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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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er bis zu uns gelangt… Das wird Serramanna auch schaffen.»
    «Nur ein einziges Schwatzmaul konnte unser Versteck preisgeben: Litas Vormund, den die Dorfbewohner für einen Zauberer halten. Dieser alte Dummkopf liegt zwar im Sterben, aber offenbar hat er noch die Kraft aufgebracht, uns zu verraten. Gleich heute abend werde ich mich um ihn kümmern.»
    Meba vermeinte, eingreifen zu müssen.
    «Du wirst doch nicht noch einen Mord begehen!»
    «Komm aus deiner dunklen Ecke heraus!» befahl Ofir.
    Meba zögerte.
    «Ein bißchen schneller!»
    Der Gesandte gehorchte. Ein erregtes Zucken verzerrte seinen Mund.
    «Rühre mich nicht an, Ofir!»
    «Du bist unser Verbündeter und stehst unter meinem Befehl, vergiß das nicht.»
    «Gewiß nicht, aber diese Morde…»
    «Wir befinden uns hier nicht in den behaglichen Gemächern deines Amtes. Du gehörst einem Netz von Kundschaftern an, dessen Aufgabe darin besteht, sich der Macht von Ramses zu widersetzen und ihn nach Möglichkeit zu vernichten, damit die Hethiter Ägypten erobern können. Glaubst du etwa, dazu reicht ein bißchen Geschwätz irgendwelcher Unterhändler aus? Eines Tages wirst auch du einen Widersacher, der deine Sicherheit bedroht, aus dem Weg räumen müssen.»
    «Ich bin ein hoher Beamter, und ich…»
    «Du bist Mitwisser und Zeuge der Ermordung dieses Soldaten, ob dir das nun gefällt oder nicht.»
    Von neuem ließ der Gesandte seinen Blick über den Leichnam des Kreters schweifen.
    «Ich hätte nicht gedacht, daß es soweit kommen würde.»
    «Jetzt weißt du es.»
    «Wir sind von diesem Schnüffler unterbrochen worden», erinnerte Chenar. «Warst du erfolgreich, Meba?»
    «Deshalb bin ich das Wagnis eingegangen, noch einmal in diese verfemte Stadt zu kommen. Ja, ich war erfolgreich.»

    Die Stimme des Magiers schlug einen sanfteren, einschmeichelnden Ton an.
    «Gut gemacht, mein Freund. Wir sind stolz auf dich.»
    «Ich halte meine Versprechen, vergiß du die deinen nicht.»
    «Der künftige Herrscher wird dich nicht vergessen, Meba.
    Und nun zeige uns den Schatz, den du entwendet hast.»
    Der Gesandte zog die Binse des Prinzen aus seinem Gewand.
    «Kha hat damit geschrieben.»
    «Vortrefflich», lobte Ofir, «wahrhaft vortrefflich.»
    «Was gedenkst du damit zu tun?»
    «Mit diesem Gegenstand werde ich die Willensstärke des Prinzen einfangen und sie gegen ihn richten.»
    «Du trägst dich doch wohl nicht mit der Absicht, ihn…»
    «Auch Ramses’ Sohn zählt zu unseren unmittelbaren Gegnern. Alles, was das Königspaar schwächt, nützt unserer Sache.»
    «Aber Kha ist noch ein Kind!»
    «Er ist der erstgeborene Sohn des Pharaos.»
    «Nein, Ofir, du kannst doch nicht ein Kind…»
    «Du hast dich für ein Lager entschieden, Meba. Nun ist es zum Umkehren zu spät.»
    Der Magier streckte die Hand aus.
    «Gib mir dieses Ding.»
    Das Zaudern des Gesandten belustigte Chenar. Er verabscheute diesen Feigling so sehr, daß er ihn am liebsten mit eigenen Händen erwürgt hätte.
    Widerstrebend überreichte Meba dem Magier die Binse.
    «Ist es wirklich nötig, dich an diesem kleinen Jungen zu vergreifen?»
    «Kehre nach Pi-Ramses zurück und komme nicht mehr hierher», befahl Ofir.
    «Werdet ihr euch noch lange in diesem Grab aufhalten?»
    «Wenigstens so lange, wie es dauert, den Zauber auszuüben.»

    «Und danach?»
    «Sei nicht zu neugierig, Meba! Wenn es mir angebracht scheint, werde ich mit dir in Verbindung treten.»
    «Meine Lage in der Hauptstadt droht unerträglich zu werden.»
    «Bewahre kühles Blut, dann wird alles gutgehen.»
    «Aber wie soll ich mich verhalten?»
    «Verrichte deine Arbeit wie üblich. Zu gegebener Zeit erteile ich dir meine Anweisungen.»
    Der Gesandte schickte sich an, die Grabstätte zu verlassen, kehrte jedoch noch einmal um.
    «Bedenke, Ofir, wenn man seinem Sohn etwas antut, wird Ramses zornig und…»
    «Verschwinde, Meba!»
    Vom Eingang des Grabes aus sahen Ofir und Chenar zu, wie ihr Bundesgenosse den Abhang hinunterstieg und sich auf sein Pferd schwang, das er hinter einem bereits eingestürzten Herrenhaus versteckt hatte.
    «Diese Memme ist nicht zuverlässig», befand Chenar. «Er gleicht einer verängstigten Ratte, die vergebens den Ausgang aus ihrem Gefängnis sucht. Warum willst du dich nicht unverzüglich seiner entledigen?»
    «Solange Meba ein hohes Amt innehat, ist er uns nützlich.»
    «Und falls er auf den Gedanken verfällt, unser Versteck zu verraten?»
    «Meinst du etwa, ich hätte versäumt, mir diese Frage

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