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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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heranzuziehen, entrang sich ihr ein unterdrückter Schrei. Zwar hatte sie gewusst, dass es beim ersten Mal wehtun konnte, hatte aber nie befürchtet, dass er grob mit ihr sein würde. Doch jetzt hatte sie Angst.
    Unvermittelt stieß Hest ein leises Stöhnen aus, als ob ihm die Sache plötzlich besser gefallen würde. »Nicht so verschieden«, nuschelte er, oder vielleicht hatte er auch »Nicht so schwierig« gemurmelt. Ihr blieb kaum Zeit, darüber nachzudenken. So abrupt, dass es ihr den Atem verschlug, warf er sie auf den Rücken und wälzte sich auf sie. Mit den Knien drückte er ihre Schenkel auseinander. »Bereit. In der Tat«, sagte er und rammte sie mit dem, was sie noch nie gesehen hatte.
    Mit Mühe beherrschte sie sich so weit, ihn gewähren zu lassen. Doch sie brachte es nicht über sich, ihn zu umarmen. Stattdessen umklammerte sie die Bettdecke. Die Schmerzen, die man ihr vorausgesagt hatte, waren nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Doch die Lust, von der man ihr flüsternd vorgeschwärmt hatte und auf die sie sich leichtgläubig gefreut hatte, stellte sich nicht ein. Dabei war sie sich noch nicht einmal sicher, ob es ihm Lust bereitete. Er kam bald zum Höhepunkt, von dem sie weit entfernt war, und rollte sich sogleich von ihr herunter. Sein Glied hinterließ eine warme, feuchte Spur auf ihrer Hüfte, und sie fühlte sich besudelt. Als er sich auf seine Betthälfte hinüberwälzte, fragte sie sich, ob er gleich einschlafen oder nur etwas ausruhen würde, um die Sache noch einmal anzupacken, diesmal vielleicht mit etwas mehr Muße.
    Er tat keins von beidem. Er lag eine Weile, um wieder zu Atem zu kommen. Dann rollte er sich aus dem Bett und ertastete den weichen, dicken Morgenmantel, den man ihm bereitgelegt hatte. Sie hörte mehr, als dass sie es sah, wie er ihn überstreifte. Kurz drang das schwache Licht der abgeschirmten Kerzen aus dem Flur herein. Er schloss die Tür hinter sich, und damit war ihre Hochzeitsnacht zu Ende.
    So wie sie war, verharrte sie einige Zeit unbeweglich im Bett. Dann erschauderte sie. Erst war es nur ein Zittern, doch am Ende schlotterte sie am ganzen Leib. Sie weinte nicht, doch sie hätte sich am liebsten übergeben. Stattdessen wischte sie sich Beine und Schritt mit dem Teil der Bettdecke ab, der zu seiner Hälfte gehörte, und rollte sich auf eine saubere Stelle der Matratze. Sie atmete tief ein und wieder aus, und es kostete sie große Anstrengung. Bewusst versuchte sie, ihren Atem zu beruhigen. Wenn sie Luft holte, zählte sie auf drei, bevor sie sie langsam wieder entweichen ließ.
    »Ich bin ganz ruhig«, sagte sie laut. »Ich bin nicht verletzt. Es ist alles in Ordnung. Ich habe getan, zu was mich der Ehevertrag verpflichtet.« Kurz darauf setzte sie hinzu: »Und nichts anderes hat er gemacht.«
    Sie stand auf. Neben dem Kamin lag noch ein weiteres Holzscheit bereit. Sie warf es auf die Glut und sah nachdenklich zu, wie es allmählich Feuer fing. In den verbleibenden Stunden vor der Morgendämmerung überdachte sie die Eselei, die sie begangen hatte, indem sie sich auf diesen Handel eingelassen hatte. Eine Eselei, wegen der sie sogar Tränen vergossen hatte. Für eine Weile wurde sie von ihrer Enttäuschung und der Erniedrigung überwältigt, und sie bereute ihre törichte Entscheidung. Kurz dachte sie sogar daran, hinauszustürmen und nach Hause zu laufen.
    Doch wo war ihr »Zuhause«, wohin sollte sie gehen? Zu ihrem Vater? Dorthin, wo man einen Skandal daraus machen und sie mit Fragen löchern würde? Wo ihre Mutter jedes Detail darüber erfahren wollte, den genauen Grund für ihre Entrüstung? Sie malte sich das Gesicht ihres Vaters aus. Wenn sie einkaufen gehen würde, würden die Leute auf dem Markt über sie tuscheln, und wenn sie zwischendurch eine Tasse Tee trinken wollte, würden die Leute am Nachbartisch sich in gedämpftem Tonfall über sie unterhalten. Nein, für sie gab es kein Zuhause mehr.
    Bis zum Sonnenaufgang hatte sie ihre mädchenhaften Vorstellungen und ihren Schmerz abgeschüttelt. Niemand vermochte sie vor ihrem Schicksal zu bewahren. Darum rief sie sich wieder die Rolle der pragmatischen alten Jungfer ins Bewusstsein, für die sie doch schon geübt hatte. Ein sanftherziges Mädchen vermochte nicht zu ertragen, was ihr widerfahren war. Deshalb war es besser, dieses Mädchen ein für alle Mal zu begraben. Das schrullige Fräulein jedoch konnte sich in ein solches Schicksal fügen und sich dessen Vorteile zunutze machen.
    Als die Sonne

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