Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
es in der Hotelhalle still. Abgesehen von einer Frau, die an der Rezeption über ihre Rechnung diskutierte, während ihr Mann den Streit zwischen ihren beiden Kindern zu schlichten versuchte. Der kleine Junge versuchte, seiner Schwester ein Plüschkrokodil wegzunehmen. Sie umklammerte es und schüttelte heftig den Kopf, obwohl er es nach einer Weile mit Betteln versuchte. Er streckte ihr die Zunge raus, aber sie lachte nur.
„Ich habe Hunger!“, rief er.
„Ich auch, ich auch“, stimmte das Mädchen ein.
Ein Kind wäre genug, dachte Skyler und schlug die Pferdezeitschrift zu, in der sie geblättert hatte. Junge oder Mädchen. Oder doch ein Mädchen. Eine Tochter. Sie würde ihr rechtzeitig etwas zu essen geben und sie nicht in der Hotelhalle herumstehen lassen, während ihre Mutter mit dem Hotelangestellten über zwei Telefonate und eine Tüte Erdnüsse diskutierte. Der Junge war sieben oder acht. In dem Alter konnten sie ziemlich anstrengend sein. Nein, Jungen waren in jedem Alter anstrengend. Ja, lieber eine Tochter. Plötzlich verstummte das Mädchen und warf ihr einen neugierigen Blick zu, während ihr Bruder wieder am Krokodil zerrte. Frauen unter sich, dachte Skyler und lächelte dem Mädchen zu. Es lächelte zurück.
„Hallo, Skyler, wo warst du gestern?“
Sie drehte sich zu Mike um, der gerade aus dem Halbdunkel des Korridors trat. „Hast du mich etwa gesucht?“
„Ich dachte schon, du bist nach Hause gefahren. Ich habe ein paar Mal angerufen, aber …“ Er nahm den Ledersessel neben ihrem und beugte sich mit großen Augen zu ihr. „Bist du mir noch böse?“
„Warum sollte ich?“
Wäre sie es, würde es nicht lange anhalten, das wusste er genau. Sein jungenhaftes Lächeln war noch immer unwiderstehlich. „Du weißt schon. Weil ich dich mit Earl zusammenbringen wollte.“
„Bestimmt hast du es nur gut gemeint, Mike.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber lass es, okay? Lass es einfach.“
„Du bist lange genug allein. Ich weiß, du bist noch nicht bereit, vom Turm ins kalte Wasser zu springen, also dachte ich mir, ich helfe dir am flachen Ende ins Becken“, sagte ihr Stiefsohn.
„Ich nehme es dir nicht übel, Mike“, versicherte sie. „Aber Earl tut mir leid. Armer Kerl. Das einsame Pferd auf dem Dating-Karussell. Niemand will darauf reiten. Es ist ihm gegenüber nicht fair.“ Sie schaute zum Eingang des Restaurants hinüber. War sie jetzt an der Reihe, versetzt zu werden? Vielleicht hatte sie es nicht besser verdient. Sie hatte Trace die Nachricht hinterlassen, dass sie nach unten ging, um einen Kaffee zu trinken.
„Das klingt so kalt“, erwiderte Mike.
„So kalt wie das flache Ende des Beckens. Dort ist es kalt und langweilig. Mich interessieren nur kräftige Schwimmer, und von denen findet man nicht viele, wo es nur einen Meter tief ist.“
„Das stimmt allerdings.“
„Ich bin dir wirklich nicht böse, Mike.“ Sie war kaum älter als er gewesen, als sie bei Tony Quinn angefangen hatte.
„Na gut“, sagte er nach einem Moment. „Wann willst du aufbrechen?“
„Ich glaube, ich sehe mir heute Abend das Rodeo an.“
„Noch besser! Ich habe gerade mit Grady telefoniert. Er will früher als geplant mit dem Roden anfangen. Aber auf einen oder zwei Tage kommt es wohl nicht an.“ Plötzlich runzelte er die Stirn und starrte sie ungläubig an. „Trace Wolf Track?“
„Wie?“
„Du bist jetzt mit Trace zusammen?“
„Kein Kopfsprung, Michael. Ich habe Höhenangst.“ Skyler schaffte es nicht, ein Lächeln zu unterdrücken. „Das habe ich auf dem Riesenrad gemerkt.“
„Soll das heißen … du und Trace?“ Er sah aus wie ein Kind, das gerade begriff, dass seine Mutter auch eine Frau war.
„Das soll heißen, wir sind Riesenrad gefahren. Auf dem Jahrmarkt in Casper. Maiskolben, Zuckerwatte, Ringewerfen. Ich habe eine Hasenpfote gewonnen.“ Sie tätschelte sein Knie. „Du kannst ruhig schon nach Hause fahren und Grady helfen. Ich komme mit Trace nach. Er will mir mit dem Mustang helfen.“
„Du warst sauer, als ich dir seine Rechnung für die Arbeit mit Bit-o-Honey gegeben habe.“
„Wir machen ein Tauschgeschäft.“ Sie spreizte die Finger auf der Titelseite der Pferdezeitschrift, die auf ihrem Schoß lag. „Ich habe eine Menge Fotos geschossen, und die meisten sind ganz gut. Trace will mir einen Platz dicht am Geschehen besorgen. Ich weiß, wie ich die stillen Momente abseits der Arena finde, aber jetzt will ich die Action festhalten, vor allem im
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