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Ragnarök

Ragnarök

Titel: Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Archer
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autark und mußten daher zwischen den einzelnen Angriffen nicht zu ihrer Basis zurückkehren. Auf diese Weise gab es keine
    Nachschubwege, die der Kontrahent hätte unterbrechen können, und somit waren die Schiffe in der Lage, sich so viel Zeit wie nötig zu nehmen, um die planetaren Verteidigungsanlagen zu zerschlagen.«
    Janeway nickte. »Erzählen Sie weiter.«
    »Der springende Punkt dabei war, daß beide Seiten beim Bau dieser Flotten den gleichen Fehler wie zuvor machten; sie schufen fast unzerstörbare Festungen, und zwar wieder auf Kosten der Offensivbewaffnung. Die beiden Flotten zerstörten eine Menge Welten, wie Sie selbst gesehen haben, doch als sie schließlich aufeinandertrafen und den Kampf begannen… nun, da passierte nicht sehr viel. Zumindest anfangs nicht.«
    Neelix deutete zum Hauptschirm hinüber. »Als die Flotten sich begegneten, begann die Schlacht, die noch immer dort draußen stattfindet. Jedes neue Schiff, das eine der beiden Parteien baute, wurde sofort losgeschickt, um sich dem Kampf anzuschließen, denn andernfalls könnte ja der Gegner siegen und dann
    ungehindert den Sternhaufen durchstreifen. Jahrhundertelang diente die gesamte Industrie des Kuriyar-Haufens nur dem einen Ziel, ein Schiff nach dem anderen in den Kampf zu schicken.
    Natürlich wurden damit zugleich auch sämtliche
    Handelsmöglichkeiten in diesem Gebiet ruiniert, und…«
    Neelix bemerkte, wie sich der Gesichtsausdruck des Captains veränderte, und verzichtete lieber darauf, genauer zu erläutern, wieviel Geld den ehrbaren talaxianischen Waffenhändlern durch diese Entwicklung entgangen war.
    »Wie Sie selbst sehen können, Captain, haben sowohl die P’nir als auch die Hachai alles auf diesen Kampf gesetzt. Der Verlierer wird ohne Zweifel dermaßen geschwächt sein, daß der Sieger –
    wenn es denn überhaupt einen Sieger gibt – den Unterlegenen vollständig auslöschen kann. Erinnern Sie sich nur an den Planeten, auf dem wir das halbfertige Schiff entdeckt haben. Er ist völlig ohne Schutz. Und sehr wahrscheinlich sieht es auf den anderen Welten genauso aus.«
    »Sie haben eben gesagt: ›Wenn es überhaupt einen Sieger gibt‹?« hakte Janeway nach.
    »Ihr Offizier sagt, die beiden Flotten wären annähernd gleich stark«, meinte Neelix mit einem Achselzucken.
    »Vielleicht vernichten sie sich ja auch gegenseitig bis auf den letzten Mann.«
    »Das wäre dann deren eigene Version von Ragnarök«, bemerkte Tuvok, während er hinter seiner glatten grauen Konsole
    hervortrat.
    Neelix blinzelte verwundert und drehte sich zu dem Vulkanier um. »Ihre eigene Version von was?« fragte er.
    »Ragnarök«, wiederholte Tuvok und kam auf die
    Kommandoebene herunter. »Ein alter irdischer Mythos. Er geht auf die nordischen Kulturen zurück, die im nordwestlichen Teil des eurasischen Kontinents lebten.«
    »Ich bin damit nicht vertraut«, erklärte Neelix.
    »Die altnordischen Dichter erzählten, Odin, der Höchste jener Gruppe von Göttern, die Äsen genannt wurden, hätte eines seiner Augen im Tausch für das Wissen um die Zukunft geopfert. Zu diesen Kenntnissen gehörten auch die Einzelheiten der letzten Schlacht zwischen den Asen und ihren Erzfeinden, den Riesen.
    Bei dieser Schlacht, die mit dem Namen Ragnarök bezeichnet wurde, würden sowohl die Götter wie auch die Riesen vernichtet werden, und mit ihnen würde die ganze Welt untergehen. Und obwohl beide Seiten aufgrund Odins Tauschhandel wußten, daß diese Schlacht ihr Ende bedeutete, waren sie nicht in der Lage, sie zu verhindern oder ihren Ausgang zu ändern.«
    Neelix starrte den Vulkanier an. »Was für ein düsterer Mythos!«
    sagte er.
    »Er ist tatsächlich sehr düster«, stimmte Janeway zu. »Die altnordischen Völker waren auch nicht gerade ein fröhlicher Menschenschlag.«
    »Ich finde es faszinierend«, warf Kes ein.
    »Wesentlich weiter verbreitet ist die Prophezeiung von
    Armageddon, ein anderer irdischer Mythos um eine letzte Schlacht«, sagte Tuvok. »In dieser Geschichte wird jedoch vorhergesagt, daß die Kräfte des Guten überleben und letztlich über die Streitmacht des Bösen triumphieren. Insofern scheint diese Erzählung nicht so gut zu den hiesigen Gegebenheiten zu passen wie der Mythos von Ragnarök.«
    »Gibt es denn nicht irgend etwas, das wir tun können?« fragte Janeway. »Mir behagt die Vorstellung überhaupt nicht, einfach nur abseits zu stehen und zuzusehen, wie sich zwei Kulturen gegenseitig vernichten.« Sie warf einen Blick auf

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