Ragnarök
Verärgert? Beobachtete er das Bild auf dem Schirm, oder betrachtete er einfach nur die winzigen Indikatorlichter über und unter dem Schirm?
Neelix vermochte es nicht zu sagen. Er wußte nicht, ob
Chakotay zuhörte oder das ganze Gespräch ignorierte, um seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
Und was Janeway betraf, so hörte sie zwar zu, genau wie zuvor auch, doch ihre Entscheidung hatte sie längst getroffen. Sie hatte Vertrauen in ihr Schiff und die Mannschaft und glaubte, alle wären bereit, sich den Gefahren zu stellen, die im Kuriyar-Sternhaufen warten mochten. Der mögliche Nutzen, der zu erwarten stand, falls der Tetryonenstrahl tatsächlich aus dem Sternhaufen gekommen war, war zu groß, um einfach ignoriert zu werden.
Und abgesehen von den Möglichkeiten, die der Tetryonenstrahl repräsentierte, stellte sich natürlich auch noch die Frage nach ihren Pflichten als Starfleet-Offizierin. Die Föderation war dem Frieden verpflichtet. Natürlich erlaubte ihnen die Erste Direktive keine Intervention, dennoch hatte Starfleet stets große Anstrengungen unternommen, um Frieden zu schaffen und zu bewahren. Die Föderation stellte Vermittler, transportierte Diplomaten, diente als Schiedsrichter und unternahm auch ansonsten alles, um interstellare Kriege zu beenden.
Als Starfleet-Offizierin betrachtete Janeway es als ihre Pflicht, wenigstens zu versuchen, eine friedliche Einigung
herbeizuführen, sollten sie auf die kriegführenden Rassen stoßen, die Neelix beschrieben hatte. Angesichts der besonderen Lage, in der sich die Voyager befand, suchte sie allerdings nicht gerade nach Ärger, und sie hätte es durchaus mit ihrem Gewissen vereinbaren können, einfach einen weiten Bogen um den Kuriyar-Sternhaufen zu schlagen, wäre da nicht dieser geheimnisvolle Scannerstrahl gewesen…
Nun, jedenfalls beabsichtigte sie, in den Sternhaufen
vorzudringen, Krieg oder nicht, und ungeachtet all dessen, was Neelix sonst noch an Einwänden vorbringen mochte.
Janeway wünschte nur, Neelix würde die Situation einfach akzeptieren und den Mund halten. Fast war sie versucht, ihn von der Brücke zu jagen. Doch wenn er tatsächlich Informationen über das vor ihnen liegende Gebiet besaß, und wenn dort wirklich feindliche Kriegsschiffe auf der Lauer lagen, dann mochten sich die Kenntnisse des Talaxianers als lebenswichtig erweisen.
»Mr. Paris«, sagte Janeway, »scannen Sie das vor uns liegende System und prüfen Sie, ob es dort irgend etwas gibt, das für uns von Interesse sein könnte.«
»Aye, Captain«, antwortete Paris. »Soweit ich weiß, haben die Replikatoren wieder eine Fehlfunktion; soll ich versuchen, eine Kaffeeplantage ausfindig zu machen?«
»Das wäre ausgezeichnet, Mr. Paris«, entgegnete Janeway und lächelte über den Scherz. »Und suchen Sie auch nach einem Schild, das uns einen Hinweis gibt, wo wir die Gefährtin des Beschützers finden können.«
»Captain, bitte«, sagte Neelix, trat neben sie und stützte sich mit einer Hand auf das Geländer. »Was hätte die Gefährtin des Beschützers mitten in einem Kriegsgebiet zu suchen?«
»Vielleicht will sie versuchen, den Krieg zu beenden«,
antwortete Janeway. Ihr Lächeln verschwand, als sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr Neelix ihr mittlerweile auf die Nerven ging. »Nach dem Verhalten des Beschützers in bezug auf die Ocampa zu urteilen, scheinen diese
extragalaktischen Wesen zumindest gute Absichten zu verfolgen, auch wenn sich das nicht immer eindeutig in ihren Handlungen niederschlägt. Vielleicht ist die Gefährtin ja damit beschäftigt, den Krieg zu beenden – was immerhin erklären würde, weshalb Sie noch keine Berichte über sie aus anderen Gebieten der Galaxis vernommen haben, Mr. Neelix.«
»Aber wenn sie ebenso mächtig ist wie der Beschützer und tatsächlich den Krieg beenden wollte, hätte sie das schon längst getan«, wandte der Talaxianer ein. »Weder die P’nir noch die Hachai können in technologischer Hinsicht auch nur annähernd mit ihr konkurrieren!«
»Aber wir wissen nichts über ihre Denkweise«, erklärte
Janeway. »Möglicherweise ist sie in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt – so wie wir durch die Erste Direktive, Mr. Neelix.
Der Beschützer schien an einen sehr starken Moralkodex
gebunden zu sein, und vielleicht verwehrt dieser Kodex der Gefährtin jede direkte Intervention. Trotzdem könnte sie dort sein und versuchen, die Hachai und die P’nir zur Vernunft zu bringen.«
»Nun, falls
Weitere Kostenlose Bücher