Rage Zorn

Valentinos Sicherung durchgebrannt ist, nachdem er ihn in deiner Sendung gehört hat, müssen wir das Telefonat zu der Anruferin zurückverfolgen.«
    Â»Falls es dafür nicht zu spät ist«, murmelte sie.
    Den Mienen rund um den Tisch nach zu urteilen, teilten alle Anwesenden ihre düstere Befürchtung.
    Â»Können Sie sich an einen Anruf wie jenen erinnern, den Valentino beschrieben hat?«, fragte Curtis sie.
    Â»Möglich. Ich habe seit unserem Gespräch heute Vormittag darüber nachgedacht. Vor drei Abenden ging ein Anruf ein, der dazu passen könnte. Ich habe ihn auf der Fahrt hierher auf dem Recorder in meinem Auto angehört. Ich habe die Kassette markiert und bis zu dem Anruf zurückgespult.«
    Dean zog die markierte Kassette unter den anderen in ihrer Tasche heraus, schob sie in den Recorder und drückte auf PLAY.
    Sie sprechen mit Paris.
    Hi, Paris.
    Weswegen rufen Sie an?
    Also, die Sache ist so, ich habe vor ein paar Wochen einen Typen kennen gelernt. Und wir haben es echt drauf. Ich meine, das mit uns ist absolut megaheiß, -heiß, -heiß. (Kichern.) Irgendwie exotisch.
    Deutlicher brauchen wir in einer Familiensendung wie dieser wohl nicht zu werden.
    (Wieder kicherte die Anruferin.) Aber ich bin auch gern mit anderen Typen zusammen. Und jetzt ätzt er dauernd rum. Voll eifersüchtig, ja?
    Wollen Sie Ihre Beziehung auf eine neue Grundlage stellen?

    Sie meinen, ob ich ihn liebe? Scheiße, nein. Bei der ganzen Sache ging’s nur um ein bisschen Spaß. Um sonst gar nichts.
    Er sieht das vielleicht anders.
    Dann ist das sein Problem. Ich weiß nur nicht, was ich jetzt mit ihm machen soll.
    Wenn Sie das Gefühl haben, dass diese Beziehung Sie einengt, sollten Sie sich daraus lösen. Ich würde Ihnen raten, den Bruch so schnell und so schmerzlos zu vollziehen wie nur möglich. Es wäre grausam, ihm noch länger Hoffnungen zu machen, wenn Sie mit dem Herzen nicht mehr bei der Sache sind.
    Okay, danke.
    Â»Das war alles«, sagte Paris. »Daraufhin hat sie aufgelegt.«
    Dean schaltete den Recorder aus. Sekundenlang lag ein betretenes Schweigen in der Luft, dann begannen alle durcheinander zu reden. Schließlich deutete Curtis auf Paris und erteilte ihr damit das Wort.
    Â»Ich wollte nur sagen, dass dieser Anruf vielleicht gar nichts mit Valentino zu tun hat. Es war ein eher belangloses Gespräch. Ich habe es nur ausgestrahlt, weil die Frau so lebhaft wirkte. Ihre Stimme lässt darauf schließen, dass sie eher jung ist. Mir hören vor allem Babyboomer zu. Weil ich meine Zuhörerschaft allmählich erweitern und auch jüngere Leute einschließen möchte, sende ich die meisten Gespräche mit jüngeren Anrufern.«
    Â»Haben Sie die Telefonnummer?«
    Â»Ich habe den Vox Pro kontrolliert. Die Nummer ist ›nicht verfügbar‹.«
    Â»Haben andere Zuhörer auf dieses Gespräch reagiert?«
    Â»Ein paar von ihnen können Sie auf dem Band hören. Einige von ihnen gaben interessante Tipps, wie sie die Trennung in die Wege leiten sollte. Anderen habe ich für ihre Anrufe gedankt, ohne sie auszustrahlen, und diese Anrufe wurden vom Vox Pro gelöscht.
    Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich in dieser Woche ein weiteres Gespräch über eine bevorstehende Trennung geführt hätte, das betrifft auch die Telefonate, die ich nicht ausgestrahlt
habe. Aber ich rede jeden Abend mit Dutzenden von Menschen. Da kann ich mich nicht an jeden einzelnen Anruf erinnern.«
    Â»Dürfen wir die Bänder vorübergehend behalten?«, fragte Curtis.
    Â»Sie gehören Ihnen. Ich habe von allen Kopien ziehen lassen.«
    Â»Ich glaube, wir sollten sie von jemandem abhören lassen – wie viele Stunden sind es alles in allem?«
    Â»Mehrere, fürchte ich. Ich habe die Bänder der letzten drei Wochen mitgebracht. Das macht zusammen fünfzehn Sendungen, aber natürlich lösche ich mehr Anrufe, als ich ausstrahle.«
    Â»Ich werde jemanden dransetzen, der überprüft, ob es einen weiteren Anruf in dieser Richtung gab, der Ihnen entfallen ist.«
    Â»Hat Valentino auf diesen Anruf reagiert?«, fragte Dean.
    Â»Am gleichen Abend, meinst du? Nein. Er meldet sich immer namentlich. Gestern Abend hat er zum ersten Mal seit längerer Zeit angerufen. Das weiß ich hundertprozentig.«
    Curtis stand auf. »Danke, Paris. Wir wissen Ihre Hilfe zu schätzen. Ich hoffe, es hat