Ragnarök
sie alle nur erdenklichen Anstrengungen unternehmen, um ihr Ziel zu erreichen. Und sie wußte, wenn sie irgendwann aufgab und ihren Weg fortsetzte, würde sie sich für den Rest ihres Lebens fragen, ob es nicht doch etwas gab, was sie noch hätte versuchen können.
»Keine Antwort, Captain«, sagte Harry Kim. Janeway seufzte.
»Dann richten Sie einen gebündelten Kom-Strahl auf das
nächstgelegene Schiff. Welcher Seite es angehört, ist mir egal.«
»Da ist ein schwerer Kreuzer der P’nir, der sich in unserer Richtung…«, begann Kim.
Der Captain unterbrach ihn, bevor er den Satz vollenden konnte.
»Der ist mir schon recht«, erklärte sie.
»Nachricht geht raus…« Der Fähnrich wartete über seine
Konsole gebeugt auf Antwort. »Tut mir leid, Captain, sie reagieren nicht.«
»Dann versuchen Sie es bei einem Hachai-Schiff«, befahl Janeway.
»Aye, aye«, bestätigte Kim und tippte die Kontrollen an.
»Sendung läuft.«
Bevor Janeway etwas sagen konnte, tauchte auf dem
Hauptschirm das Bild der Hachai-Brücke auf.
Das Design war ungewohnt, aber durchaus nachvollziehbar. Ein Hachai, vermutlich der Kommandant, saß in einer transparenten Kugel in der Mitte einer freien Fläche, umgeben von anderen Hachai, die einzelne Stationen auf mindestens drei
unterschiedlichen Ebenen bemannten; es mochte auch durchaus noch weitere Level geben, die nicht vom Aufnahmebereich erfaßt wurden.
Die Hachai waren fette, blaugraue Wesen mit Stielaugen und vier mehrgelenkigen Armen, genau wie die Puppe – oder die Mumien. Janeway erinnerte sich, daß die Beine der Mumien unter Geröll verborgen gewesen waren; die Puppe hatte stummelige kleine Beine besessen, die in den rundlichen Leib des Spielzeugs gestopft waren. Ihr fiel auf, daß sie auch jetzt keine Beine sehen konnte. Wahrscheinlich verfügten die Hachai über Beine, die denen der Puppe ähnelten, auch wenn davon nichts zu erkennen war. Möglicherweise ließen sie sich ja einziehen.
Diese lebenden, atmenden Hachai zu sehen, empfand Janeway gleichzeitig als überraschend und erfreulich. Es half ihr zumindest, die Erinnerung an jene traurigen kleinen Mumien erträglicher zu machen.
»Ihre Sendungen sind unerwünscht«, erklärte der Kommandant der Hachai brüsk. »Wir werden uns auf keine P’nir-Betrügereien einlassen.«
»Von Betrügerei kann keine Rede sein«, entgegnete Janeway rasch. »Wir sind eine absolut neutrale Partei, die nicht mit ansehen will, wie Lebewesen unnötigerweise sterben…«
Der Hachai unterbrach sie.
»Wir müssen annehmen, daß hinter Ihrer Anwesenheit ein Trick der P’nir steckt«, stellte er fest. »Vielleicht mit der Absicht, uns zu unbedachten Aktionen zu verleiten oder uns auch einfach nur abzulenken. Wenn Sie nicht Teil eines Betrugsmanövers der P’nir sind, sondern tatsächlich eine neutrale Partei, dann verlassen Sie dieses Gebiet augenblicklich. Sie sind hier unerwünscht.«
»Wir sind nicht …«, setzte Janeway an.
»Wenn Sie sich nicht entfernen«, unterbrach sie der Hachai-Captain abermals, »sehen wir uns gezwungen, Sie als feindlich einzustufen und dementsprechend zu reagieren. Dies ist die letzte Warnung.«
Der Schirm wurde dunkel.
Janeway runzelte die Stirn. »Kontaktieren Sie ihn noch einmal«, sagte sie.
»Sendung läuft«, meldete Kim. Einen Moment später schüttelte er den Kopf. »Sie reagieren nicht auf unseren Ruf.«
Captain Janeway überdachte die Lage. Was konnten sie noch unternehmen? Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, als Paris plötzlich rief: »Captain! Ein Schiff der Hachai schert aus der Formation aus und nimmt Kurs auf uns!«
»Auf den Schirm!« Janeway beugte sich gespannt vor.
Tatsächlich hatte sich ein einzelnes Großkampfschiff der Hachai aus dem Gefecht gelöst und hielt jetzt auf die Voyager zu. Die bauchige graue Masse füllte den Schirm zusehends aus.
»Es ist groß«, bemerkte Chakotay unnötigerweise. Das sich nähernde Schiff wirkte gigantisch und ließ die Voyager winzig erscheinen.
»Alarmstufe Rot«, ordnete Janeway mit scharfer Stimme an.
»Schilde auf Maximum. Fragen Sie die Hachai, was sie…«
»Das Hachai-Schiff eröffnet das Feuer, Captain«, meldete Tuvok gelassen. »Es scheint sich um einen multifrequenten, phasenverschobenen Energiestrahl zu handeln…«
Der ›phasenverschobene Energiestrahl‹ ließ den Hauptschirm für einen kurzen Moment rot aufleuchten. Das Bild flackerte, und die bereits wegen des Alarms abgedunkelte Brückenbeleuchtung wurde für einen
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