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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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der Königin aufzuhalten, deren Schönheit alle begeisterte, die das Glück hatten, sie zu sehen. Nefertari dachte an die Zeit zurück, da sie sich als junges Mädchen ein von der Welt abgekehrtes Leben im Dienste der Göttin gewünscht hatte. Wie hätte sie sich je die Pflichten einer Großen Königsgemahlin vorstellen können, deren Bürde von Tag zu Tag drückender wurde?
    Überall von fröhlichen Gesängen begrüßt, strebte der feierliche Zug dem Amun-Tempel zu.
    «Steht der Tag eurer Abreise schon fest, Majestät?» fragte Dolente.
    «Unser Schiff wird morgen auslaufen», antwortete Nefertari.
    «Der Hof ist in Sorge; man munkelt, ihr würdet mehrere Monate lang fort bleiben.»
    «Das ist gut möglich.»
    «Fahrt ihr wirklich… bis Nubien?»
    «So hat es der Pharao beschlossen.»
    «Aber Ägypten braucht euch dringend.»
    «Nubien ist ein Teil unseres Landes, Dolente.»
    «Ein zuweilen gefährlicher Landstrich…»

    «Es handelt sich auch nicht um eine Reise zu unserem Vergnügen.»
    «Welche Obliegenheit ist wichtig genug, euch so weit von der Hauptstadt wegzulocken?»
    Nefertari lächelte verträumt.
    «Die Liebe, Dolente. Allein die Liebe.»
    «Das begreife ich nicht, Majestät.»
    «Ich habe bloß laut gedacht», sagte die Königin geistesabwesend.
    «Ich möchte euch so gern helfen… Welche Aufgaben könnte ich erfüllen, während ihr nicht da seid?»
    «Stehe Iset bei, wenn sie es wünscht. Mir tut es nur leid, daß ich nicht genügend Zeit habe, mich um die Erziehung von Kha und Merit-Amun zu kümmern.»
    «Mögen die Götter euch wie sie beschützen!»
    Sobald das Fest zu Ende war, würde Dolente die Auskünfte, die sie zusammengetragen hatte, an Ofir weitergeben. Wenn Ramses und Nefertari die Hauptstadt für Monate verließen, begingen sie einen Fehler, den ihre Feinde sicher zu nutzen wußten.

    Von seinem Sandalenträger begleitet, wollte Meba eine lange Bootsfahrt auf dem See von Pi-Ramses unternehmen. Der Gesandte empfand das Bedürfnis, auf die friedlichen Wasser des Sees zu blicken und dabei in Ruhe nachzudenken.
    Im Aufruhr seiner Gefühle war Meba nicht mehr er selbst. Er sehnte sich doch nur nach einem Leben in Prunk und Sorglosigkeit, nach einer herausragenden Stellung in einem hohen Staatsamt, wo er mit großem Geschick Ränke schmieden konnte, um sich das zu bewahren, woran sein Herz hing. Indes war er Mitglied eines hethitischen Spionagenetzes geworden, das Ägypten zu zerstören trachtete… Nein, das hatte er nicht gewollt.
    Meba hatte Angst. Angst vor Ofir, vor seinem eiskalten Blick, vor seiner nur mit Mühe gebändigten Gewalttätigkeit.
    Aber dieser Falle vermochte er nun nicht mehr zu entrinnen.
    Der Weg in seine Zukunft führte nur über Ramses’ Sturz.
    Der Sandalenträger rief einen Fährmann herbei, der am Ufer vor sich hin döste. Da trat Serramanna dazwischen.
    «Kann ich dir behilflich sein, Hoher Herr?»
    Der Gesandte zuckte zusammen.
    «Nein, ich glaube nicht…»
    «O doch! Ich wüßte eine Fahrt auf diesem wundervollen See überaus zu schätzen. Gestattest du mir, dein Ruderer zu sein, Meba?»
    Die Körperkraft des Sarden flößte Meba Furcht ein.
    «Wenn du willst.»
    Unter Serramannas Ruderschlägen entfernte sich die Barke schnell vom Ufer.
    «Welch herrlicher Ort! Wie schade, daß wir beide zu sehr mit Arbeit überhäuft sind und nur selten die Zeit finden, ihn zu genießen.»
    «Was ist der Anlaß für dieses Gespräch?»
    «Sei ohne Sorge, ich hege nicht die geringste Absicht, dich zu verhören.»
    «Weshalb solltest du auch mich verhören wollen?»
    «Ich brauche nur deinen erleuchteten Rat in einer heiklen Angelegenheit.»
    «Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dir helfen kann.»
    «Hast du Kenntnis von einem seltsamen Diebstahl erhalten?
    Irgend jemand hat Prinz Kha eine seiner Schreibbinsen entwendet.»
    Meba wich dem Blick des Sarden aus.
    «Entwendet… Besteht darüber Gewißheit?»

    «Ramses’ erstgeborener Sohn hat in einer Weise ausgesagt, die keinen Zweifel aufkommen läßt.»
    «Kha ist noch ein Kind.»
    «Ich frage mich, ob du nicht vielleicht eine wenn auch nur entfernte Ahnung hast, wer der Dieb sein könnte.»
    «Diese Frage ist beleidigend. Rudere mich unverzüglich zum Ufer zurück.»
    Serramanna lächelte mit der Verschlagenheit eines Raubtiers.
    «Das war eine sehr aufschlußreiche Fahrt, Hoher Herr.»

    NEUNUNDZWANZIG

    IM BUG DES KÖNIGLICHEN Schiffes drückte Ramses Nefertari zärtlich an sich. Das Herrscherpaar genoß einen Augenblick

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