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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Grund von Rajins Seele schauen.
    „Fjendurs Antlitz!“, murmelte Bratlor ergriffen und sank auf die Knie. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet jemandem wie ihm das Antlitz der Gottheit offenbart wurde? Fjendurs Gesicht wurde in allen bildlichen Darstellungen – das waren vor allem die Schnitzereien aus Seemammutstoßzahn, welche die Winterborger Seemannen in langen Winterabenden fertigten – stets von einer Kapuze verhüllt. Schließlich wohnte Fjendur im Reich der Kälte und hatte den mit Abstand frostigsten Bereich der Insel als sein Heiligtum gewählt, und so war es nur folgerichtig, dass er sich normalerweise tief verhüllt zeigte.
    Die flirrenden Lichter verdichteten sich zu einem Bogen, der dieses Gesicht umrahmte. Gleichzeitig traten die Züge weiter hervor. Rajin glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Er sah einen weißen Kinnbart, der dieselbe Farbe wie die Augenbrauen hatte. Die Haut war von einem gelblichen Braunton, und die hohen Wangenknochen ließen die Augen eng und schräg erscheinen.
    Liisho!
    Nur einen kurzen Moment war das Gesicht in aller Klarheit auf der glatten schwarzen Oberfläche des Monolithen zu sehen, dann wurde es von den grellen Lichtern überdeckt und löste sich darin auf. Auch der Bogen, der das Gesicht umrahmt hatte, verschwand. Dann verblassten auch die Lichter und waren schließlich verschwunden.
    Bratlor deutete zum Himmel, wo sich gerade der blaue Meermond über die Berge erhoben hatte. „Wahrscheinlich will sich uns Fjendur nicht weiter offenbaren, während Njordirskint auf uns herabblickt“, meinte er. „Immerhin ist der Gott des Meermondes der Sohn seines ärgsten Feindes.“ Er drehte sich zu Rajin um und sah ihn fragend an. „Er hatte Augen wie du, Bjonn Dunkelhaar – nur dass sein Haar so weiß wie Schnee war!“
    Rajin schluckte. Wie gern hätte er einfach gesagt, dass er den alten Mann seit frühester Kindheit kannte. Dass er ihn stets als Stimme in seinem Kopf hörte und sein Gesicht vor seinem inneren Auge sah.
    Aber seine Zunge war wie gelähmt. Es war nicht das erste Mal, dass Rajin den Bann verfluchte, mit dem der Weise Liisho ihn belegt hatte.
     
    9. Kapitel
    Eine Drachen-Armada über Winterland
     
    „Kallfaer! Komm raus! Ich muss mit dir reden!“
    Zusammen mit Glednir Freistirn und Hjalgor Fünfzopf stand Wulfgar Wulfgarssohn vor dem Haus von Kallfaer Eisenhammer.
    Aus dem hintersten Teil des Gebäudes waren auf einmal Hammerschläge zu hören. Dort befand sich Kallfaers Schmiede. Mit der Qualität des Stahls aus Feuerheim konnten seine Waffen und Werkzeuge natürlich nicht mithalten, doch die Winterborger konnten nicht jeder Axt und jeder Hacke wegen auf Waren aus den Schmieden in Faran oder Pendabar warten, und so hatte Kallfaer dennoch genug zu tun. Sogar mehr als genug, denn sein Haupterwerb war die Seemammutjagd und der Handel, wie es bei allen Winterborger Seemannen war, und das sollte auch so bleiben, schließlich wollte Kallfaer keineswegs seinen Sitz im Kapitänsrat verlieren, was unweigerlich die Folge gewesen wäre, hätte er die Schmiede zu seinem einzigen Gewerbe gemacht.
    „Gehen wir am besten gleich zur Werkstatt!“, schlug Glednir vor. „Man hört den Eisenhammer dort so laut wie selten!“
    In diesem Moment wurde die Tür des Hauses geöffnet, und eine Frau mit rundem Gesicht und dickem blonden Haar blickte Wulfgar und seine Gefolgsleute ärgerlich an. Es handelte sich um Siprid Braborstochter, Kallfaers Hauptfrau, deren energisch wirkendes Antlitz darauf hindeutete, dass sie nicht nur während Kallfaers Abwesenheit die Herrin des Hauses war.
    „Wer schreit da so laut wie eine brünstige Riesenschneeratte?“, keifte sie. Sie sah Wulfgar stirnrunzelnd an. „Zwei Steinwürfe weit stehen unsere Häuser voneinander entfernt, und trotzdem bist du ein seltener Gast hier!“
    „Hör zu, Siprid. Ich will mit niemandem Streit!“
    „Ha, das wäre ja das erste Mal, Wulfgar! Schon über deinen Ahnherrn Wulfgar Eishaar erzählt man sich Geschichten, die von nichts anderem als seinem blindwütigen Jähzorn handeln!“
    „Dein Mann ist wohl in der Werkstatt. Hol ihn her, oder ich gehe zu ihm!“
    Ein fremdes Haus ohne Erlaubnis zu betreten war gegen das Gesetz, das nicht nur unter den Seemannen von Winterborg, sondern so gut wie überall im Seereich galt. Dass Wulfgar offenbar bereit war, dieses Gesetz zu missachten, wofür man ihm sogar für ein Jahr das Abstimmungsrecht im Kapitänsrat hätte entziehen können, zeigte, wie

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