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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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der Schönen erstarb die Stimme. Von Ramses’ Antwort hing ihre Zukunft ab.
    «Du ziehst hier Kha, Merenptah und meine Tochter Merit-Amun groß.»

    Ein Kreter aus dem unter Serramannas Befehl stehenden Söldnertrupp stellte Nachforschungen in Mittelägypten an, in den Dörfern nahe der verlassenen Hauptstadt des Ketzerkönigs Echnaton. Gleich seinem Vorgesetzten war er ein ehemaliger Seeräuber, der sich an das Leben in Ägypten, an den Wohlstand und die Vorteile, die es ihm bot, gewöhnt hatte. Da er das Meer vermißte, tröstete er sich damit, auf kleinen, schnellen Booten den Nil hinauf- und hinunterzufahren. Es machte ihm sogar Spaß, den plötzlichen, unberechenbaren Tücken des Flusses zu trotzen, zumal die Strömung, die dicht unter der Wasseroberfläche verborgenen Sandbänke sowie die Herden der zu Wutausbrüchen neigenden Nilpferde selbst einem erfahrenen Schiffer Demut abnötigten.
    Hunderten von Dorfbewohnern hatte der Kreter bisher vergebens das Bildnis der ermordeten blonden Frau gezeigt.
    Um die Wahrheit zu sagen, er kam seiner Aufgabe ohne rechten Eifer nach, denn er vermutete, das Opfer habe bestimmt aus Pi-Ramses oder Memphis gestammt. Doch Serramanna hatte in alle Provinzen Kundschafter ausgesandt, weil er hoffte, einer von ihnen werde schon einen entscheidenden Hinweis erhalten. Der Kreter rechnete indes nicht damit, daß ihm dieser Erfolg beschieden sein würde. Er fand nur eine friedliche Landschaft vor, deren Bewohner im Rhythmus der Jahreszeiten lebten. Gewiß würde er die vom sardischen Riesen ausgesetzte Belohnung nicht einstreichen, dennoch erfüllte er gewissenhaft seine Pflicht, an der ihn allenfalls die vielen Stunden, die er dabei in Herbergen und Schenken zubringen mußte, erfreuten. Noch zwei oder drei Tage würde er seine Erkundigungen fortsetzen und dann zwar mit leeren Händen, aber frohgemut nach Pi-Ramses zurückkehren.
    Von seinem Tisch aus beobachtete er das junge Mädchen, das Bier einschenkte. Fröhlich und unbekümmert machte es sich ein Vergnügen daraus, die Gäste aufzureizen. Da beschloß der ehemalige Seeräuber, sein Glück zu versuchen.
    Er hielt sie am Ärmel ihres Gewandes fest.
    «Du gefällst mir, Kleine.»
    «Wer bist du denn?»
    «Ein Mann.»
    Sie brach in schallendes Gelächter aus.
    «Einer so selbstgefällig wie der andere!»
    «Aber ich kann den Beweis antreten.»
    «Ach ja? Und wie?»
    «Auf meine Art.»
    «Ihr versprecht doch alle dasselbe.»
    «Ich halte es auch.»
    Das Mädchen legte ihm einen Finger auf die Lippen.
    «Nimm dich in acht, ich mag Angeber nicht, und ich stelle hohe Ansprüche.»
    «Wie gut sich das trifft, das ist auch mein größter Fehler.»
    «Du bringst mich beinahe zum Träumen, du Mann.»
    «Wie wäre es, wenn wir zur Tat schritten?»
    «Wofür hältst du mich?»
    «Für das, was du bist: ein hübsches Mädchen, das Lust hat, mit einem verwegenen Mann zu schlafen.»
    «Wo bist du geboren?»
    «Auf der Insel Kreta.»
    «Bist du… wirklich gut?»
    «In der Liebe gebe ich ebensoviel, wie ich nehme.»
    Sie trafen sich um Mitternacht in einer Scheune. Weder er noch sie hielten viel von langem Vorgeplänkel. Deshalb stürzten sie sich voller Ungestüm aufeinander, das erst abflaute, nachdem sie sich mehrmals geliebt hatten. Als ihre Begierde endlich gestillt war, blieben sie Seite an Seite liegen.
    «Du erinnerst mich an jemanden», sagte er. «An eine Frau, die ich gern finden möchte.»

    «Wer ist das?»
    Der Kreter zeigte ihr das Bildnis der Ermordeten.
    «Die kenne ich», erklärte sie.
    «Wohnt sie in dieser Gegend?»
    «Ja, in dem kleinen Dorf zwischen der verlassenen Hauptstadt und der Wüste. Ich bin ihr manchmal auf dem Markt begegnet, aber seit Monaten habe ich sie nicht mehr gesehen.»
    «Wie heißt sie?»
    «Das weiß ich nicht. Ich habe nie mit ihr gesprochen.»
    «Hat sie alleine gelebt?»
    «Nein, sie kam immer mit einem alten Mann, einer Art Zauberer, der noch an die Lügen des verfemten Pharaos glaubt.
    Die Leute machen einen Bogen um ihn.»

    Im Gegensatz zu den anderen Dörfern in der Region war dieses nicht gerade schmuck. Schäbige Häuser, rissige Fassaden, abblätternde Farbe, verwahrloste Gärten… Wer mochte wohl gerne hier wohnen? Unerschrocken schritt der Söldner durch die Hauptstraße voller Unrat, an dem sich Ziegen gütlich taten.
    Irgendwo knarrte eine Tür.
    Ein kleines Mädchen mit einer Stoffpuppe im Arm nahm vor dem fremden Mann Reißaus. Als das Kind strauchelte, packte der Kreter es am Arm.
    «Wo

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