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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Zorn des griechischen Helden nicht
abgeklungen war. Als sein Arm endlich ermüdete, reichte Chenar ihm eine Schale
Starkbier.
    Gierig trank der König von Lakedämon und setzte sich
auf den Mühlstein.
    »Dieses Biest! Was hat sie mir jetzt wieder angetan!«
    »Ich verstehe deinen Zorn, doch er ist nutzlos. Helena
ist frei in ihren Entscheidungen.«
    »Frei, frei! Ein Land, das den Frauen so viele
Freiheiten gewährt, sollte lieber untergehen!«
    »Wirst du in Memphis bleiben?«
    »Hab ich vielleicht die freie Wahl? Wenn ich ohne
Helena nach Lakedämon zurückkehre, mache ich mich zum Gespött der Leute. Man
wird mich auslachen, und dann wird mir einer meiner Getreuen im Schlaf die
Kehle durchschneiden. Ich brauche diese Frau!«
    »Die Aufgabe, die Tuja ihr übertragen hat, ist keine
Erfindung Helenas. Die Königin schätzt deine Gemahlin sehr.«
    Menelaos hieb mit der Faust auf den Mühlstein.
    »Verflucht soll sie sein, Helena, dieses Weib!«
    »Jammern wird dir nicht weiterhelfen. Wir können statt
dessen gemeinsame Ziele verfolgen.«
    Der Grieche spitzte die Ohren.
    »Wenn ich Pharao werde, gebe ich dir Helena zurück.«
    »Was muß ich dafür tun?«
    »Mit mir hinarbeiten auf die Beseitigung von Ramses.«
    »Sethos kann hundert Jahre alt werden!«
    »Neun Regierungsjahre haben meinem Vater schwer
zugesetzt. Er verausgabt sich für Ägypten und treibt Raubbau an seinen Kräften.
Ich sage noch einmal, wir brauchen Zeit, doch wenn während der Staatstrauer der
Thron verwaist ist, dann müssen wir schnell und kraftvoll zuschlagen. Und so
etwas will vorbereitet sein.«
    Niedergeschlagen, wie er war, gab Menelaos nach.
    »Wie lange wir da noch warten müssen…«
    »Das Glück wird sich wenden, glaube mir. Doch bis
dahin müssen wir noch unzählige heikle Aufgaben bewältigen.«
    Auf Ramses’ Arm gestützt, erkundete Homer sein neues
Reich, ein weiträumiges Haus inmitten eines Gartens, sechshundert Ellen vom
Regentenflügel des Palastes entfernt. Ein Koch, eine Dienerin und ein Gärtner
würden dem Dichter zur Verfügung stehen, doch wichtiger als alles andere waren
diesem die Vorräte an Tonkrügen voller Olivenöl, Anis und Koriander, mit denen
er seinen Wein würzte, um sich in Rausch zu versetzen.
    Wegen seines schwachen Augenlichts besah Homer jeden
Baum und jede Blume aus nächster Nähe. Ihre Vielfalt schien ihn nicht zu
befriedigen. Ramses fürchtete schon, er könnte dieses hübsche, erst kürzlich
erbaute Haus als unangemessen erachten. Doch plötzlich geriet der Dichter in
Verzückung.
    »Endlich! Ein Zitronenbaum! Ohne ihn lassen sich keine
schönen Verse schmieden, er ist das Meisterwerk der Schöpfung. Schnell, bring
mir einen Stuhl!«
    Ramses brachte einen dreibeinigen Schemel, Homer
schien zufrieden.
    »Laß mir getrocknete Salbeiblätter bringen.«
    »Als Arznei?«
    »Du wirst schon sehen. Was wissen wir über den
Trojanischen Krieg?«
    »Daß er lang und blutig war.«
    »Das mutet nicht sehr poetisch an! Ich werde in langen
Gesängen die Heldentaten Achills und Hektors preisen und das Ganze Iliasnennen.
Meine Gesänge werden die Zeiten überdauern und aus dem Gedächtnis der Menschen
niemals schwinden.«
    Der Regent hielt Homer für leicht vermessen, aber
seine Begeisterung gefiel ihm.
    Eine schwarzweiße Katze kam aus dem Haus und hielt in
zwei Ellen Entfernung vor dem Dichter inne. Nach kurzem Zögern sprang sie ihm
auf den Schoß und begann zu schnurren.
    »Eine Katze, ein Zitronenbaum und duftender Wein! Ich
habe mich doch nicht geirrt bei meiner Ortswahl. Meine Iliaswird ein
Meisterwerk werden.«
    Chenar war stolz auf Menelaos. Der griechische Held
machte gute Miene zum bösen Spiel. Um des Königs und der Priesterschaft Gunst
zu erwerben, hatte er dem Tempel in Kurna, der dem Ka des Pharaos geweiht war,
griechische Amphoren gestiftet, deren Sockel aufgemalte gelbe Zierstreifen mit
Lotosblüten schmückten. Diese prachtvollen Geschenke wurden in der Schatzkammer
des Tempels aufbewahrt.
    Die griechischen Seeleute und Soldaten, die wußten,
daß ihr Aufenthalt hier lang, wenn nicht endgültig sein würde, ließen sich in
der Vorstadt von Memphis nieder und begannen mit dem Tauschhandel. Balsam,
Duftstoffe und Goldschmiedearbeiten boten sie gegen Lebensmittel. Es wurde
ihnen sogar gestattet, Läden und kleine Werkstätten zu eröffnen, wo sie ihre
Fertigkeiten zeigen konnten.
    Die Offiziere, aber auch gemeine Soldaten, die sich
ausgezeichnet hatten, wurden in die ägyptischen Streitkräfte

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