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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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die Botschaft auf und las sie.
    «Folgt uns», forderte er die Ägypter auf.

    Das Innere der Festung erweckte einen ebenso düsteren Eindruck wie ihr Anblick von außen: kahle Mauern, Unterkünfte für die Truppen, Geräusche aus einer Waffenschmiede, Fußsoldaten beim Exerzieren… Diese bedrückende Stimmung schnürte Acha die Kehle zu, dennoch beruhigte er die Mitglieder seiner Abordnung, die sich bereits als Gefangene wähnten.
    Nachdem man sie kurze Zeit hatte warten lassen, erschien der behelmte Offizier wieder.
    «Wer ist der Gesandte Acha?»
    «Das bin ich.»

    «Der Kommandant der Festung wünscht dich zu sprechen.»
    Acha wurde in einen rechteckigen Raum mit einer Feuerstelle geführt. Dicht neben ihr stand ein Mann von kleinem Wuchs in einem Mantel aus dicker Wolle.
    «Willkommen in Hatti! Ich freue mich, dich wiederzusehen, Acha.»
    « Gestattest du mir, dir zu gestehen, wie überrascht ich bin, dich hier anzutreffen, Hattuschili?»
    «Welcher Auftrag führt den Obersten Gesandten des Pharaos zu uns?»
    «Ich will dem König Geschenke in großer Zahl überbringen.»
    «Wir befinden uns im Krieg gegeneinander. Da ist dieses Vorhaben recht ungewöhnlich.»
    «Muß der Zwist zwischen unseren beiden Ländern denn ewig währen?»
    Hattuschili verhehlte sein Erstaunen nicht.
    «Wie soll ich das deuten?»
    «Daß ich vom König empfangen werden möchte, um ihm Ramses’ Absichten kundzutun.»
    Muwatallis Bruder hielt die Hände ans Feuer.
    «Das wird schwierig werden, sehr schwierig.»
    «Willst du damit sagen: unmöglich?»
    «Kehre nach Ägypten zurück, Acha. Ich kann dich nicht weiterziehen lassen.»
    Angesichts der Verwirrung seines Gastgebers lüftete Acha den Schleier des Geheimnisses.
    «Ich bin hier, um Muwatalli ein Friedensangebot zu machen.»
    Hattuschili wandte sich um.
    «Ist das eine Falle oder ein Scherz?»
    «Der Pharao ist der festen Meinung, dieser Weg sei für Ägypten wie für Hatti am besten.»
    «Ramses wünscht… Frieden? Unmöglich!»

    «Ich habe den Auftrag, euch davon zu überzeugen und die Verhandlungen zu führen.»
    «Schlage dir das aus dem Kopf, Acha.»
    «Weshalb?»
    Der Hethiter versuchte einzuschätzen, ob sein Besucher aufrichtig war. Doch welches Wagnis ging er in seiner augenblicklichen Lage schon ein, wenn er ihm die Wahrheit gestand?
    «Der König hat einen schweren Herzanfall erlitten. Seiner Fähigkeit zu sprechen beraubt und gelähmt, ist er nicht mehr imstande zu regieren.»
    «Und wer übt nun die Macht aus?»
    «Sein Sohn, Uriteschup, der Oberste Befehlshaber der Streitkräfte.»
    «Hat Muwatalli dir kein Vertrauen geschenkt?»
    «Er hat mich mit der Aufsicht über Handel und Wandel und mit der Wahrung unserer Beziehungen zu den Fremdländern betraut.»
    «Folglich bist du der richtige Gesprächspartner für mich.»
    «Ich bin nichts mehr, Acha. Mein eigener Bruder hat mir seine Tür verschlossen. Als ich erfuhr, wie es um seine Gesundheit bestellt ist, habe ich mich unverzüglich hierher geflüchtet, in diese Festung, deren Truppen mir treu ergeben sind.»
    «Wird Uriteschup sich zum König ausrufen?»
    «Ja, sofort nach Muwatallis Tod.»
    «Warum verzichtest du darauf, ihm die Macht streitig zu machen, Hattuschili?»
    «Weil ich keine Möglichkeit mehr dazu habe.»
    «Steht die gesamte Armee hinter Uriteschup?»
    «Manche Offiziere fürchten zwar seine Neigung zur Scharfmacherei, aber sie sind zum Schweigen verurteilt.»

    «Ich bin bereit, mich in eure Hauptstadt zu begeben und Frieden anzubieten.»
    «Uriteschup kennt das Wort ‹Frieden› nicht. Du hast nicht die geringste Aussicht auf Erfolg.»
    «Wo befindet sich deine Gemahlin, Puducheba?»
    «Sie hat Hattuscha nicht verlassen.»
    «Ist das nicht unvorsichtig?»
    Hattuschili wandte sich wieder der Feuerstelle zu.
    «Puducheba hat einen Plan gefaßt, Uriteschups Aufstieg zu unterbinden.»

    Seit drei Tagen hing die vornehme und stolze Puducheba im Tempel der Göttin Ischtar ihren Gedanken nach. Als der des Weissagens Kundige den Kadaver eines Geiers auf einen Opfertisch legte, begriff sie, daß ihre Stunde gekommen war.
    Ein silbernes Diadem im Haar, in ein langes, granatfarbenes Gewand gehüllt, umklammerte sie den Griff des Dolches, den sie Uriteschup in den Rücken stoßen wollte, sobald er sich auf Geheiß des Sehers über die Eingeweide des Geiers beugte.
    Die schöne Priesterin hatte von unerreichbarem Frieden geträumt, von einer Aussöhnung aller in Hatti herrschenden Kräfte und von einem

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