Ramses Mueller
Nachname, nichts weiter, kein Alter, keine Herkunft, sie haben ja auch nie gefragt, niemand fragt ihn, er selbst würde sich ja auch nicht fragen, warum ist das so? Fragt er sich mit nassen Socken auf dem Klo des Enkels von Heiner Müller, der so aussieht wie Benjamin von Stuckrad-Barre, hier kommen die zwei Enden zusammen, das Größte und das Kleinste, dazwischen befindet sich die Welt, oder das Leben, die Wirklichkeit oder was auch immer, oder auch nur zwei Haselnüsse, personifiziert in Gestalt von Lydia und Armin, aber das eine Ende ist ja immer er, wo bin ich hier, in welcher Schleife? Wache auf, gehe, aber wie soll Gehen gehen? Wenn noch nicht mal Scheißen geht? Er presst, er beobachtet sich beim Pressen, er ist zwei, er kann nicht genau sagen, wer von beiden er ist, weil er nichts zustande bringt »presstechnisch«, könnte er genauso gut der sein, der den anderen beobachtet. Der gestrige Abend, gut, so viele Promis auf einem Haufen (Haufen!) hatte er noch nie erlebt, er war mitten unter ihnen, einer von ihnen, weiter, weiter, lass den Film laufen von gestern, lenkt ab, was oben unten im Wege steht, vielleicht arbeitet der Scheißschließmuskel so ungestörter, Norbert Blüm (»die Renten sind stabil«), was hat der da gemacht, wieso war der auf einer Fete von Christoph Schlingensief?
Er hat Armin gehasst, diesen Besserwisser, Schaumschläger, der Gockel, der Spielhahn, wie er um Lydia getänzelt ist, um Charlotte Roche, und sich zum kompletten Idioten gemacht hat, wie der letzte Terroraffe, man hätte ihn vor sich selbst in Schutz nehmen müssen, das ist selbst Schubal aufgefallen, er hätte ihn nehmen und nach Hause schicken sollen, andererseits wäre er ohne Armins Chuzpe da nie reingekommen, es kam ihm wie ein Traum vor, vielleicht war es einer, und ich sitze hier nicht wirklich auf dem Klo und beobachte mich auch nicht wirklich dabei, nichts zu machen, vielleicht sitzen wir zwei doch wieder zu Hause in der Lieutenant-Thomas-Glahn-Straße 61 und klicken uns durchs Internet, hier kenne ich die Wege und Wegweiser, Hausmeister und Hausordnungen und weiß, was wohin führt, hier muss mir niemand was vormachen, wie ich niemandem etwas vormache, ich bin kein Angeber, muss keiner sein, ich bin ein Sammler, hier bin ich ich, HIER, auf dem Klo jetzt offenbar nicht, ein fremdgesteuertes Aufziehinsekt, aber das betrübt ihn nicht weiter, seit bald achtzehn Stunden steht er unter ständiger Beobachtung, ist er in einer Welt, die zu betreten nur jemand vermag, der sich total aufgeben kann, er hat es einmal versucht, hat sich reinfallen lassen, treiben lassen wie ein kleines Stückchen Holz, und dann sieht er, wie Gregor Gysi tanzt, wo soll man das sonst sehen, und dann steht er plötzlich auf der Gästeliste der nächsten PDS-Weihnachtsfeier, Gästeliste + 1, der rote Adel, es ist absurd, es ist schön, so verlockend, so fremd, fremder war er sich nie. Es geht nicht, er sollte es lassen, es klopft, es ist Lydia.
– Komm runter von deinem Kreuz, jemand anders braucht das Holz.
Schubal zuckt zusammen, gerade hätte es klappen können, irgendwie, dann sie, dann dieser fromme Wunsch, die Wurst, die Kotsäule, sie zieht sich wieder zurück, als sei sie beleidigt, erschreckt worden, und das ist sie ja, wie die Fühler einer Schnecke, er fühlt sich so, als hätte er gerade einen Toten begraben, dessen Armbanduhr noch tickt, das geht nicht, das kann man nicht machen, das könnt ihr nicht machen, man kann einen ehrlichen Mann nicht auf die Knie zwingen, und DAS muss er sich nicht von Lydia gefallen lassen, was soll das? Er ist doppelt empfindlich, sie wohl auch, oder ist das die Rache? Es ist ja nun nicht nichts vorgefallen, während sie an seinem Penis, Gott, wie hasst er das Wort, klingt wie eine Seuche, und ist es ja auch, aber es gibt ja sonst nichts, Schwanz, das geht ja gar nicht, während sie also an seinem Hosenbruder lutscht wie an einem Nogger, nein am Nogger nagt man ja, an einem Calippo saugt und sabbert man, während sie also am Calippo lutscht, muss er kotzen (nicht sie, wohlgemerkt!), »du kommst an der falschen Stelle«, hat sie gemeint und ihn angesehen, so verwirrt wie ein Tier, das aus einem brennenden Wald herausschaut, dann ist alles aus, er weint, sie sitzt betreten daneben, er muss die Kotze wegmachen, oder soll sie das machen, ist ja ihr Bett, wie macht man Kotze weg, mit einem Löffel, mit dem Staubsauger? Auf wen hat sie sich da eingelassen, sie hätte ja lieber Ramses mitgenommen und sich Barre
Weitere Kostenlose Bücher