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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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eigens für diesen Zweck hergebracht und in den hartgefrorenen Boden gerammt hatte, um zu verhindern, dass die Riesenschneeratten plötzlich das Weite suchten. Ob es nun an der Kälte lag oder an der eisigen Aura Fjendurs, das konnte niemand sagen, aber selbst sehr gut ausgebildete und äußerst verlässliche Riesenschneeratten, die man ansonsten getrost allein auf die Suche nach Sonnensuchern schicken konnte, suchten plötzlich wie von einer nicht erklärbaren Panik getrieben das Weite. Der Pfiff, mit dem man die Tiere ansonsten stets leicht herbeirufen konnte, war dann wirkungslos, und man musste die Tiere mühsam irgendwo jenseits der ringförmigen Bergkette einfangen.
    Vorsichtig näherte sich Rajin dem schwarzen Felsen. Er streifte einen der Fäustlinge ab und berührte den sehr glatten schwarzen Stein mit der Hand und murmelte, wie es der Tradition entsprach: „Gepriesen sei Fjendur!“
    Die Höhle des Orakels lag an einem Steilhang jener Höhenkette, die das Frostreich einschloss wie die verwitterten Mauern einer gewaltigen Burgruine. Anderthalb Meilen musste derjenige, der das Orakel befragen wollte, gehen, bis er den Höhleneingang erreichte. Die Reittiere blieben dabei stets beim schwarzen Felsen zurück, denn aus irgendeinem Grund scheuten die Riesenschneeratten vor dem Höhleneingang. Zahlreiche Geschichten wurden über uneinsichtige Sippenführer erzählt, die sogar von ihren Tieren aus dem Sattel geworfen worden und wie ungeschickte Trottel mit dem Hintern auf dem hart gefrorenen Eisschnee der Senke geplumpst waren. Der Gott Fjendur schien seine Weisheit nur dem zukommen zu lassen, der demütig zu Fuß zu ihm kam.
    „Wir können hier den Zauber Fjendurs für unsere Waffen erneuern“, sagte Bratlor. „Aber zum Orakel wirst du allein gehen müssen. Denn niemand, der in Begleitung dorthin geht, hat je Antwort erhalten.“
    „Ich weiß“, murmelte Rajin tonlos. Ein Kribbeln durchfuhr seinen Arm und danach den gesamten Körper, während er den glatten schwarzen Stein mit der Hand berührte.
    Diese Empfindung kannte er bereits. Schon bei früheren Aufenthalten am Heiligtum hatte er diese besondere Kraft, die dem Stein innewohnte, spüren können. Niemand von den Männern, mit denen er zu diesem Ort geritten war, hatte jedoch jemals über etwas Ähnliches berichtet, und als Rajin seinen Vater einmal darauf ansprach, hatte dieser nur erwidert, dass er nichts dergleichen empfunden hatte.
    „Ist sie wieder da, diese Kraft?“, fragte Bratlor, dem sich Rajin später anvertraut hatte. Offenbar war alles, was mit dem schwarzen Felsen zu tun hatte, nicht vom Bann des Weisen Liisho betroffen, sodass Rajin frei darüber sprechen konnte.
    „Es ist stärker denn je“, flüsterte er.
    „Vielleicht wirst du auch darauf eine Antwort vom Orakel erhalten – weshalb du etwas zu spüren vermagst, das offensichtlich allen anderen Seemannen Winterborgs verborgen bleibt.“
    Plötzlich bildeten sich glitzernde Lichter auf der Oberfläche des schwarzen Steins. Der kribbelnde Strom der Kraft, den Rajin auch früher schon empfunden hatte, wurde noch ungleich intensiver und innerhalb eines einzigen Augenblicks so schmerzhaft, dass Rajins Hand zurückzuckte. Er hatte das Gefühl, sich verbrannt zu haben, und der Arm sowie die Schulter schmerzten höllisch.
    Er starrte auf seine Hand und glaubte im ersten Moment, dass die Haut verbrannt sein müsste. Aber es war äußerlich nichts zu sehen. Jedenfalls nicht an der Hand, dafür aber flackerten auf einmal Lichtblitze über die schwarze Steinoberfläche. Sie wurden rasch zahlreicher und breiteten sich vom Fuß bis zur Spitze des Monolithen aus. Rajin wich von dem schwarzen Felsblock zurück, und Bratlor folgte seinem Beispiel.
    „Was geht hier vor sich, Bratlor?“
    „Ich weiß es nicht, Bjonn!“
    Rajin betastete seine Hand. Sie hatte nicht die geringste Verletzung davongetragen, und doch war er kaum in der Lage, die Finger zu bewegen. Beißende Kälte hatte sich darin ausgebreitet.
    Auf einmal entstand in den flirrenden Lichtblitzen ein Gesicht von riesenhafter Größe. Die Oberfläche des Steins wirkte dabei wie ein Fenster, das einen Blick in eine andere Wirklichkeit gestattete.
    Das Gesicht war zunächst nur in Umrissen zu sehen. Umrisse, die zwei Drittel der Oberfläche auf der Ostseite des Monolithen einnahmen und sich bewegten. Die Augen traten als Erste etwas genauer hervor. Dunkelbraun waren sie, und ihr Blick wirkte so durchdringend, als würden sie bis auf den

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