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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Kinder und Jugendliche nicht viel miteinander zu tun gehabt. Doch Greg mochte den jungen Polizisten, weil er es verstand, mit den Alten und den Jungen gleichermaßen gut auszukommen.
    Bill warf brummend seine halb aufgerauchte Zigarette zu Boden und trat sie sorgfältig aus. »Als Sheriff ist man eben immer schlecht dran. Ich kam bis jetzt nicht mal dazu, mir anzusehen, was passiert ist. Und diese Leute waren furchtbar hartnäckig. Sie hätten ein Recht darauf, das Kap zu sehen, haben sie vehement behauptet. Schließlich wären sie extra deswegen von Oregon hier raufgefahren.« Er sah Greg empört an. »Recht! Was für Rechte haben wir denn? Schließlich ist es unser Land.«
    »Wie hast du es geschafft, sie davon abzuhalten, ihr Recht einzufordern?«, fragte Greg lächelnd und verlagerte sein Körpergewicht auf sein gesundes Bein. Sein linker Knöchel schmerzte, wahrscheinlich würde es bald Regen geben.
    Der Sheriff richtete sich auf, reckte die Brust unter seinem Uniformhemd und stellte sich gewichtig in Positur. Doch selbst jetzt war er immer noch einen halben Kopf kleiner als Greg Ahousat.
    Mit einer bezeichnenden Geste legte der Sheriff seine rechte Hand auf das Halfter seiner Dienstwaffe und ließ seine Finger darauf spielen, als wären es die Tasten eines Klaviers.
    »Das ist doch nicht dein Ernst, Billy«, sagte Greg kopfschüttelnd, aber insgeheim lächelte er, als er die Szene vor sich sah.
    »Jedenfalls hat es gewirkt.« Der Sheriff grinste.
    Greg wollte weitergehen, aber Bill schnappte ihn am Arm. »Wo willst du eigentlich hin, Ahousat?«
    »Zum Chief. Ich nehme an, er ist unten am Kap.«
    Bill Lighthouse stemmte die Hände in die Hüften und bekam einen dienstlichen Blick. »Ich darf niemanden durchlassen.«
    Greg lief weiter. Ohne sich umzudrehen, rief er: »Tja. Dann wirst du mich wohl erschießen müssen, Billy.«
    Als Greg am Kap ankam, begrüßte Chief Hunter ihn mit einem kräftigen Händedruck. Der junge Holzschnitzer war weitläufig mit ihm verwandt. Sie gehörten derselben Lineage an, einer Verwandtschaftsgruppe, deren Mitglieder entweder mütterlicherseits oder väterlicherseits von einem gemeinsamen Vorfahren abstammten.
    Greg begutachtete das kaputte Geländer und blickte nach unten.
    »Die Frau hat wirklich Glück gehabt«, sagte Hunter, »es ist ein Wunder, dass sie das überlebt hat.«
    »Ich habe ihr gesagt, sie soll springen.« Greg sah Hunter an. »Oren, ich weiß, dass du das nicht gerne hören wirst, aber ich glaube, da hat jemand am Geländer rumgebastelt. Hast du dir die Geländerteile mal genauer angesehen? Sie sind auseinandergefallen, als wären sie mit Tapetenleim zusammengekittet gewesen.«
    Der Polizeichef fuhr sich mit der Hand durch das dichte, grau melierte Haar und seufzte. »Denkst du, ich bin zu alt und schon halb blind, Junge? Glaubst du wirklich, ich hätte das nicht selbst bemerkt? Ich werde der Sache nachgehen müssen, auch wenn es mir nicht gefällt.«
    Er stieg die Stufen hinauf und Greg folgte ihm. »Hast du eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
    »Nein«, sagte Greg.
    Hunter kratzte sich am Kinn. »Das ist ein ziemlicher Schlamassel, das Ganze.«
    »Das Geländer muss so schnell wie möglich repariert werden«, sagte Greg.
    »Die Zimmerleute sind schon unterwegs«, sagte Hunter. »Ich werde hier auf sie warten. Zur Sicherheit werde ich Lighthouse den Auftrag geben, jeden Morgen hier rauszufahren und sämtliche Geländer zu überprüfen. Mehr kann ich im Augenblick nicht tun. Aber«, er musterte Greg eindringlich, »was ist eigentlich aus der Frau geworden? Geht es ihr gut? Wo ist sie überhaupt?«
    Der junge Holzschnitzer sah an Hunter vorbei. Plötzlich wirkte er verlegen. »Bei mir zu Hause. Sie hat ein heißes Bad genommen und nun sitzt sie vor dem Kamin. Mit etwas Glück kommt sie um eine Erkältung herum. Ich wollte ihren Wagen holen, damit sie zu trockenen Sachen kommt, aber der Wagenschlüssel liegt irgendwo da unten. Er ist ihr beim Sturz aus der Tasche gefallen.«
    »Auch das noch.« Hunter rollte stöhnend mit den Augen. »Wird sie Ärger machen?« Er sah Schmerzensgeld in einer sechsstelligen Summe vor sich. Das konnte den Stamm empfindlich treffen und alle zukünftigen Tourismusprojekte für Jahre auf Eis legen.
    »Wenn ich den Schlüssel finde und ihr den Wagen bringe, vielleicht nicht«, antwortete Greg schulterzuckend. »Sie hat nicht vor, Anzeige zu erstatten – jedenfalls hat sie das gesagt.«
    Hunter zog die rechte Augenbraue nach oben.

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