Rage Zorn
dass Curtis Single war und dass
der Detective keine Gelegenheit auslieÃ, sich Paris gegenüber als Kavalier zu zeigen.
Paris löste dieses Verhalten bei allen Männern aus. Dabei hatte sie in all den Jahren, die er sie inzwischen kannte, nie kokettiert. Sie wirkte nie affektiert. Sie flirtete nicht, sie stellte sich nicht in den Mittelpunkt, sie zog sich nicht aufreizend an. Es war nichts, was sie getan hätte. Es war das, was sie war.
Ein Blick auf sie, und jeder Mann wünschte, er könnte sie in aller Ruhe kennen lernen. Ihre Figur war weit weniger üppig als die von Liz. Eigentlich wirkte sie eher kantig und jungenhaft, und sie war gröÃer als die meisten Frauen. Ihr Haar, hellbraun und mit verschiedenen Blondtönen durchsträhnt, wirkte immer leicht verwuschelt, was eindeutig sexy war, wie er annahm. Aber das allein war es nicht, weswegen Männer so auf sie ansprangen.
Vielleicht war es ihr Mund. Viele Frauen nahmen schmerzhafte Kollagen-Injektionen auf sich, um einen solchen Schmollmund ihr Eigen zu nennen. Paris hatte ihn genetisch erworben. Oder waren es die Augen? Die waren weià Gott spektakulär. In ihrer tiefblauen Unergründlichkeit luden sie ein, hineinzuspringen und darin zu baden, um festzustellen, ob es möglich wäre, bis auf den Grund zu tauchen. Nicht dass man zurzeit viel über ihre Augen sagen konnte, denn die blieben stets hinter ihrer Sonnenbrille versteckt.
Den jungen John Rondeau schien das allerdings nicht zu stören. Er war praktisch hypnotisiert.
»Haben Sie seit heute Morgen irgendwas Neues herausgefunden?« , fragte sie jetzt.
»Ja, aber wir wissen nicht, ob es von Bedeutung ist.« Sie hatte Curtis die Frage gestellt, aber Dean hatte, indem er darauf geantwortet hatte, Paris gezwungen, ihn anzusehen, was sie sorgsam vermieden hatte, seit sie den Raum betreten hatte. »Wir sind hier, um zu besprechen, inwiefern es wichtig sein könnte.«
Curtis mischte sich ein: »Rondeau arbeitet im Dezernat für Computerkriminalität.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Paris. »Inwiefern hat das, was Sie von mir verlangt haben, mit Computerkriminalität zu tun?«
»Darauf kommen wir noch«, erwiderte der Detective. »Mir ist bewusst, dass es auf den ersten Blick keine Beziehung zu geben scheint, und vielleicht gibt es auch keine.«
»Andererseits«, schränkte Dean ein, »könnte auch alles miteinander verknüpft sein. Genau das werden wir hier herauszufinden versuchen. Sind das die Kassetten?« Er wies auf die Leinentasche, die sie zusätzlich zu ihrer Handtasche mitgebracht hatte.
»Ja. Der Vox Pro kann tausend Minuten aufgezeichnetes Material speichern.«
»Wenn also ein Anruf hereinkommt, wird er automatisch aufgenommen?« , fragte Curtis. »Damit Sie die Anrufe filtern und verhindern können, dass jemand Ihre Zuhörer mit Obszönitäten belästigt?«
Sie lächelte. »So etwas kommt öfter vor. Darum wird jeder Anruf aufgezeichnet. Dadurch habe ich die Wahl, ihn später auszustrahlen oder ihn einfach zu löschen.«
»Wie überspielen Sie die Aufnahmen auf Kassette?«, fragte Dean.
»Das ist gar nicht so einfach. Einer unserer Toningenieure hat extra für mich eine Lösung ausgetüftelt. In regelmäÃigen Abständen schaufelt er â das ist sein Ausdruck, nicht meiner â die Aufzeichnungen vom Computer auf Kassette.«
»Warum?«
Sie zog unsicher die Schultern hoch. »Vielleicht aus nostalgischen Gründen. AuÃerdem könnten die interessanteren Unterhaltungen noch von Nutzen sein, falls ich jemals ein Demotape zusammenstellen will.«
»Also, warum Sie die Anrufe auch gespeichert haben, ich bin froh, dass sie nicht gelöscht wurden«, erklärte ihr Curtis.
»Sie müssen sich allerdings im Klaren sein, dass beim Ãberspielen die Qualität der Aufzeichnungen leidet«, sagte sie. »Die Bänder sind nicht so gut wie das Original.«
»Das macht nichts«, versicherte ihr Dean. »Falls wir später einen Stimmabdruck machen lassen müssen, könnte die Qualität eventuell zum Problem werden. Vorerst wollen wir aber nur herausfinden, ob es den Anruf, auf den sich Valentino bezog, wirklich gab, oder ob das nur eine fixe Idee war.
Darum wollten wir alle Anrufe abhören, die du letzte Woche entgegengenommen hast. Falls es tatsächlich einen solchen Anruf gab und falls
Weitere Kostenlose Bücher