RAK-1212 überfällig
es den gewaltigen Körper auf anscheinend sehr kurzen Beinen.
Wie ein Seelöwe, dachte Orvand erbost. Die Burschen kamen aus dem Wasser. Sie haben jetzt noch kurze Beine. Nur die Flossen daran sind schon verkümmert. Sie sollten eigentlich noch kriechen.
Er wunderte sich über das kurze Rucken der Maske. Ihm war, als hätten ihn große Augen böse angefunkelt.
Woronskij fühlte die Kontaktnadeln in seine Kopfschwarte eindringen. Es geschah nur langsam, obgleich die Maschine kraftvoll die Sonden nach unten preßte.
„Schmerzen?“ fragte Merly geschäftig.
„Nicht die Spur. Fangen Sie mit der Vorhypnose an. Ich möchte etwas probieren.“
„Kann ich mir denken“, sagte sie gepreßt. „Lassen Sie sich nicht verrückt machen, Woronskij! Sie sind und bleiben ein Mensch. Ein ganz kleines Licht unter einigen Milliarden Lichtern.“
„Danke für die Belehrungen“, murmelte er hellwach. „Übrigens, für eine Amerikanerin sehen Sie ganz vernünftig aus.“
„Ich bin Bürgerin der Venuskolonie!“ fuhr sie auf.
Er lachte gequetscht.
„Ich werde es gleich erfahren, was das zu bedeuten hat. Kulturgeschichte kommt dran, nicht wahr? Empfand es die Menschheit als sehr kulturell, auf fremden Welten mit eingeborenen Intelligenzen einfach Kolonien zu errichten? Wer hat das zuerst getan? Ihr Volk?“
„Sie vergessen schon wieder, daß Sie nur noch ein Mensch der Erde sind“, warnte Orvand. „Zur Hölle, nun werfen Sie doch endlich einmal Ihr komisches Nationalbewußtsein über Bord. Das ist vorbei, seit vielen Jahrzehnten schon. Klügere Männer als Sie haben das sogar eingesehen und danach gehandelt. Ihre Zeit war eine Epoche der Wirren. Geburtswehen, sozusagen. Lassen Sie sich nicht einfallen, daß es ausgerechnet Ihnen nicht wehtun könnte. Der ganzen Menschheit hat es nach der Jahrhundertwende moralische Schmerzen zugefügt. Es ist ekelhaft schwer, sich aus einem Rahmen zu lösen.“
„Wir waren immer für den Forschritt“, nickte er trotz der Kontaktnadeln in seinem Schädel. „Immer, Professor!“
3. KAPITEL
Er betrat die Schaltzentrale, als draußen der Sumpf zu kochen begann. Auf den großen Bildflächen sah es so aus, als spielte sich das Unheil direkt vor den unterseeischen Notausgängen des Stützpunktes ab. Dennoch war das Brodeln, Zischen und Dampfen mehr als 500 Meilen weit entfernt.
Ein dumpfes Grollen erschütterte die Wandungen des weiten Raumes. Hochempfindliche Schalltaster und Schwingungsmesser registrierten die Stärke der entfesselten Gewalten. Ein Mann sagte unruhig:
„Atotherm-Strahlenkanonen, zweifellos. Schätzungsweise streuen sie 50 Quadratkilometer ab.“
Das Rumoren hielt an. Die Wände begannen heftiger zu beben.
Direkt hinter Woronskij begann eine Sirene zu jaulen. Köpfe fuhren herum, Körper wurden von schmalen Sitzen gerissen. Flüche kamen über spröde Lippen, und geweitete Augen spiegelten Angst und verwegenen Trotz.
Der gleiche Mann meinte sachlich:
„Der Transmitter T-86 ist ausgefallen, die Verbindung zum Wirkungsgebiet abgeschnitten. Schalten Sie das Empfangsgerät ab, Morfeld. Später umpolen auf eine andere Maschine, deren Gegenstation sowieso überholt werden muß.“
Er hatte kaum ausgesprochen, als die Beobachtungsbildflächen flackernd erloschen. Auch die Geräuschübertragung fiel aus. Das letzte Dröhnen kam aber noch durch.
Woronskij wußte, daß es der Transmitter gewesen war. Seine energetischen Schirmfelder waren zusammengebrochen.
Die Fernbeobachtung zum Ort des Unheils war damit unmöglich geworden.
„Oberflächentaster einsetzen?“ fragte Morfeld zögernd. Seine Hand hing über einem der zahlreichen Schalter.
Der Mann in der blaugrauen Uniform schüttelte den Kopf.
„Hüten Sie sich! Wollen Sie sich anpeilen lassen? Wir können auf weitere Beobachtungen verzichten. Das wäre alles, meine Herren. Halten Sie die Abwehrwaffen klar. Wenn es uns direkt an den Kragen gehen sollte, wissen Sie, was Sie zu tun haben.“
„Gehen Sie nicht etwas zu weit, Bertram?“ forschte ein alter Mann. Er trug den weißen Umhang eines Ratsmitgliedes.
General Bertram Oliver, ehemals Chef der Forschungsabteilung Strategische Raumwaffe USSF, drehte den kantigen Schädel. Oliver hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht wesentlich verändert, obwohl er nun weit über 80 Jahre zählte. Die Zelltherapie hatte auch bei ihm Wunder gewirkt.
„Zu weit?“ kam die gedehnte Rückfrage. „Ich bitte Sie, Professor! Wollen Sie sich ohne Gegenwehr von
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