Rage Zorn
Ich arbeite für die Polizei.«
»Hmm.« Melissas misstrauischer Blick wanderte von einem zum anderen, und Dean spürte, wie sie sich argwöhnisch zurückzog. Sie würden sie verlieren. Obwohl sie ein Paris-Gibson-Fan war, war sie vor allem gegenüber ihrer besten Freundin loyal. Sie würde ihnen nur das Nötigste über Janey erzählen.
»Ich habe schon gesagt, ich habe keine Ahnung, wo Janey steckt oder mit wem sie telefoniert hat, weil ich gerade aus Frankreich zurück bin. Ich bin bestimmt seit dreiÃig Stunden auf den Beinen, und darum werde ich jetzt heimfahren und mich hinhauen. Wenn Janey auftaucht, sagen Sie ihr, dass ich wieder da bin, okay, Mrs K.?«
Ihre Guccitasche schwang in einem weiten Bogen aus, als sie sich umdrehte und zu ihrem Wagen stolzierte. Aber als sie davorstand, drehte sie sich noch einmal um und klatschte sich die von glitzernden Armreifen und zahllosen Ringen beschwerte Hand an die Stirn.
»Heilige ScheiÃe, jetzt hab ichâs!« Sie deutete auf Dean. »Kein Wunder, dass Sie so eine Sahneschnitte sind. Sie sind Gavins Dad.«
11
»Wach auf, Schlafmütze.«
Janey schlug die Augen auf. Er hatte sich über sie gebeugt, das Gesicht dicht über ihrem, und sein Atem wehte geisterhaft über sie hinweg. Er küsste sie auf die Stirn. Sie stöhnte kläglich.
»Hast du mich vermisst?«
Als sie nickte, lachte er. Er glaubte ihr nicht, und das war ziemlich klug. Denn bei der ersten Gelegenheit würde sie diesen Hurensohn killen.
Sie gab sich alle Mühe, damit er ihr den Hass nicht ansah, denn sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie am ehesten eine Chance hatte, wenn sie unterwürfig wirkte. Dieser Irre wollte mit ihr spielen, er wollte sie betteln lassen, er wollte sie dominieren.
Na schön. Sie würde sein anschmiegsames kleines Püppchen spielen â bis er ihr irgendwann den Rücken zukehrte, dann würde sie ihm den Schädel einschlagen.
»Was ist das denn?« Er hatte das fleckige Laken bemerkt und schüttelte zungenschnalzend den Kopf.
Sie hatte sich nass gemacht. Was hatte er erwartet? Er hatte sie weià Gott wie lang allein gelassen. Sie hatte ihre Blase bis zum ÃuÃersten strapaziert, aber irgendwann musste sie doch ins Bett pinkeln.
»Jetzt wirst du dein Bett machen müssen«, erklärte er ihr.
Okay, ich mache das Bett. Bind mich los und gib mir ein frisches Laken, damit ich dich damit erwürgen kann.
Er strich eine verfilzte Haarsträhne aus ihrem Gesicht. »Du stinkst nach Pisse und SchweiÃ, Janey. Hast du dich angestrengt? Womit wohl, frage ich mich?« Sein Blick schweifte herum, bis er auf der Wand hinter dem Bett zu liegen kam. »Hm. Macken in der Wandfarbe. Du hast das Bett vor und zurück geschaukelt, damit das Kopfende gegen die Wand hämmert, nicht wahr?«
Verdammt! Sie hatte gehofft, dass sie damit einen Nachbarn alarmieren könnte, der irgendwann so wütend über das dauernde Klopfen wäre, dass er herüberkäme, um das Hämmern zu unterbinden. Wenn dann niemand reagierte, würde er sich beim Hausverwalter beschweren, und der Hausverwalter würde vorbeikommen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Man hätte sie gefunden, ihren Vater benachrichtigt, und er hätte dafür gesorgt, dass dieses Arschloch nie wieder das Tageslicht erblickte. Er hätte ihn in eine Zelle unter dem Gefängnis geworfen und allen zwei Meter groÃen Schwulen einen Schlüssel überlassen.
Ihr Tagtraum von Rettung und Rache erstarb, als er das Bett
einen Meter von der Wand wegschob. »Das geht natürlich nicht, Janey.« Er beugte sich herunter und küsste sie auf die Stirn. »Tut mir Leid, dass ich deinen schlauen kleinen Plan durchkreuzen muss, mein Schätzchen.«
Sie sah ihn mit einer Verzweiflung an, die nur zur Hälfte vorgetäuscht war. Dann stöhnte sie flehentlich.
»Musst du auf die Toilette?«
Sie nickte.
»Na schön. Aber du musst mir versprechen, dass du keinen Fluchtversuch unternimmst. Du würdest dir nur wehtun, und ich will dir nicht wehtun müssen.«
Versprochen , sagte sie durch das grässliche Klebeband hindurch.
Zuerst band er ihre FüÃe los. Sie hatte gedacht, dass sie um sich treten und nach Kräften strampeln würde, sobald sie frei war, aber zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass ihre GliedmaÃen wie Gummi waren. Ihre Beine wollten sich kaum regen,
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