curtis. »Aber sie haben ihm eine glänzende Beurteilung geschrieben. Sagten, er sei das ideale Kind. Respektvoll. Wohlerzogen.«
»Das sind viele Psychopathen.«
»Auch seine schulischen Leistungen sind brillant«, fuhr Curtis fort. »Keinerlei Auffälligkeiten während der Schulzeit. War zwei Jahre auf dem College, ehe er sich bei der Polizeiakademie bewarb. Wollte Polizist werden â«
»Lassen Sie mich raten. Um zu verhindern, dass andere Frauen auf so grässliche Weise sterben müssten wie seine Mutter und Schwester.«
»Mehr oder weniger.« Curtis warf ihm einen Blick zu. »Ein winziges Detailâ¦Â«
»Ja?«
»Die Schwester war im sechsten Monat schwanger, als sie starb.«
Dean riskierte einen fragenden Blick in Curtisâ Richtung.
»Nein«, sagte Curtis. »Sie haben das überprüft. Das Baby war nicht von Rondeau.«
»Das hätte ich Ihnen gleich sagen können«, bestätigte Dean grimmig. »Deshalb hat er sie umgebracht.«
Curtisâ Handy läutete. »Ja?«, bellte er.
Dean konnte die Lichter des Sendemastes erkennen. Wie weit waren sie noch entfernt, eine Meile vielleicht? Oder zwei? Inzwischen hing er hinter dem Mannschaftswagen des Sondereinsatzkommandos. Der Wagen hatte sie vor ein paar Meilen erreicht, Dean hatte ihn überholen lassen.
Der Mannschaftswagen raste dahin, aber Dean wünschte innigst, der Fahrer würde noch schneller fahren. Sie waren die beiden ersten Fahrzeuge in einer ganzen Kolonne aus mehreren Einheiten. Den Abschluss bildete ein Krankenwagen. Darüber wollte er lieber nicht nachdenken.
Curtis beendete das Gespräch. »Sie waren in Rondeaus Apartment. Keine besonders ansehnliche Bude, dafür hat er eine richtig teure Fotoausrüstung. Alben prallvoll mit schmutzigen Bildern. Darunter viele von Janey. Auf dem Bett waren lange blonde Haare. Er ist unser Mann.«
Dean starrte eisern geradeaus, die Zähne so fest zusammengebissen, dass sein Kiefer schmerzte.
Curtis überprüfte die Pistole in seinem Gürtelholster und eine zweite in einem Knöchelholster. »Haben Sie auch eine dabei?«
Dean nickte barsch. »Ich habe sie angelegt, als die
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