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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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in der Auffahrt stehen sah: »Melissa! Ich dachte, ihr wärt noch in Europa!«
    Sobald das Mädchen seinen Namen hörte, drehte es sich zu ihnen um. Melissa war groß und schlaksig, unter dem Make-up, das sie mit der Finesse eines Indianers auf dem Kriegspfad aufgetragen hatte, war sie wahrscheinlich auch recht attraktiv.
    Â»Hi, Mrs K. Ich bin eben zurückgekommen.«
    Â»Ist sie eine Freundin von Janey?« Dean sah Marian Kemp an.
    Â»Ihre beste Freundin. Melissa Hatcher.«
    Hinter Paris’ Auto stand ein todschickes, nagelneues BMW-Cabrio, aber an Melissas Kleidung hätte niemand erkannt, dass sie aus reichem Hause kam. Sie trug abgeschnittene Jeans, deren lose Fäden über ihre nackten Schenkel strichen. Den Bund hatte sie ebenfalls weggeschnitten, sodass lediglich ein paar Fransen die Shorts über ihren knochigen Hüften hielten. Zwei Saphire blinkten aus ihrem gepiercten Nabel. Arm- und Kopfausschnitt ihres T-Shirts waren übergroß und ließen deutlich erahnen, dass sie nichts darunter trug.
    Ihre gestreiften Kniestrümpfe wirkten viel zu warm für die Jahreszeit, und die schwarzen Stiefel an ihren Füßen hätten eher einem Holzfäller oder einem Söldner im Kampfeinsatz angestanden. Widersinnigerweise baumelte eine riesige Handtasche von Gucci von ihrer Schulter.
    Â»Hast du mit Janey geredet, seit du zurück bist?«, fragte Marian Kemp.
    Â»Nein«, antwortete Melissa, als wäre ihr die Frage lästig. »Dieser Mann hier hat mir auch schon ein Loch in den Bauch gefragt. Was ist denn passiert?«
    Â»Janey ist gestern Nacht nicht heimgekommen.«
    Â»Na und? Wahrscheinlich hat sie bei irgendwem gepennt. Sie wissen schon.« Bei dem begleitenden Achselzucken rutschte das T-Shirt von einer Schulter. Sie schickte einen unverhohlen flirtenden Blick zu Dean hinüber.
    Â»Könnten Sie uns ein paar Namen nennen?«
    Sie drehte sich wieder zu Curtis um und betrachtete ihn vom Scheitel bis zur Sohle. »Namen?«
    Â»Von Leuten, bei denen Janey übernachtet haben könnte?«
    Â»Sind Sie ein Bulle?« Der Detective schlug das Sportsakko zurück und entblößte die Polizeimarke, die an seinem Hosenbund klemmte. »Ach du Scheiße. Was hat sie angestellt?«
    Â»Nichts, soweit wir wissen.«
    Â»Sie könnte in Gefahr sein, Melissa.« Paris trat von der Treppe und stellte sich zu den beiden.

    Das Mädchen besah sie neugierig. »Gefahr? In was für einer Gefahr denn? Sind Sie auch von der Polizei?«
    Â»Nein, ich bin Radiomoderatorin. Paris Gibson.«
    Melissa Hatchers Lippen waren in einem so dunklen Rot lackiert, dass es fast schwarz wirkte. Sie klappten ehrfürchtig auseinander. »Heftig! Das ist doch ein Witz, oder?«
    Â»Nein.«
    Â»Ach du Scheiße!« Der Freudenfluch war wahrscheinlich die aufrichtigste Reaktion, die dieses Mädchen seit Monaten gezeigt hatte. »Ist das nicht der Hammer? Ich höre Ihre Show, sooft ich kann. Also, wenn ich keine CDs höre. Aber manchmal, klar, sind CDs einfach nicht angesagt. Dann schalte ich Ihre Sendung ein. Ab und zu spielen Sie echt uralte Sachen, aber Sie haben es absolut drauf.«
    Â»Danke.«
    Â»Und Sie haben Superhaare. Sind das Highlights?«
    Â»Melissa, wissen Sie vielleicht, ob Janey einmal in meiner Sendung angerufen hat?«
    Â»Klar doch. Öfter sogar. Aber das ist schon eine Weile her. Wir haben von Janeys Handy aus angerufen und mit Ihnen geredet, aber dann wollten wir unsere Namen nicht sagen, und darum haben Sie das Gespräch nicht gesendet. Aber das war nur cool, weil wir total breit waren und man das bestimmt gehört hat.«
    Paris lächelte sie an. »Vielleicht beim nächsten Mal.«
    Â»Hat Janey in letzter Zeit bei Paris angerufen?«, fragte Dean. Dunkle, von noch dunklerem Kajal umrahmte Augen glitten zu ihm hinüber. Paris stellte ihn als Dr. Malloy vor. Er streckte die Hand aus.
    Im ersten Moment schien sie mit der höflichen Geste nichts anfangen zu können, doch dann ergriff Melissa die dargebotene Hand. »Was für ein Doktor sind Sie?«
    Â»Psychologe.«
    Â»Ein Psychologe? Scheiße, was hat Janey denn angestellt? Hat sie den Löffel abgegeben oder was?«
    Â»Das wissen wir nicht. Seit über vierundzwanzig Stunden hat
sie niemand mehr gesprochen oder gesehen. Ihre Eltern machen sich große Sorgen, und wir tun das auch.«
    Â»Wir? Sind Sie auch Bulle?«
    Â»Ja.

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