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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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den Mund mit Natron auszuspülen. Kaum hatte Kha zum erstenmal seinen Fuß in das Innere eines Heiligtums gesetzt, in eine von Wohlgerüchen und Schweigen erfüllte Welt, da verspürte er die Gegenwart einer sonderbaren Macht, jener «Magie», die alle Formen des Lebens miteinander verband und die der Pharao in sich aufzunehmen pflegte, um sie an sein Volk weiterzugeben.
    Setaou zeigte Kha auch die Arzneikammer des Amun-Tempels. An den Wänden standen geheime Anweisungen, nach denen die Salböle für die Rituale zubereitet wurden, und sie verrieten, welcher Mittel sich die Götter bedienten, um das Auge des Horus zu heilen, auf daß die Welt nicht des Lichts beraubt werde.
    Begierig las Kha diese Inschriften und behielt so viele Hieroglyphen wie nur möglich im Gedächtnis. Er wäre gern in den Heiligtümern geblieben, um sie bis in alle Einzelheiten zu erforschen. Mit diesen Schriftzeichen, die Leben spendeten, wurde das Wissen der alten Weisen überliefert.
    «Hier offenbart sich die wahre Magie», erklärte Setaou. «Sie ist die Waffe, die Gott den Menschen gegeben hat, um Unheil abzuwenden und nicht tatenlos dem Verhängnis seinen Lauf zu lassen.»
    «Kann man seinem Schicksal entrinnen?»

    «Nein, aber man kann sich ihm sehenden Auges stellen. Und vermag man damit nicht Schläge abzuwehren? Wenn du dich darauf verstehst, Alltäglichem Magie zu verleihen, dann bist du imstande, die Geheimnisse des Himmels und der Erde, der Berge und des Flusses zu ergründen, dann verstehst du die Sprache der Vögel und der Fische, du wirst bei Tagesanbruch mit der Sonne neu geboren und du siehst die Allmacht der Götter über den Wassern schweben.»
    «Wirst du mich in diesen Fähigkeiten unterweisen?»
    «Vielleicht, wenn du beharrlich bist und siegreich den Kampf gegen Eitelkeit und Faulheit bestehst.»
    «Ich werde mich tapfer schlagen.»
    «Dein Vater und ich treten eine Reise in den tiefen Süden an, und wir werden mehrere Monate fort sein.»
    Kha verzog schmollend das Gesicht.
    «Ich möchte, daß du hierbleibst und mich die wahre Magie lehrst.»
    «Nutze diese Zeit der Prüfung zu deinem Vorteil. Du kannst jeden Tag hierherkommen und dich mit den heiligen Schriftzeichen vertraut machen. Auf diese Weise wirst du gegen jeden Angriff von außen gefeit sein. Zu deiner weiteren Sicherheit gebe ich dir noch ein Amulett und ein schützendes Band.»
    Setaou hob den Deckel einer Truhe aus vergoldetem Holz und entnahm ihr ein Amulett in Form eines Papyrusstengels, der aufblühende Lebenskraft symbolisierte. Er befestigte es an einer Kordel und legte sie Kha um den Hals. Dann entrollte er ein schmales Leinenband und zeichnete mit frischer Tinte ein gesundes, unversehrtes Auge darauf. Sobald die Tinte getrocknet war, schlang er den Stoffstreifen um das linke Handgelenk des Knaben.
    «Gib acht, daß du weder das Amulett noch das Band verlierst. Sie verhindern, daß schädliche Einflüsse in dein Blut gelangen. Priester, die Unglück abwenden können, haben ihnen Abwehrkräfte verliehen, so daß sie dich schützen werden.»
    «Haben die Schlangen dich diese Zauberformeln gelehrt?»
    «Sie wissen mehr als wir von Leben und Tod, von den zwei Gesichtern der Wirklichkeit. Ihre Botschaft zu begreifen ist der Anbeginn aller Weisheit.»
    «Ich möchte gern dein Schüler werden und auch Arzneien zubereiten.»
    «Dir ist es nicht bestimmt zu heilen, sondern zu herrschen.»
    «Ich will aber nicht herrschen. Was mir gefällt, sind die Hieroglyphen und die Lehren der Weisen. Ein Pharao muß mit zu vielen Leuten Umgang pflegen und zu viele schwierige Aufgaben lösen. Mir ist die Stille lieber.»
    «Das Leben beugt sich nicht unseren Wünschen.»
    «Aber ja, wir besitzen doch die Magie!»

    Mit Aaron und zwei Stammesführern, die den Gedanken, Ägypten zu verlassen, verlockend fanden, saß Moses beim Essen.
    Da klopfte es an die Tür. Aaron öffnete sie, und Serramanna trat über die Schwelle.
    «Ist Moses hier?»
    Die beiden Stammesführer stellten sich schützend vor den Propheten.
    «Folge mir, Moses!»
    «Wo bringst du ihn hin?» erkundigte sich Aaron.
    «Das geht dich nichts an. Nötige mich nicht, Gewalt anzuwenden.»
    Moses ging auf ihn zu.
    «Ich komme schon, Serramanna.»

    Der Sarde forderte den Hebräer auf, seinen Wagen zu besteigen. Dann verließen sie unter dem Geleitschutz zwei weiterer Gespanne der Leibwache in rascher Fahrt Pi-Ramses, durchquerten das Fruchtland und schlugen einen Pfad in Richtung Wüste ein.
    Am Fuße eines

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