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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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eintraf.
    Â»Guten Morgen, Ms Lester. Irgendwelche Nachrichten?«
    Dean teilte sich die Sekretärin mit einigen Kollegen. Sie war kompetent. Und freundlich. Schon an seinem ersten Arbeitstag hatte sie ihn wissen lassen, dass sie die geschiedene Mutter zweier Töchter war und nichts dagegen hatte, wenn er sie mit dem Vornamen ansprach.
    Wenn ihn seine Augen nicht trogen, und das glaubte er eigentlich nicht, waren im Lauf der letzten Monate ihre Ausschnitte immer weiter nach unten und die Rocksäume immer weiter nach oben gerutscht. Diese schleichende Textilreduktion konnte in Zusammenhang mit den steigenden Sommertemperaturen stehen,
aber das war eher unwahrscheinlich. Sicherheitshalber nannte er sie weiterhin Ms Lester.
    Â»Die Post liegt auf Ihrem Schreibtisch. Und ich habe frischen Kaffee aufgesetzt. Sobald er fertig ist, bringe ich Ihnen eine Tasse.«
    Ihm Kaffee zu bringen gehörte nicht zu ihrem Job, aber an diesem Morgen war er froh über ihr zuvorkommendes Angebot. »Super, danke.«
    Er ging in sein Büro und machte die Tür hinter sich zu, um jede weitere Unterhaltung zu unterbinden. Dann hängte er sein Jackett über den Haken an der Wand, lockerte seine Krawatte und öffnete den Kragenknopf. Er setzte sich an den Schreibtisch, überflog die Post und sah zu seiner Freude, dass nichts Dringendes darunter war. Er brauchte unbedingt ein paar Minuten zum Druckablassen.
    Er drehte den Schreibtischstuhl zum Fenster und stellte die Jalousie so schräg, dass er hindurchschauen konnte. Die Sonne strahlte gleißend ins Zimmer, aber dass er seine Finger in die Augenhöhlen drückte und dann erschöpft mit den Händen über sein Gesicht fuhr, hatte einen anderen Grund.
    Was sollte er nur mit Gavin machen? Wie oft konnte er ihm noch Hausarrest erteilen? Wie viele Vergünstigungen konnte er ihm noch streichen? Wie viele Szenen wie die von gestern Abend würden sie noch überstehen? Streits wie dieser hinterließen oft irreparable Schäden. Konnte eine Beziehung ständig solche Attacken verkraften?
    Er bereute zutiefst, dass er ihn geschlagen hatte. Nicht dass Gavin für seine beleidigende Bemerkung keine Ohrfeige verdient hätte. Trotzdem hätte er ihn nicht schlagen dürfen. Er war der Erwachsene, er hätte sich erwachsen verhalten müssen. Die Beherrschung zu verlieren war unreif. Und gefährlich. Der Verlust der Selbstbeherrschung konnte in eine Katastrophe führen, das wusste er besser als irgendwer sonst.
    Außerdem war er fest entschlossen, Gavin ein Vorbild zu sein. Er wollte ihm keine Vorträge halten, er wollte ein gutes Beispiel
abgeben. Gestern Abend hatte er eindeutig die falsche Botschaft ausgesandt, wie man seinen Zorn verarbeiten sollte, und das tat ihm Leid.
    Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und fragte sich, wieso der Kaffee so verflucht lang auf sich warten ließ.
    Sollte er Gavin zu seiner Mutter zurückschicken? »Das steht nicht zur Disposition«, murmelte er laut. Auf keinen Fall. Aus einer ganzen Reihe von Gründen, darunter dem Widerwillen, sich aus einer Vereinbarung zu stehlen, die Pat und er über ihren Sohn getroffen hatten, aber vor allem, weil Dean Malloy nicht gern aufgab. In welcher Beziehung auch immer. Er warf das Handtuch nur, wenn es gar nicht anders ging.
    Gavin hatte ihm erklärt – oder eher vorgeworfen  –, er würde nie einen Fehler machen. Er hatte behauptet, es müsse doch scheißlangweilig sein, ständig alles richtig zu machen. Wohl kaum, Gavin , dachte er zynisch. Er hatte in keiner Hinsicht das Gefühl, alles richtig zu machen. Schon gar nicht bei seinem Sohn.
    Oder bei Liz. Bei Liz machte er praktisch alles falsch. Wie lang konnte er sich noch davor drücken, das zu ändern?
    Â»Dr. Malloy?«
    Weil er annahm, dass ihm Ms Lester den lang ersehnten, hochgetunten Kaffee brachte, blieb er mit dem Rücken zur Tür sitzen. »Stellen Sie ihn bitte auf den Schreibtisch.«
    Â»Da möchte Sie jemand sprechen.« Dean wirbelte auf seinem Stuhl herum. »Sergeant Curtis vom CIB lässt fragen, ob er Sie kurz sprechen kann«, erklärte ihm die Sekretärin. »Soll ich ihn reinschicken?«
    Â»Natürlich.« Er war dem Detective erst ein einziges Mal begegnet, aber er war ihm damals wie ein echter Kämpfer erschienen. Dean wusste, dass Curtis überall im Police Department als schwer arbeitender, allseits respektierter Detective

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