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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Und das Heiligtum des Fjendur im Inneren des Landes wurde so gut wie ausschließlich von den Einheimischen aufgesucht, denn in den Festland-Provinzen des Seereichs wurde der Gott der Kälte, des Eises und des Schnees längst nicht so verehrt wie auf der Insel.
    Wulfgar und die anderen Männer hatten ihre Hände sofort an den Waffen. Mochten die Gegensätze zwischen ihnen noch so groß sein – wenn irgendeine Bande von Narren es tatsächlich wagte, Winterborg anzugreifen, hielten sie zusammen wie der Seemammutknochenleim, den sie in ihren Kesselhäusern herstellten.
    Wulfgar, Kallfaer und die anderen Krieger stürmten aus dem Haus. Überall wurde die Arbeit aufgegeben: Die Hammerschläge in den Werkstätten verstummten, die Äxte spalteten kein Holz mehr … Am Hafen hatte sich bereits eine größere Menge von Winterborgern versammelt, zumeist bewaffnete Männer. Nur wenige hatten Pfeil und Bogen bei sich, da sie wohl glaubten, dass die Wächter, die vom Seemammutkadaver aus noch immer ihr Signal schmetterten, sich geirrt und die falsche Tonfolge geblasen hatten.
    Ein Blick zum Horizont machte jedoch klar, dass es sich tatsächlich nicht um einen Wassermenschen-Angriff handelte. Hunderte von mehr oder minder großen dunklen Flecken hoben sich im Osten gegen das Licht der Morgensonne ab. Schweigend standen die Seemannen da und starrten dem puren Schrecken entgegen, der sich ihrer Siedlung näherte.
    „Drachen!“, entfuhr es Kallfaer. Er fasste sein Anderthalbhänder-Schwert mit beiden Fäusten. „Ein schönes Vermächtnis, dass uns dein Findelkind hinterlassen hat, Wulfgar!“
     
     
    Innerhalb kurzer Zeit hatte sich nahezu die gesamte Bevölkerung Winterborgs am Hafen versammelt und starrte der sich nähernden Drachenhorde entgegen. Zumeist herrschte betretenes Schweigen. Das Entsetzen wirkte wie ein lähmendes Gift. Sehr schnell wurde erkennbar, dass es sich keineswegs um wilde, ungezähmte Drachen handelte, die da in großer Zahl über die Bucht von Winterborg flogen.
    Es waren Kriegsdrachen unterschiedlichster Größe und Art, wie man sie nur im Kaiserreich Drachenia zu zähmen verstand. Dutzende von Drachenreiter bildeten mit ihren Tieren die Vorhut. Kaum einer der Reitdrachen war größer als eine halbe Schiffslänge. Feuer züngelte immer wieder aus ihren Mäulern. Mit gemächlichem Flügelschlag glitten sie auf die winterländische Küste zu, und die Rüstungen der erhabenen Drachenreiter-Samurai blinkten in der Sonne. Messingfarben waren ihre Helme.
    Man erzählte sich, dass es keinen Drachen gab, dessen Körperzeichnung exakt der eines anderen glich. Die schuppige Haut dieser echsenhaften langhälsigen Kreaturen leuchtete in allen Farben.
    Die Samurai hielten ihre Banner hoch: Der Drachenkopf war das Zeichen der Kaiser von Drakor. Hin und wieder stieß eines der Ungeheuer einen dröhnenden Laut aus, den der leichte Südostwind zu den Seemannen am Winterborger Hafen trug und selbst den hartgesottensten unter ihnen kalte Schauder über den Rücken jagte.
    Den Reitdrachen der kaiserlichen Samurai folgten jedoch Kreaturen, die noch um ein Vielfaches größer waren. Drachen, gegen die die Reittiere der Samurai wie Winzlinge wirkten. Die Körperform war gleich, und sie gehörten ebenfalls der Drachenhauptart an, hatten lange Hälse, mächtige Gliedmaßen, die in furchterregenden Klauen mit messerscharfen Krallen endeten, und weit gespannte, lederhäutige Flügel. Auch diese Großdrachen waren mit Reitern besetzt, und dort, wo Sättel mit Riemen an den gewaltigen Körpern festgeschnallt waren, hatte man die Hornstacheln abgesägt.
    Unter den Bauch dieser Giganten hatte man schiffsgroße Gondeln gehängt, in denen Armbrustschützen an ihren Schießscharten hockten und Fußsoldaten ihrem blutigen Einsatz entgegensahen.
    Der größte Drache dieser Himmelsarmada bildete zusammen mit ein paar eskortierenden Drachenreitern die Nachhut. Dieses Ungetüm maß vom Kopf zur Schwanzspitze nicht weniger als vier Schiffslängen und trug eine besonders große und durch zahlreiche Schnitzereien reich verzierte Gondel, offenbar das prachtvolle Reisevehikel eines Herrschers. Der Drachen unterschied sich von all seinen Artgenossen nicht nur durch seine geradezu monströse Größe, sondern vor allem dadurch, dass er zwei Köpfe hatte. Von dem mächtigen Hals, dessen Durchmesser der Breite eines großen Seemammutjägerschiffs entsprach, zweigte auf halber Länge ein zweiter Hals ab, an dessen Ende sich ein deutlich kleinerer Kopf

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