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RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Turbojew
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zog er sich hinauf, und da bekam Winy Angst.
    „Nicht!“ schrie sie gellend. „Nicht, du wirst ab –!“
    Woronskij landete weit jenseits des Grabens. Als er stand, fühlte er ihre zuckenden Schultern und das schwache Brennen in seinem Nacken, wo sich ihre Fingernägel eingekrallt hatten. Sie hatte kein Gewicht, nicht für ihn.
    Huno Kam angetappt. Er hatte schmale Lippen.
    „Ich möchte nicht dein Gegner sein“, sagte er knapp. „Weiter nun. Wir müssen hinter der Baumgruppe warten.“
    Die Prozession kündigte sich durch einen gewaltigen Lärm an. Trommeln und Pfeifen ließen die kühle Morgenluft erzittern. Eine in dumpfen Tönen singende Menge brach aus dem Wald, in der Mitte schritt die hochgewachsene Gestalt eines blaugekleideten Mannes.
    In seinen Händen trug er ein strahlendes Symbol, Woronskij erkannte darin die Sonne.
    Einige Männer nahmen sie blitzschnell in ihre Reihen auf. Blicke wurden gewechselt und Informationen geflüstert.
    Sie hockten im Kreise der vielen tausend Menschen auf dem Boden und lauschten den hallenden Worten des dürren Mannes, der die alte Zeit verdammte und die neuen Herren lobte.
    „Ein ganz verdammter Lügner!“ flüsterte Huno mit zuckenden Lippen. „Gestern hat er noch genau das Gegenteil gesagt und an einer Ato-Waffe herumgebastelt.“
    Woronskij verbarg mühevoll sein Grinsen. Scharf auf die Umgebung achtend, neigte er sich in sitzender Haltung nach vorn und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Die ‚Brüder der Herrlichkeit’ lauschten hingerissen dem sinnverwirrenden Blödsinn.
    „Die Masse Mensch hat mich erkannt“, hauchte Huno. „Ich werde eine Rede halten müssen. Begleite mich zu dem Hügel und bleibe immer zwei Schritte rechts hinter mir. Winy nimmt die andere Seite.“
    Woronskij fluchte unterdrückt.
    „Sehr gut. Eben habe ich’s mir aber gemerkt. Das wird –!“
    „Der Ehrenwerte ist uns erschienen!“ dröhnte es vom grasgrünen Hügel des Redners herüber.
    Huno erhob sich würdevoll aus der hintersten Reihe. Sein langer Bart wehte im Morgenwind, und das Erheben seiner Pranken war wie eine Offenbarung.
    Sie schritten durch die jubelnde Menge. Stepan bemerkte wieder das zarte Kribbeln im Nacken, und da wußte er, daß die Versammlung von jemand angepeilt wurde.
    Als sie den kleinen Hügel erreichten, brachen einige gepanzerte Fahrzeuge aus dem nahen Wald.
    Kurz vor den vordersten Reihen wippten die kurzen Rohre der Raketengeschütze unter dem zerrenden Zug der Bremsen. Männer in schwarzen Uniformen und gebuckelten Lederhelmen erschienen in den Luks der Panzer.
    Sie starrten ausdruckslos nach vorn.
    Huno begrüßte ihr Erscheinen mit jubilierender Stimme. Ein Offizier legte zögernd die Hand an den Helm, und da erst begannen einige Soldaten die Gesichter zu verziehen.
    Gwendolyn McPiers wagte es nicht, über ihre schweißfeuchte Stirn zu fahren. „Überall sind sie, diese Hundesöhne!“ sagte sie bei einem tiefen Atemzug. „Sieh dich nur nicht um. Huno macht das schon.“
    Der stimmgewaltige Riese übertönte spielend den Lärm der Panzermotoren.
    Nach zwei Stunden trat die Prozession den Rückmarsch an. Woronskij kam so dicht an einem Panzer vorbei, daß er das Weiße in den Augen der Besatzung sehen konnte. Winy lächelte verzückt. Sie sah durch die stählernen Ungetüme hindurch.
    Der Offizier zeigte ein dünnes Lächeln, das war alles. Jenseits des Waldstreifens tauchte ein weitläufiger Holzbau auf, gekrönt von einer Sonnenscheibe aus poliertem Messing.
    Über den nahen Bergen erschienen unzählbare schwarze Punkte. Das Donnern der Maschinen kam näher, schließlich flogen sie in den Krater hinein.
    „Großfahndung, Bruder!“ stellte Winy fest. „Was wissen sie eigentlich von dir? Das tun sie doch nicht umsonst!“
    „Der Teufel soll sie holen, ich weiß es nicht!“
    „Merkwürdig! Da fliegen wenigstens 100 Polizeimaschinen in die Radio-Zone ein. Das ist noch mehr als eine Großfahndung. Wenn wir in der großen Vorhalle sind, verschwinden wir. Folge mir nur unauffällig.“
    Huno wies die Menge mit salbungsvollen Worten an, die vorbereiteten Speisen einzunehmen. Die dampfenden Pötte standen auf langen Tischen jenseits der breiten Pforte.
    Stepan Alexandrowitsch Woronskij tauchte unter, als wäre er niemals dagewesen. Die kristallinen Zellen seines Hirns registrierten wieder einige schwache Ströme. Sie wurden kurzfristig drängender, klangen wieder ab und erloschen dann ganz.
    „Was hast du?“ fragte Winy. „Stierst du durch

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