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RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Turbojew
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die Mauern? Du beunruhigst mich, Bruder.“
    Er zog die Unterlippe durch die Zähne. Eine scharfe Falte erschien zwischen seinen dunklen Brauen.
    „Ich dachte eben an einen venusischen Eingeborenen namens Toff. Er sagte mir kurz vor meiner Abreise, mein Hirn müßte sich erst langsam entwickeln. Verstehst du das?“
    Sie schüttelte unsicher den Kopf. Das schwache Licht altertümlicher Glühbirnen erhellten kaum den feuchten, steil nach unten führenden Gang.
    „Ich auch nicht, tröste dich. Mir scheint aber, als könnte ich elektronische Ortungen aller Art wahrnehmen. Etwas beginnt dann in meinem Nacken zu schwingen. Es ist, als schlösse jemand einen Stromkreis.“
    Sie lachte zu laut, um ihn damit beruhigen zu können.
    „Komm nun. Wir müssen erst einmal schlafen. Ich ganz bestimmt.“
    „Wenn man uns Zeit dazu läßt. Ich bin nicht müde.“
    „Dann warte auf Huno. Er wird dich wahrscheinlich schnellstens nach Neu-Spica schicken.“
    „Wohin?“
    „Ins alte New York. Die Stadt hat einen anderen Namen erhalten. Sie ist Sitz des Wachpräfekten, und das Robotgehirn der Teufel liegt ganz in der Nähe. Auf einer Insel, die man Governors Island nennt.“
5. KAPITEL

    Vor genau drei Minuten und zwanzig Sekunden hatte eine neue Kampagne des Robotgehirns eingesetzt. Stepan fühlte die harten Impulse, die in sein Hirn eindrangen und es zum Schwingen brachten.
    Der wüste Lärm in der dunklen, verräucherten Altstadtkneipe verklang so rasch, als wären die mit brüchigen Hölzern getäfelten Wände von einem Unsichtbaren mit schalldämpfenden Stoffen verkleidet worden.
    Worte begannen hier und da aufzuflackern. Gesichter erhoben sich zur Decke, und blicklose Augen fanden das Nichts.
    „Wir sind die Träger der Zukunft“, murmelte Winy. „Wir hören die Stimme unserer gnädigen Herren und flehen um Frieden und –!“
    Woronskij saß erstarrt auf dem niederen Rohrstuhl, beide Unterarme über den schmierigen Tisch schiebend.
    „Winy!“ hauchte er. Langsam kroch die Rechte in die Brustfalte des grünen Kittels, wo er die geladene Energiewaffe wußte.
    Ihr gebrochener Blick gewann für Sekunden an Klarheit. Da wußte er, daß sie die beeinflussenden Impulse des P-Hirns sinngemäß empfangen konnte, jedoch brauchte sie nicht darauf zu reagieren.
    Er sah die blitzschnelle Kopfbewegung des schweren Mannes. Er stand hinter der langen Theke. Als Woronskij unter gesenkten Lidern genauer hinsah, bemerkte er nur noch die monoton murmelnden Lippen.
    Heiße Empörung begann in ihm zu wallen, als er die stumpfen Gesichter der einheitlich gekleideten Gäste musterte. Erstmalig glaubte er richtig zu verstehen, warum Männer wie Oliver und Huno ihr Leben wagten, um die Menschen wieder zu Menschen zu machen. Es wurde Zeit.
    Er sah erneut zur Theke hinüber. Der schwarzhaarige Bursche in dem schmierigen braunen Kittel der vierten Kaste stand noch auf dem gleichen Fleck, und sein stupid erscheinendes Gesicht war der Decke zugekehrt.
    Stepan fühlte das kalte Metall seiner Waffe. Mit der Rechten fester die isolierenden Griffschalen umschließend, fragte er, ohne die Lippen zu bewegen: „Der Wirt, da hinter der Theke, gehört der zu euch?“
    „Nein!“ gab sie zurück. „Sieh erst einmal hin. Ich behaupte, daß er die Beeinflussung nur heuchelt. Er hat mich beobachtet, als die Sendung des Robots schon lief. Sieh ihn dir an!“ Er glaubte ihre wächserne Blässe zu spüren. Sie riskierte einen blitzschnellen Blick. Dann starrte sie wieder nach oben. „Noch nie gesehen“, bebte sie. „Sicherlich ein neuer Gehilfe des Wirtes. Sein Platz hinter der Theke beweist es. Warte ab, bis die stärksten Wellen vorüber sind. Es dauert immer nur eine knappe halbe Stunde. Dann wird die Strahlung wieder normal, und das spürt man kaum. Es ist wie ein stilles Drängen von innen heraus, aber man kann darüber hinwegkommen. Deshalb trinken die Leute gerne. Ich darf nicht soviel sprechen.“
    Er fuhr zart über ihre Hand und spähte dann wieder vorsichtig zur Theke hinüber.
    Ein harter Fluch entfuhr seinen Lippen. Die altmodische Pendeltür neben den Flaschenregalen bewegte sich noch. „Bleib hier!“ stöhnte sie entsetzt. „Jetzt nicht bewegen. Wenn eine Wache kommt, dann sind wir ver…!“
    Der alte Stuhl zerbarst unter seinen pressenden Schenkeln. Unmenschliche Muskeln setzten an zum rasenden Spurt. Ein schwerer Körper flog in zwei riesenhaften Sätzen über die flachen Tische hinweg. Sie sah ihn hinter der Theke verschwinden und die

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