Rage Zorn
Ihnen keine allzu groÃen Unannehmlichkeiten bereitet, noch mal ins Präsidium zu kommen.«
»Ich bin genauso besorgt wie Sie.«
Offenbar hatte er vorgehabt, sie nach drauÃen zu begleiten, aber sie blieb sitzen. Curtis zögerte. »Gibt es noch etwas?«
Dean wusste genau, warum Paris nicht gehen wollte. Ihr Reporterinstinkt war wach geworden. Sie wollte die ganze Geschichte haben und würde keine Ruhe geben, bis sie alles bekommen hatte. »Ich vermute, sie wüsste gern, was jetzt passiert«, sagte er.
»Das stimmt allerdings«, bestätigte sie mit einem Nicken.
Curtis wand sich. »Das ist eine Polizeiangelegenheit.«
»Für Sie. Für mich ist es eine höchst persönliche Angelegenheit, Sergeant. Vor allem falls sich herausstellt, dass ich diesen Valentino kenne. Ich fühle mich verantwortlich.«
»Das bist du auf keinen Fall.« Deans Erwiderung kam schärfer als beabsichtigt. Alle Blicke lagen auf ihm. »Falls er es ernst meint, ist er ein Psychopath. Dann spielt es eigentlich keine
Rolle, ob er dich im Radio anruft oder nicht, weil er auf jeden Fall etwas in der Art tun würde.«
Curtis war ganz seiner Meinung. »Das stimmt, Paris. Wenn dieser Typ so durchgedreht ist, wie er klingt, dann wäre er früher oder später sowieso durchgebrannt.«
Rondeau ergänzte: »Sie bieten ihm ein Forum, Ms Gibson.«
»Und genau aus diesem Grund bist du unser einziges Bindeglied zu ihm.« Dean sah zu Curtis hinüber, der immer noch neben ihrem Stuhl stand. »Ich persönlich bin der Meinung, dass sie wissen sollte, welchen Spuren wir nachgehen.«
Curtis erwiderte seinen Blick mit einem Stirnrunzeln, setzte sich aber wieder hin. Dann sah er Paris direkt an und erklärte ihr in seiner typischen, direkten Art: »Wir haben möglicherweise ein vermisstes Mädchen.«
»Möglicherweise?«
Dean beobachtete sie, während sie Curtisâ Zusammenfassung dessen lauschte, was ihnen Griggs über Richter Baird Kemps Tochter erzählt hatte. Nachdem er die Fakten bereits kannte, konnte er Curtis völlig ausblenden und sich ganz auf Paris konzentrieren, die gebannt an dessen Lippen hing.
Offenbar hatte sie eine ansehnliche Stammhörerschaft aufgebaut, aber er fragte sich trotzdem, ob ihr die Arbeit als Fernsehreporterin fehlte. Wurde einem diese Arbeit nicht irgendwann zur zweiten Natur wie einem Bühnendarsteller die Theaterschminke?
Sie war ein Naturtalent und hatte mit ihren fundierten und unvoreingenommenen Reportagen das Vertrauen der Zuschauer gewonnen. Sie war schlau genug, um zu wissen, dass sie nicht zu niedlich oder zu glamourös wirken durfte, weil man ihr sonst unterstellen würde, sie sei ein Blondchen, das sich in ihren Job hochgeschlafen hatte. Wäre sie ins andere Extrem gefallen, hätte man sie als männerhassende, von Penisneid befeuerte Furie verunglimpft.
Paris hatte die perfekte Balance gehalten. Als Reporterin war sie genauso aggressiv wie jeder ihrer männlichen Konkurrenten,
aber sie hatte dabei stets ihre Weiblichkeit bewahrt. Sie hätte auf der Karriereleiter bis ganz nach oben klettern können.
Wenn nicht â¦
Ihr leiser Ausruf riss ihn in die Gegenwart zurück. »Die Eltern von diesem Mädchen haben seit vierundzwanzig Stunden nichts von ihr gehört oder gesehen, und sie beginnen sich erst jetzt Sorgen zu machen?«
Dean nickte. »Schwer zu glauben, wie? Sie haben noch keine förmliche Vermisstenanzeige erstattet, weshalb Janey offiziell noch gar nicht verschwunden ist. Aber es sind auch keine anderen Vermisstenanzeigen eingegangen. Natürlich sagt das für sich allein noch nichts, aber Curtis und ich fanden, dass man der Sache trotzdem nachgehen sollte.«
Sie zählte blitzschnell eins und eins zusammen. »Falls sich herausstellen sollte, dass damals die Tochter des Richters angerufen hat â«
»Genau darum wollten wir die Bänder abhören«, bestätigte Dean. »Hat sie ihren Namen genannt?«
»Leider nein. Du hast die Aufnahme gehört. Und beim Namen dieses Mädchens klingelt nichts bei mir. Falls ich in letzter Zeit irgendwo den Namen Janey gehört hätte, oder vor allem das eher ungewöhnliche Kemp, würde ich mich ziemlich sicher daran erinnern. Ist das auÃerdem nicht ziemlich weit hergeholt? Gründet ihr eure Ermittlungen da nicht auf einen sehr groÃen Zufall?«
»Das fanden wir anfangs
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