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Ran an den Bauch

Ran an den Bauch

Titel: Ran an den Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Despeghel
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kardiovaskulären, also Herz und Gefäße betreffenden Risikofaktoren nachging, wurden im Jahr 2005 über 50 000 Probanden in 52 Ländern untersucht; ein Ärzteteam um den kanadischen Kardiologen Prof. Dr. Salim Yusuf führte die INTERHEART-Studie durch. Sie ermittelte dabei acht Risikofaktoren für die Entstehung von Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie), Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Herzinfarkt oder Schlaganfall.
    Diese Faktoren gelten für alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter und Ethnie. Es sind:
pathologische Blutfettwerte (Lipidwerte)
Rauchen
Diabetes mellitus
Hypertonie (Bluthochdruck)
abdominelle Adipositas (bauchbetontes Übergewicht)
psychosozialer Stress
zu wenig Obst und Gemüse auf dem Speiseplan
zu wenig körperliche Bewegung

    Arteriosklerose und Herzinfarkt
    Allein die beiden ersten Risikofaktoren – Lipidwerte, wie sie bei einer erhöhten Bauchfettrate vorkommen, und Rauchen – sind für etwa 75 Prozent aller Herzinfarkte verantwortlich. Denn die im Bauchfett freigesetzten Fettsäuren und Entzündungsstoffe begünstigen die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose).
    Diese gilt in der Herz-Kreislauf-Medizin als ein entzündlicher Prozess und als Wurzel vielen Übels: Bei Bluthochdruck, Angina pectoris, Nierenschwäche, Herzinfarkt und Schlaganfall spielen arteriosklerotische Gefäßwandveränderungen eine entscheidende, wenn nicht sogar die tragende Rolle.
    Die INTERHEART-Studie stellte deutlich heraus, dass nicht die Masse des Gesamtkörperfettes, wie sie etwa durch den Body-Mass-Index erfasst wird, für die Entwicklung eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls wichtig ist. Hauptrisiko ist das viszerale Fett. Als entscheidendes Diagnoseinstrument wird daher bei jedem Herz-Kreislauf-Patienten die Messung des Bauchumfangs empfohlen.
    Arteriosklerose
    Im Verlauf der Krankheit haften an den Innenwänden der Blutgefäße »Fresszellen« an. Sie lagern in zunehmendem Maße Cholesterin, Fett und Kalk ein. In diesen sogenannten Plaques wiederum nisten sich Bakterien ein, die die Entzündung verstärken. In der Folge verlieren die Gefäße an Elastizität und ihr Durchmesser verengt sich. Zwar bemerken Sie in der Anfangsphase davon nichts. Später behindern die Engpässe den Blutfluss jedoch immer mehr. Im Extremfall unterbrechen Sie ihn sogar völlig. Dahinter liegende Gewebe und Organe werden nicht mehr versorgt, wodurch sie in ihren Funktionen beeinträchtigt werden – bis hin zum Totalausfall großer Organbereiche, wie beim Infarkt oder Schlaganfall.

    Stoffwechselerkrankungen
    Abdominelles Bauchfett bedroht nicht nur die Gesundheit von Herz und Gefäßen. Es beeinträchtigt durch die im Blut kursierenden Entzündungsmediatoren auch die körpereigene Abwehr erheblich. Unser Immunsystem besteht aus einem höchst komplexen Netzwerk von verschiedenen Organen, Zelltypen und Molekülen.
    Dieses Abwehrsystem wird neben äußeren Einflüssen, wie Krankheitserregern, auch durch Veränderungen im Organismus selbst bedroht, zum Beispiel durch Entzündungen. In der Folge kann das Immunsystem seine Fähigkeit verlieren, auf Erreger oder körpereigene Zellen angemessen zu reagieren.
    Je nachdem, worauf die Störung beruht, ist die Immunantwort entweder zu schwach (in manchen Fällen unterbleibt sie sogar ganz) oder es kommt zu einer zu starken, überschießenden Immunreaktion. In diesem Fall greift das Immunsystem selbst körpereigene Gewebe, Organe und andere Strukturen an. Zu den unangenehmen und schmerzhaften Begleit- oder Folgeerkrankungen zählen entzündliche rheumatische Beschwerden, wie Gicht oder Arthrose, aber auch Gallenblasenbeschwerden, eine Fettleber oder Nierensteine – alles Folgen bauchbetonten Übergewichts.

    Das metabolische Syndrom
    Unter dem Begriff »Metabolisches Syndrom« werden verschiedene krankhafte Stoffwechselveränderungen zusammengefasst. Im Einzelnen sind das vor allem
abdominelle Adipositas (bauchbetontes Übergewicht),
Bluthochdruck,
eine Fettstoffwechselstörung sowie
Diabetes mellitus
Jeder vierte Erwachsene in der westlichen Welt leidet an diesem Syndrom. Laut den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht es, wenn folgende Merkmale zutreffen:
Bauchumfang: > 94 cm bei Männern, > 80 cm bei Frauen
Blutdruck: > 130/85 mm/Hg
Nüchtern-Blutzucker: > 7,0 mmol/l
HDL-Cholsterin: < 40 mg/dl bei Männern, < 45 mg/dl bei Frauen
LDL-Cholesterin: normal, jedoch kleine dichte Partikel mit erhöhter Atherogenizität
Triglyzeride > 150

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