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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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wohnt der Zauberer?»
    Das Mädchen schlug um sich.
    «Wenn du mir nicht antwortest, nehme ich dir deine Puppe weg.»
    Da deutete die Kleine auf ein niedriges Haus, dessen Fenster mit Holzstäben vergittert waren. Der Kreter ließ das Mädchen los, ging auf die armselige Wohnstatt zu und drückte mit einer Schulter die verschlossene Tür ein.

    Dann betrat er einen düsteren, rechteckigen Raum mit gestampftem Lehmboden, in dem ein alter Mann auf einem Lager aus Palmwedeln mit dem Tod rang.
    «Ich gehöre der Leibwache des Pharaos an», erklärte der Kreter.
    «Du hast nichts zu befürchten.»
    «Was… was willst du?»
    «Sage mir, wer diese junge Frau ist.»
    Der Söldner zeigte dem Greis die Zeichnung.
    «Lita… Das ist meine kleine Lita… Sie glaubte, von der Familie des Ketzers abzustammen… Er hat sie mitgenommen.»
    «Von wem sprichst du?»
    «Von einem Fremdling… Von einem fremdländischen Magier, der Litas Seele gestohlen hat.»
    «Wie heißt er?»
    «Er ist zurückgekommen… Er verbirgt sich in den Grabstätten… Ja, er versteckt sich bestimmt in den Gräbern.»
    Der Kopf des Greises kippte zur Seite. Er atmete zwar noch, war aber nicht mehr imstande weiterzusprechen.

    Der Kreter hatte Angst.
    Die dunklen Eingänge der aufgegebenen Grabstätten muteten wie Schlunde der Unterwelt an. Mußte man nicht von dämonischem Wesen sein, um hier Zuflucht zu suchen?
    Vielleicht hatte der Greis ihn ja belogen, aber der Söldner war es sich schuldig, dieser Spur nachzugehen. Mit ein bißchen Glück würde er des Mörders von Lita habhaft werden, ihn nach Pi-Ramses bringen und doch die Belohnung erhalten.
    Trotz dieser erfreulichen Aussichten fühlte er sich unbehaglich. Er hätte einen offenen Kampf vorgezogen und es lieber mit mehreren Seeräubern zugleich auf dem Meer aufgenommen, unter freiem Himmel Hiebe ausgeteilt… In diese Grabstätten einzudringen widerstrebte ihm, dennoch wich er nicht zurück.
    Nachdem er einen steilen Abhang erklommen hatte, wagte er sich in das erste Grab hinein. Es war ziemlich hoch und mit Gestalten ausgeschmückt, die Echnaton und Nofretete huldigten. Gemessenen Schritts drang der Söldner bis in den hintersten Winkel des Gewölbes vor, stieß dabei jedoch weder auf eine Mumie noch auf Spuren lebender Menschen. Auch kein Dämon fiel ihn an.
    Zuversichtlich erkundete der Kreter ein zweites Grab, das ebenso enttäuschend war wie das erste. In ihm begann der Fels bereits zu bröckeln; die in die Wände eingemeißelten Szenen würden gewiß keine Jahrhunderte überdauern. Aufgeschreckte Fledermäuse flatterten verstört umher.
    Der alte Mann, der ihm den Hinweis gegeben hatte, mußte wohl an Wahnvorstellungen gelitten haben. Trotzdem beschloß der Abgesandte Serramannas, noch zwei oder drei Grabgewölbe zu erforschen, ehe er diese dem Zerfall anheimgegebenen Stätten verließ.
    Hier war alles tot, sehr tot.
    Er drang weiter in das Gebirge vor und betrat das nächste Grab. Dieses hatte Merire, der Oberpriester des Aton, für sich anlegen lassen. Hier waren die Reliefs noch in gutem Zustand, und der Kreter bewunderte eine Darstellung des Königspaares, das der Sonnenscheibe huldigte.
    Plötzlich vernahm er hinter sich ein leises Geräusch.
    Doch noch ehe er Zeit gehabt hätte, sich umzudrehen, durchschnitt ihm der Magier Ofir die Kehle.

    DREIZEHN

    MEBA HATTE DIE AUGEN geschlossen. Als er sie wieder öffnete, lag der Kreter bereits leblos auf dem Boden.
    «Das hättest du nicht tun dürfen, Ofir, das hättest du nicht tun dürfen…»
    «Hör auf zu jammern, Meba!»
    «Du hast soeben einen Menschen getötet!»
    «Und du bist Zeuge dieses Mordes gewesen.»
    Ofirs Blick war so drohend, daß der Gesandte zurückwich und sich in den hinteren Teil des Grabes begab. Er wollte diesen Augen entrinnen, aus denen unglaubliche Grausamkeit sprach und die ihn bis in den dunkelsten Winkel verfolgten.
    «Ich kenne diesen Schnüffler», stellte Chenar fest. «Das ist einer der Söldner, die unter Serramannas Befehl stehen, um Ramses zu beschützen.»
    «Ein Soldat aus der Leibwache, der auf unsere Fährte gesetzt wurde… Der Sarde muß sich gefragt haben, wer Lita wohl war, und nun versucht er, es herauszufinden. Daß dieser Spürhund bis hierher gelangt ist, zeigt uns, wie weit die Nachforschungen ausgedehnt werden.»
    «Jetzt sind wir auch hier nicht mehr sicher», schloß Chenar.
    «Betrachten wir die Dinge nicht von ihrer düsteren Seite; dieser Neugierige kann nicht mehr reden.»
    «Dennoch ist

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