Ragnarök
Augenblick noch schwächer, als die
Schiffsenergie auf die vorderen Schilde umgeleitet wurde. Das rote Licht verlieh dem grauen Teppichboden eine fast schwarze Färbung, zu der das sanfte, bunte Glühen der
Instrumentenpaneele in scharfem Kontrast stand.
Janeway registrierte, daß die Schilde der Voyager die Attacke der Hachai mit Leichtigkeit absorbierten, ohne etwas von der zerstörerischen Energie ins Innere des Schiffs durchzulassen.
»Gegner stoppt den Angriff und dreht ab«, meldete Paris.
»Dann war das nur ein Warnschuß«, bemerkte Chakotay.
»Ich neige dazu, Commander Chakotay beizupflichten«, erklärte Tuvok. »Das Hachai-Schiff hat aus extremer Entfernung gefeuert und sofort danach wieder abgedreht.«
Janeway wandte sich zu dem Vulkanier um. »Diese Waffe,
Tuvok, worum hat es sich da gehandelt? Wie haben Sie sie bezeichnet?«
»Als phasenverschobenen Energiestrahl«, antwortete Tuvok von seiner Konsole aus. »Es handelt sich nicht um einen echten Phaser, sondern um das Produkt einer ähnlichen, wenn auch etwas primitiveren Technologie.« Der Captain dachte über diese Aussage nach. Phaser gehörten seit einem Jahrhundert zur Standardbewaffnung innerhalb der Föderation, und diese
Technologie hatte sich über den gesamten Alpha-Quadranten verbreitet. Hier schien sie jedoch nicht üblich zu sein.
Ein Phaser benutzte einen feinabgestimmten monopolaren
Strahl kohärenter Energie, der moduliert werden konnte, um verschiedenartige Effekte hervorzurufen, angefangen bei einer Blockierung von Nervenimpulsen, ohne dem Zielobjekt dabei weitergehende Schäden zuzufügen, bis hin zur Desintegration von Materie.
Nach Tuvoks Aussage handelte es sich jedoch bei den hier gebräuchlichen Waffen um etwas anderes. »Geben Sie mir
genauere Spezifikationen.«
»Auf ihrem Schirm, Captain«, antwortete der Vulkanier.
Janeway klappte das Paneel neben ihrem Sessel auf und
betrachtete das Display. Genau wie Tuvok gesagt hatte, konnte man diese Waffen nicht als Phaser bezeichnen. Die abgestrahlte Energie war zwar kohärent, aber nicht monopolar, was bedeutete, daß sie nicht genau abgestimmt werden konnte. Zwar ließen sich die Phasen offenbar nach oben oder unten verschieben, was den erzielten Effekt bis zu einem gewissen Grad veränderte, doch damit wurde nicht annähernd die Vielseitigkeit der Waffen der Voyager erreicht. Diese Strahlen konnten weder auf Betäubung eingestellt werden, noch Materie vollständig auflösen, sondern nur einen vernichtenden Schlag auslösen. Zwar ließ sich der Strahl so justieren, daß er das Ziel extrem aufheizte, oder auch eng bündeln, um Materie regelrecht zu zerschneiden, doch trotz dieser und einiger anderer Einsatzmöglichkeiten war er bei weitem nicht so effektiv wie ein Phaser.
Offensichtlich hatte im Kuriyar-Sternhaufen niemand jemals den Kawamura-Franklin-Schaltkreis entwickelt, der echte Phaser erst möglich machte.
»Ist das das Beste, was sie aufzubieten haben?« fragte Janeway.
»Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen«, antwortete Tuvok,
»aber es scheint sich tatsächlich um ihre Hauptwaffe zu handeln.«
»Unsere Schilde sind damit jedenfalls problemlos fertig geworden«, meinte der Captain.
»Der Schuß wurde aus extremer Entfernung abgefeuert«,
erinnerte sie der Vulkanier. »Es sieht allerdings tatsächlich so aus, als könnten unsere Schilde auch einem ernsthaften Angriff dieser Waffen beträchtliche Zeit standhalten.«
»Jahrelang?« fragte Janeway und dachte dabei an Tuvoks
Schätzung, wonach die Schlacht noch dreißig Jahre andauern würde.
»Nein«, erklärte der Vulkanier. »Die Schilde der Hachai und der P’nir scheinen den unseren erheblich überlegen zu sein. Bei unserem gegenwärtigen Zustand würde der Energieverbrauch die Reserven der Voyager relativ rasch aufzehren, was zum Zusammenbruch unserer Schilde führt. Trotzdem könnten wir einem ernsthaften Angriff zumindest für ein paar Stunden widerstehen.«
Das war ein interessanter Aspekt, der eine Reihe von
Möglichkeiten eröffnete. Die Voyager konnte also notfalls mit einer Seite kommunizieren, auch wenn sie unterdessen von der anderen angegriffen wurde. Das entsprach zwar nicht den normalen Bedingungen für eine erfolgreiche Friedensvermittlung, aber schließlich ließ sich diese Situation auch nicht gerade als normal bezeichnen.
Und vielleicht bot sich hier überdies auch eine Möglichkeit, den eigenen Bedürfnissen Rechnung zu tragen.
»Könnten wir lange genug durchhalten, um
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