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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er selbst. Swarge, wie er hoffte, am Steuerruder. Es wäre nicht schlecht, noch ein weiteres Paar Hände zu haben. Dadurch würde Teermann vielleicht sogar glaubhafter. Genau, entschied er. Diese Scharade könnte klappen. Er unterdrückte das Grinsen, das sich auf sein Gesicht schleichen wollte. Schnell rechnete er die Sache durch und traf eine Entscheidung.
    »Taugt sie was?«, fragte er Swarge, und als der Steuermann ihn beleidigt ansah, präzisierte er. »Als Matrosin? Macht sie ihre Arbeit gut? Würde sie klarkommen auf einem Schiff von Teermanns Größe, auch wenn es brenzlig wird?«
    Swarge starrte ihn erst verständnislos an. Dann blitzte Hoffnung in seinen Augen auf. Hastig senkte er den Blick, als wolle er die Regung vor seinem Käpt’n verbergen. »Sie ist gut. Sie ist kein zimperliches kleines Mädchen, sondern ’ne Frau mit Fleisch auf den Rippen und Muskeln. Sie kennt den Fluss und ist eine fähige Matrosin.« Er kratzte sich am Kopf. » Teermann ist viel größer und dazu noch ein Lebensschiff.«
    »Also glaubst du, dass sie nicht das Zeug dazu hat?«, provozierte ihn Leftrin.
    »Und ob sie das hat.« Swarge zögerte, bevor er beinahe wütend fragte: »Willst du damit sagen, sie könnte in Teermanns Mannschaft? Dass wir zusammen auf Teermann arbeiten können?«
    »Wärst du lieber mit ihr auf der Sacha ?«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Dann frag sie. Solange sie nicht damit einverstanden ist, zu unterschreiben, bitte ich dich auch nicht mehr darum. Doch die Bedingungen bleiben dieselben. Es geht um eine lebenslange Heuer.«
    »Du hast sie doch noch gar nicht kennengelernt.«
    »Ich kenne dich, Swarge. Wenn du glaubst, dass du sie ein Leben lang aushältst, dann kann ich das bestimmt auch. Also frag sie.«
    Swarge griff nach der Feder. »Nicht nötig«, sagte er, während er die Feder in die Tinte tauchte. »Sie wollte schon immer auf einem Lebensschiff anheuern. Wer möchte das nicht?« Und in gut lesbarer, gleichmäßiger Schrift setzte er seinen Namen unter den Vertrag, der ihn ein Leben lang an Teermann band.
    Ihre geröteten Wangen während der Hochzeitszeremonie waren in der Halle der Händler Anlass für so manchen Kommentar. Und nachdem die Gäste dem Brautpaar ins neue Heim gefolgt waren, um den Hochzeitsschmaus einzunehmen, war Alise kaum in der Lage gewesen, mehr als einen Bissen von dem Honigkuchen zu kosten oder der Unterhaltung zu folgen. Das Festmahl dauerte ewig, und sie konnte sich kaum ein Wort, das an sie gerichtet wurde, lange genug merken, um eine kluge Antwort zu geben. Ihr Blick lag stets auf Hest, der ihr gegenüber am anderen Tischende saß. Seine langen Finger umschlossen ein Weinglas, er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, um sie zu befeuchten, die Haare hingen ihm leicht in die Stirn. Würde das Mahl denn nie enden? Würden die Gäste denn nie gehen?
    Wie es der Brauch wollte, verabschiedete Alise sich gebührend von den Gästen und zog sich in ihr neues eheliches Schlafgemach zurück, während Hest mit seinen Freunden ins Arbeitszimmer ging, um einen Branntwein zu trinken. Sophie und ihre Mutter begleiteten sie und halfen ihr, das schwere Kleid und den Unterrock auszuziehen. Zwar hatte sie seit Jahren keinen engeren Umgang mehr mit Sophie gehabt, aber nachdem Sedric in Hests Diensten stand, hielt sie es für angemessen, dass ihr dessen Schwester zur Hand ging. Nach vielen herzlichen Wünschen war ihre Mutter gegangen, um Alises Vater beim Verabschieden der Gäste zur Seite zu stehen. Doch Sophie war noch geblieben und assistierte ihr beim Zusammenbinden der unzähligen Schlaufen, mit denen der Spitzenüberwurf auf dem hauchdünnen Nachthemd festgemacht wurde. Und nachdem sich Alise gesetzt hatte, löste Sophie ihr die roten Haare und kämmte sie glatt, sodass sie locker auf der Schulter ruhten.
    »Sehe ich dumm aus?«, fragte Alise ihre alte Freundin. »Ich bin so ein unscheinbares Mädchen. Ist dieses Nachthemd nicht vielleicht ein bisschen zu ausgefallen für mich?«
    »Du siehst aus wie eine Braut«, entgegnete Sophie. In ihren Augen lag eine Spur Trauer. Alise begriff. Heute, mit Alises Heirat, würden sie den letzten Rest ihrer Jugend hinter sich lassen. Jetzt waren sie beide verheiratete Frauen. Trotz ihrer Vorfreude empfand Alise einen Anflug von Wehmut wegen des Lebens, das sie hinter sich ließ. Nie wieder würde sie ein Mädchen sein, dachte sie bei sich. Nie wieder eine Nacht in ihres Vaters Haus als seine Tochter verbringen. Doch diese Vorstellung

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