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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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du?
    Ramses tut überrascht, vielleicht ist er es, vielleicht hat er vergessen, dass er es heute schon mal gesagt hat, das mit der Putzfrau.
    – Hat Lydia gesagt.
    Ha! Das war eine messerscharfe Strategie, wenn die Wirklichkeit Butter ist (ist sie ja auch, fettig, ranzig und knetbar), da geht das Messer rein, so erfährt er nebenbei, wie nahe sich Ramses und Lydia wirklich sind, Punkt für ihn, für Armin die Kobra, Kobra, ganz gutes Bild für sein wiedererstarktes Selbst inmitten eines heillosen Chaos, die listige Kobra, obwohl er sich ja im Moment eher wie eine Arschmakrele fühlt, egal, ein Teil von ihm hält sich für eine Kobra, der andere für eine Makrele, damit kann man leben, das kleine bisschen Schizophrenie leistet man sich wie den Feierabendcognac zum Tatort , dafür hatte man ja hart genug gearbeitet, zumindest von gestern Abend bis jetzt hier am Küchentisch (3 Uhr schon, wo bleibt die Putzfrau?), am Küchentisch von einem, der so aussieht wie Benjamin von Stuckrad-Barre, der berühmte Schriftsteller, und selbst den machen sie zum Schizo, Schizofred, wenn ich Punksänger wäre, würde ich mich Schizofred Müller nennen, nein, Müller heißt ja Ramses schon, Schizofred Tschaikowski, das ist es, das knallt, da ist Schwung drin wie in Blixa Bargeld und Rocko Schamoni zusammen, Schizofred Tschaikowski, Die Heimkehr der Arschmakrelenfischer , dtv, 9,80 €, Armin beginnt innerlich zu glühen.
    – Woher weißt du, dass heute meine Putzfrau kommt? Ramses wendet sich jetzt direkt an Lydia, sein Ton ist scharf, sie noch ganz in Gedanken, mit dem Zeigefinger sanft auf dem Tisch mit einer Johannisbeere herumrollend, der keusche Mädchenausdruck ihres Fingers wirkt zärtlich auf alle hier am Tisch, und die Runzeln über dem Knöchel sind noch voller Freundlichkeit.
    – Hat doch gestern Christoph erzählt, dienstags kommt bei dir immer die Putzfrau, Aska heißt die, Norwegisch für »Asche«, dabei ist die aus Zimbabwe, und Christoph hat sie auch, nur dass sie bei ihm montags kommt, das hat er allen erzählt. Er kann nicht sauber machen, das hat er nicht gelernt, er hat es einmal versucht und dabei gemerkt, dass er da nicht gut drin ist, in dieser Übung.
    – Wie die wohl das kaputte Klo putzt?
    Schubal, offenbar im Klo »hängen geblieben«, ist erleichtert, etwas beizusteuern in einer schmalen Kommunikationslücke, und die Frage ist ja gar nicht mal so dumm, zumal dazukommt, dass, wenn Aska gestern bei Schlingensief war, also am Nachmittag oder so, dann ist er ja nicht sehr klug, aber solidarisch, dass er der Putzfrau die verdreckte Partywohnung nicht zumuten mag, er sie lieber für seine Gäste vorher putzen lässt, deren Spuren er dann selbst tilgt, ich will nicht, dass eine Afrikanerin sieht, dass wir wie die Schweine leben, oder er hat noch eine, die von der anderen nichts weiß, eine für Notfälle, für die ganz niederen Dienste. Andererseits hat Schubals Frage natürlich auch etwas traumalösendes, die drückende Wurst, die sich wieder im warmen Darm wie im gemütlichen Schlafsack versteckt hat, doch seine Frage, wie man ein kaputtes Klo putzt, wird leider übergangen.
    – Aska ist kein Opfer vom gängigen Genitalverstümmelungsbrauch, aber sie kokettiert damit, und man will ihr ja nicht in die Unterhose sehen.
    – Woher weißt du, dass sie kein Opfer ist?
    Lydia wird wieder kämpferisch, feministisch, auch, um von dieser grässlichen Nacht abzulenken, die Bilder des jammernden Schubal, der SIE fragt, wie man Kotze wieder »rausbekommt«.
    – Zimbabwe kennt keine Genitalverstümmelungen.
    Lydia fühlt sich wieder zurückgeworfen, klein und dumm, sie weiß so wenig, sie weiß so gar nichts, sie hat es noch nicht mal geschafft, Feuchtgebiete zu lesen, ihre Mutter hatte es ihr geschickt, aus Bad Salzufl en, »Liebe Spatzenhulda, das solltest du lesen, das ist interessant«.
    – Habt ihr Feuchtgebiete gelesen?
    Ramses will ablenken und kann anscheinend Lydias Gedanken lesen, oder überleiten von den nicht existenten Genitalverstümmelungen Zimbabwes zum Alphamädchen dieser Tage. Keine Antwort, also antwortet er sich selbst.
    – Ich auch nicht, der Hype hat mich einfach abgestoßen, ich mag Charlotte, ich mag ihre Attitüde, leider denkt sie auch, ich bin Barre, also das »große« (er macht mit ironischer Mimik die Gänsefüßchen mit seinen Fingern) Stucken-B, Popfürst von eigenen Gnaden, wisst ihr eigentlich, was barren ist? Also nicht das Turngerät, da, wo wir als Kinder wie Säcke dran

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