Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
lernen will?«
»Ach, diese faulen Knaben aus Bingtown!«, schimpfte Carson. Dann legte er sich auf dem von der Sonne aufgewärmten Sand zurück und zog Sedric mit sich zu Boden. Der Jäger legte sich einen Arm übers Gesicht, um sich vor der Sonne zu schützen. Mit der anderen Hand ertastete er das Haar an Sedrics Hinterkopf. Er seufzte. »Dann muss ich mir wohl etwas anderes überlegen, was ich dir beibringen kann.«
Sedric erwiderte das Seufzen. Er schnappte Carsons Hand, zog sie zum Mund und küsste die Innenfläche. »Dafür wäre ich offen«, erklärte er.
Thymara saß am Rand der Wiese, da, wo sie in den Sandstrand überging. Es war ein seltsamer Ort. Hinter ihr stieg sanft die weite, trockene Weide an, die mit hohen, grünen Gräsern bedeckt war. Doch hier unten am Fluss endete sie unvermittelt. Das Gelände fiel schlagartig ein Stück ab, und dann war man am sandigen und felsigen Flussufer. Zuvor hatte sie sich einen solchen Ort noch nicht einmal vorstellen können. Es war schön, am Rand dieser Weidelandschaft zu sitzen und die Beine baumeln zu lassen. Die Sonne schien ihr warm auf die Haut und linderte die Schmerzen in ihrem Rücken. Sie schloss die Augen und kehrte das Gesicht der Sonne entgegen. Wärme. Licht und Wärme taten ihr gut. Ihr war klar, dass Licht und Wärme ihre Verwandlung beschleunigten. Sie spürte es, so wie sie einmal gespürt hatte, dass ihr Zähne wuchsen. Ein angenehmer Schmerz. Sie kreiste mit den Schultern und spürte, wie ihre gefalteten Flügel am Hemd rieben, unter dem sie verborgen waren. Sylve hatte ihr geholfen, Öffnungen in den Stoff zu nähen, doch sie fühlte sich noch immer unwohl, wenn man sie sehen konnte. Meistens hielt sie sie bedeckt, auch wenn ihr klar war, dass inzwischen jeder um ihre Flügel wusste. Manchmal kam ihr dieses Verhalten selbst töricht vor.
Andrerseits wusste auch jeder, dass sie Brüste hatte. Und diese bedeckte sie auch. Über diesen Vergleich musste sie schmunzeln. Die Jungs schienen sich für beides gleichermaßen zu interessieren.
Einen Herzschlag, bevor er sich neben sie setzte, hörte sie das Rascheln seiner Füße im Gras.
»So. Worüber lachst du?«
»Nichts, nur so.« Sie öffnete die Augen und wandte sich Tats zu. »Was hast du getrieben?«
»Ich habe Davvie gezeigt, wie er sich um Kalo kümmern sollte. Das ist mal ein großer Drache.«
»Stört es Fente, wenn du Kalo putzt?«
Er lächelte traurig. »Nicht so sehr, wie es Lecter stört. Schließlich habe ich ihn beiseitegenommen und ihm klipp und klar gesagt, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt. Ich habe Davvie lediglich mit seinem Drachen geholfen. Ich will nichts von Davvie.«
Sie ertappte sich dabei, dass sie sein Lächeln erwiderte. In letzter Zeit war es zwischen ihnen wieder etwas einfacher geworden. Fast hatte sie das Gefühl, sie wären wieder die guten Freunde, die sie in Trehaug gewesen waren. Sie musterte ihn unverfroren und dachte über sein wachsendes Schuppenkleid nach. »Fente verwandelt dich schnell«, stellte sie fest. Die Drachin hatte bei ihm nicht ihr eigenes Grün nachgeahmt, sondern stattdessen Bronze-und Schwarztöne gewählt. Er hatte sehr feine, kaum wahrnehmbare Schuppen. Die Augen hatte sie schwarz umrandet, und seine Haut wurde bronzefarben. Die Haare und Augenbrauen ließ sie unangetastet, und Thymara ertappte sich dabei, wie sie über diese Entscheidung zustimmend nickte. Sie hatte den Eindruck, dass die meisten Drachen ihre Hüter nach ihrem eigenen Aussehen formten. Fente dagegen hatte beschlossen, Tats so zu lassen, wie er war. Sie gab sogar den verblassenden Sklaventätowierungen neue Farben.
»Sie sagt, das liegt an der Wärme und dem Licht der Sonne hier. Und bei dir? Verwandelt dich Sintara noch mehr?«
»Ich verändere mich immer noch«, gab sie schlicht zurück. Trotz ihrer Auseinandersetzung im Fluss war noch immer alles ungeklärt zwischen ihr und Sintara. Manchmal schien ihr dies das Erstaunlichste von allem zu sein. Die anderen Hüter stritten sich nie mit ihren Drachen. Diese richteten selten ein strenges Wort an sie, das brauchten sie auch nicht. Die Hüter wussten, dass sie durch Zauber gefügig gemacht wurden, machten sich aber nichts daraus. Sie und Sintara aber waren anders. Sie sagten einander die Meinung und Thymara war klar geworden, dass sie es gar nicht anders wollte. Nach ihrem letzten Streit war ihre Beziehung so weitergegangen wie zuvor. Thymara kümmerte sich um die Drachin, brachte ihr Futter, wenn sie Erfolg bei
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