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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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aus den Augen. „Vielleicht siehst du jetzt ja endlich ein, dass Bjonn Dunkelhaar und ich zusammengehören!“
    Kallfaer Eisenhammer wurde blass. Dreimal setzte er an, etwas zu sagen, aber mehr als ein unverständliches Gestammel kam nicht über seine Lippen. Hilfe suchend blickte er seine Frau an, die allerdings ebenfalls vor Entsetzen stumm geworden war.
    Nya wandte sich an Wulfgar. „Ich habe keine Ahnung, wo sich Bjonn befindet – so wie er auch noch nicht weiß, dass ich sein Kind unter dem Herzen trage! Bjonnskint soll es heißen, wenn es ein Junge wird – denn dieser Name soll meine Eltern immer daran erinnern, wer der Vater ihres Enkels ist!“
    „Er hat dich nicht in seine Absicht eingeweiht, Winterborg zu verlassen?“, fragte Wulfgar, nachdem er seine Fassung zurückerlangt hatte. „Mein Sternenseher Bratlor ist ebenfalls nicht auffindbar!“
    „In dem Fall würde ich mal nachsehen, ob eine der kleineren Barkassen fehlt“, knurrte Kallfaer finster. „Wahrscheinlich will Bjonn zum Festland und lässt sich dabei von seinem Sternenseher-Freund helfen!“ Der Mann, den man den »Eisenhammer« nannte, warf seiner Tochter einen grimmigen, fast bösartigen Blick zu. „Nya wird den Vater ihres Bastards sehr wahrscheinlich nie wiedersehen. Wer weiß, vielleicht ist es das Beste. Soll er andere ins Unglück stürzen – wir haben genug davon ertragen müssen!“
    „Wie kannst du so etwas sagen?“, empörte sich Nya.
    Einer der beiden Männer, die Kallfaer Eisenhammer in der Schmiede geholfen hatten, meldete sich zu Wort. Es war Hjaertleif Twornssohn. Der jüngste Enkel des Alten Tworn sollte bei Kallfaer das Schmiedehandwerk erlernen, da der Alte Tworn entschieden hatte, dass es für seine Sippe von Vorteil war, wenn sie in ihren Reihen auch einen Schmied hatte. „Ich hatte letzte Nacht Wachdienst. Und als ich zum Hafen ging, habe ich Bratlor gesehen. Er war allerdings nicht auf dem Weg zu den Barkassen.“
    „Wo ist er hingegangen?“, fragte Wulfgar aufgeregt.
    „Ich sah ihn zuletzt in der Nähe dieses Hauses. Danach verschwand er. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Schließlich betreiben Sternenseher doch häufig des Nachts ihre Studien über die Gestirne.“
    Wulfgar ballte die Hände zu Fäusten. „Dann war er auf dem Weg zu den Pferchen! Ich gehe jede Wette ein, dass zwei der Riesenschneeratten fehlen!“ Er wandte sich Nya zu, musterte sie kurz und sagte dann an Kallfaer gerichtet: „Der Sohn meines Sohnes steht unter meinem Schutz, so wie es den Gesetzen der Seemannen entspricht. Und selbst, wenn es nur eine Tochter werden sollte, gilt dasselbe!“
    „Maße dir nicht an, was dir nicht zusteht!“, fauchte Kallfaer. „Oder willst du behaupten, dass in Bjonns Adern das Blut von Wulfgar Eishaar oder das deine fließt? Hattest du vielleicht eine Magd mit geschlitzten Augen, die du vor uns verborgen hast?“
    „Jetzt reicht es, Kallfaer!“, polterte Wulfgar. „Noch ein Wort und wir treffen uns am Heiligen Stein von Winterborg, um unsere Meinungsverschiedenheit im Kampf zu entscheiden. Dann werden wir sehen, wem die Götter ihre Gunst schenken!“
    Als Kallfaer daraufhin losbrausen und aller Wahrscheinlichkeit nach die Herausforderung annehmen wollte, fiel ihm Nya ins Wort, was eine ungeheure Respektlosigkeit darstellte, aber dass die beiden Großväter ihres ungeborenen Kindes zum Kampf gegeneinander antreten könnten, war ihr ein unerträglicher Gedanke. „Vater, sei doch kein Narr!“, rief sie. „Wulfgar hat Bjonn als seinen Sohn anerkannt, und so billigen es die Götter!“
    Sowohl Kallfaer als auch seiner Frau lagen heftige Erwiderungen auf der Zunge, aber sie kamen beide nicht mehr dazu, ihre Tochter zurechtzuweisen, denn in diesem Moment ertönten die Alarmhörner der Wächter. Es war kein Wassermenschen-Alarm, für den es ein besonderes Hornsignal gab, sondern die Tonfolge für eine nicht näher bestimmte feindliche Attacke.
    „Wer außer den Wassermenschen könnte uns jetzt angreifen wollen?“, knurrte Glednir Freistirn. Seit sehr langer Zeit war dieses Signal von den Wächtern nicht mehr benutzt worden, denn abgesehen von den Wassermenschen verirrten sich kaum Piraten oder Invasoren in den äußersten Nordwesten des Seereichs. Selbst im Falle eines Krieges unter den fünf Reichen wäre Winterland kein bevorzugtes Angriffsziel gewesen. Schließlich gab es weder Reichtümer zu erobern, noch hatte diese Insel am äußersten Rand der bewohnten Welt irgendeinen strategischen Wert.

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