Rage Zorn
hätten schon einmal nicht auf ihn gehört?«
»Ich habe keine Ahnung, genau wie ich ihm gesagt habe.«
»Sie können sich nicht erinnern, dass Sie schon einmal eine Drohung erhalten hätten?«
»Wenn ich je zuvor einen Anruf wie diesen bekommen hätte, dann hätte ich ihn der Polizei gemeldet.«
»So wie sie es gestern Abend getan hat.« Es gefiel Dean nicht, wie der Detective Paris ansah. »Was haben Sie im Sinn?«
»Nichts. Ich habe nur nachgedacht.«
»Dann tun Sie uns den Gefallen und denken laut nach.«
Curtis drehte sich zu ihm um und schien kurz zu überlegen, ob er an dem Tonfall Anstoà nehmen sollte, aber dann schien ihm einzufallen, dass Dean der Ranghöhere war. »Ich habe über Paris nachgedacht.«
»Und inwiefern?«
»Wieso sie sich so anstrengt, anonym zu bleiben. Was ich offen gesagt nicht kapiere.« Er drehte sich nach hinten. »Andere Leute in Ihrem Beruf sind viel extrovertierter. Publicitygeil. Sie lassen ihre Gesichter auf Werbetafeln drucken. Sie machen Auftritte, solche Sachen.«
»Ich bin anders als die wilden, verrückten Primetime-DJs. Mein Programm ist nicht so aufgekratzt wie ihres. Ich spiele andere Musik, und ich bin anders. Ich bin die körperlose Stimme aus dem Dunkeln. Ich bin das offene Ohr, wenn sonst niemand zuhören will. Wenn meine Zuhörer wüssten, wie ich aussehe, würde das die Vertraulichkeit, die ich mit ihnen teile, beeinträchtigen. Oft ist es für die Menschen leichter, mit einer Fremden zu reden als mit einem Freund.«
»Für Valentino ist es jedenfalls leichter«, bemerkte er. »Falls er für Sie tatsächlich ein Fremder ist.«
»Vielleicht bis jetzt noch, aber er will es jedenfalls nicht bleiben«, sagte er. Paris und Curtis wussten, dass er damit auf Valentinos Bemerkung anspielte, er und Paris würden bald ein Paar werden.
Curtis folgte noch immer seinem ursprünglichen Gedankengang. »Wissen Sie«, sagte er, »manche dieser Telefonsexleute sind nicht besonders attraktiv. Fett, hässlich, ganz anders, als man von der Stimme her glauben würde.«
Dean wusste, dass er mit dieser Bemerkung etwas bezweckte. »Okay, Sie haben den Köder ausgeworfen. Ich habe ihn geschluckt.«
»Statt in einem Negligé auf einem Satinbett zu lagern, wie sie ihren Anrufern weismachen wollen, telefonieren sie in Sweatshirts und Turnschuhen von einer unaufgeräumten Küche aus. Es
zählt allein die Phantasie.« Er drehte sich wieder um und sprach Paris an. »Die Leute hören Ihre Stimme und machen sich im Geist ein Bild von Ihnen. Ich spreche da aus Erfahrung.«
»Und?«
»Ich war meilenweit von der Realität entfernt. Ich habe Sie mir dunkelhaarig und braunäugig vorgestellt. Eher wie eine Handleserin.«
»Tut mir Leid, dass ich Sie enttäuscht habe.«
»Von Enttäuschung kann keine Rede sein. Sie sehen nur nicht so exotisch aus, wie es Ihre Stimme vermuten lässt.« Er drehte sich in seinem Sitz zur Seite, damit er nicht ständig den Kopf verdrehen musste, wenn er mit ihr redete. »Ich will damit nur sagen, dass sich manche Zuhörer möglicherweise ein völlig falsches Bild von Ihnen machen. Valentino scheint einer von denen zu sein.«
»Man kann Paris doch nicht für die Phantasien ihrer Zuhörer verantwortlich machen«, mischte sich Dean ein. »Vor allem, wenn sie unter geistigen, emotionalen oder sexuellen Problemen leiden.«
»Ja, das haben Sie schon gesagt.« Nachdem der Detective Deans Kommentar abgetan hatte, wandte er sich wieder an Paris. »Haben Sie einen persönlichen Grund, weshalb Sie anonym bleiben möchten?«
»Absolut. Ich möchte meine Privatsphäre bewahren. Wenn Sie im Fernsehen auftreten, stehen Sie ständig im Licht der Ãffentlichkeit, auch wenn Sie nicht auf Sendung sind. Das hat mir an meiner Arbeit nicht gefallen. Mein Leben war ein offenes Buch. Alles, was ich sagte oder tat, wurde von wildfremden Menschen, die nichts über mich wussten, kritisiert, begutachtet und beurteilt.
Das Radio ermöglicht es mir, in dem Geschäft zu bleiben, ohne dass ich dabei im Rampenlicht stehe. Es erlaubt mir, überallhin zu gehen, ohne dass ich erkannt und begafft werde und ohne dass mein Privatleben unablässig in die Ãffentlichkeit gezerrt wird.«
Curtis wusste, dass er nicht die ganze Wahrheit gehört hatte, und gab das mit
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