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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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Fensterscheibe, seine Wut geht nach innen, warum muss die Natur so grausam sein, doch die kann nicht raus, die Wut, sie wird immer tiefer in ihn gedreht von einem umgekehrten Korkenzieher, er beißt auf seine Zungenränder, Lydia schaut hoch, streicht sich ihre Haare aus dem Gesicht, hat etwas auf der Zunge, was sie mit zwei Fingern, Daumen und Ringfinger, entfernt, eine Tabakfaser vielleicht, obwohl er gar nicht raucht, er presst seine Zähne aufeinander, so stark, dass ihm die Haare wehtun, die Haarwurzeln.
    – Hallo, jemand zu Hause? Lydia klopft.
    – Komme gleich.
    Und in diesem Moment wird er sich bewusst, dass er alles nur NOCH schlimmer gemacht hat, er beißt auf seine Faust, sie denkt, er wichst im Klo, holt das nach, was er gestern versäumt, sozusagen verkotzt hat, er will nicht mehr hier sein, Scheißen geht schon gar nicht mehr, es kneift im Bauch, im Unterleib, draußen wartet Lydia, seine erste Frau, seine allererste, und dann DAS.
    – Er sitzt da drin, ich weiß nicht, was er macht.
    Es klopft wieder, Ramses: Geht’s dir nicht gut, Armin, alles klar bei dir?
    – Der heißt nicht Armin, Armin sitzt in der Küche, der da drin heißt Schubal.
    – Ach so? Schubal, geht’s dir nicht gut? Musst du kotzen?
    – Hat er schon, gestern.
    – Echt? Verträgt er nichts? Schubal hält sich die Ohren zu.
    – Komme gleich, ich wasch nur meine Socken.
    Er hat keine Ahnung, wie ihm DIESE Idee plötzlich kommt, damit löst er ja alles, er masturbiert nicht, er kann nicht scheißen, UND er hat eine Erklärung für seine nassen Socken, warum er sie wäscht, muss er sich noch ausdenken, zumindest hört er draußen Lachen und so was wie »Scherzkeks«, lieber das als ein Perverser, der sich auf fremden Klos einen abrubbelt. Schubal zieht sich die Socken aus und wäscht sie tatsächlich, als würden ihn die anderen überprüfen, kann ja nicht schaden, nass sind sie ja sowieso, aber wie soll er sie trocknen, einen Fön gibt’s nicht, warum sollte sich Ramses auch die Glatze fönen? Wie er wohl mit so langen Hardrock-Haaren aussieht? Er hatte mal einen in einer Bar gesehen, der ist reingekommen, hatte total staubige Schuhe, der fragte die Kellnerin (Angie), ob sie ihm die Schuhe kurz im Geschirrspüler waschen könne, und die machte das, die Schuhe kamen dann zwar feucht, aber sauber und warm aus dem Trommelgitter, vielleicht könnte er ja die Socken hier auch so unkonventionell trocknen, auf den Toaster legen z. B., manche haben auch so Aufsätze für Brötchen, er wringt die Socken aus, schließt die Tür auf und sucht »seine« Leute, er folgt den Stimmen, es klingt so, als säßen sie in einer Küche, jeder Raum hat seine eigene Akustik, und in der Küche sitzen sie dann auch.
    Schubal kennt einen »lustigen« Trick mit Socken, man schiebt sie unter die Brillenbügel, dann sieht man aus wie ein Dackel, aber mit den nassen Socken will er das jetzt lieber nicht riskieren, das kommt unter Umständen obszön rüber, er hatte sich bis jetzt sowieso schon reichlich beschädigt, am Ende glauben sie, das sind keine Dackelohren, sondern sollen Schamlippen sein, er hält die Socken vor sich, so, als erwarte er eine Antwort auf eine Frage, die er nicht gestellt hat.
    – Ich rieche manchmal auch meine Socken durch meine Schuhe, besonders wenn’s heiß ist und ich verkatert bin, da schwitzt man für zwei.
    Ramses kommt ihm entgegen, auch wenn es gar nicht heiß ist, sondern November.
    – Wie machen wir die jetzt trocken? Vielleicht in den Backofen, ist noch warm von den Toasts, gib mal her, die beiden Lümmeltüten.
    Er nimmt sie ihm mit spitzen Fingern ab, während der grinsende Armin den Ofen öffnet, und legt sie auf den Rost, auf dem bis vor Kurzem noch seine Toastkreation dampfte.
    – Sind die aus Synthetik, denn wenn, kannst du sie vergessen, dann hast du gleich zwei Nuggets, und das bisschen Käsegeruch gibt ihnen das passende Odeur, haha.
    Alle lachen, Schubal auch, säuerlich, mit seinem linken Fuß tritt er auf etwas Weiches, es ist eine Johannisbeere, er ist jetzt besser still und setzt sich zu den anderen an den Tisch, auf einem großen gläsernen Teller liegen ein paar Toasts mit den roten Beeren, man fragt nicht, vielleicht ist das eine Art Resteessen hier.
    – Schöner Abend war das gestern mit euch …
    Alle nicken, aber nicht froh, sondern bedrückt und sorgenvoll.
    – Das Klo ist ja auch noch zu Bruch gegangen, Christoph war stinksauer, kann mir nicht vorstellen, wie man ein Klo zertrümmert, da muss

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