Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
Freien, bei künstlichem Licht. Das ist nämlich besonders schwierig. Trace reitet am Tag, aber wenn die Wildpferdreiter mit Sattel an der Reihe sind …“
„Ich weiß nicht recht, Skyler. Rodeofotografen sind ein ganz besonderer …“
„Ich will es wenigstens versuchen, Mike. Ich weiß, dass ich mehr Fotos als bisher verkaufen kann. Ich muss meinen Horizont erweitern. Wie ein Pferd, das zum ersten Mal ins Gelände kommt.“
„Hey, Mike.“ Skyler hob den Kopf und sah Trace hinter ihrem Sessel stehen. Lächelnd berührte er ihre Schulter, bevor er sich Mike zuwandte. „Wie ist es gestern für dich gelaufen?“
„Ich habe mich nicht fürs Finale qualifiziert, aber Bit-o-Honey hat sich wacker geschlagen.“ Mike erhob sich, und Skyler tat es ebenfalls. „Und du? Ich habe gehört, ihr wart in Casper.“
„Ich bin bis zum Pfiff oben geblieben.“
„Er hat gewonnen“, berichtete Skyler erfreut. „Und mir ist bewusst geworden, was in den kurzen acht Sekunden alles passiert. Aus dem Blickwinkel eines Fotografen, meine ich. Und das sieht man nur, wenn man …“ Die Belustigung in Traces Augen entging ihr nicht. Du hast recht. Ich habe gar nicht an meine Kamera gedacht. „Na ja, wenn man ganz dicht dran ist.“
„Du meinst, wie die Frau, die dem Cowboy mit ihrem Mikrofon fast die Zähne ausgeschlagen hätte?“ Mike hielt Trace die Faust vor den Mund. „Erzählen Sie uns, wie man sich auf einem Mustang fühlt, Trace.“
„Man denkt nur an den Sieg“, imitierte Skyler einen Südstaatler.
„In Casper halten sich die Reporter zurück“, sagte Trace und nickte ihr zu. „So höre ich mich nicht an, aber der Spruch ist toll. Darf ich ihn benutzen?“
„Nur zu.“
„Also …“ Mike trat von einem Fuß auf den anderen, aber niemand beachtete ihn. „Dann fahre ich jetzt mal nach Hause. Für mich bringt ehrliche Arbeit mehr Geld ein.“ Dass sein Freund jetzt auch ihrer war, schien ihn zu verwirren.
„Wie ich höre, ist heutzutage mit Rindern nicht viel zu verdienen“, sagte Trace.
„Skyler meint, wir müssen mal etwas Neues wagen.“
„Klingt nach einem guten Rat. Für uns alle.“
„Du brauchst dir doch keine Sorgen zu machen, Trace“, erwiderte Mike. „Für dich springt doch bei jedem Rodeo genug heraus.“
„Nicht immer. Ein guter Cowboy hat mehrere Eisen im Feuer.“
Skyler lachte. „Solange er sich nicht die Finger verbrennt.“
„Schön, dass du deinen Spaß hast“, sagte Mike. Er nickte Trace zu, bevor er davonschlenderte.
„Ich habe keine Ahnung, wovon er redet.“ Sie schaute ihm nach, als er das Hotel verließ. „Ich habe immer meinen Spaß. Sogar wenn ich arbeite.“ Sie drehte sich wieder um und schaute in Traces belustigtes Gesicht. „Aber nicht so viel.“
„Wie viel?“
„Genug, um meine Pläne zu ändern und noch einen Tag zu bleiben.“
„Hattest du Großes vor?“, fragte er.
„Ich hatte vor, mich an meinen Plan zu halten. Aber dann bist du mir über den Weg gelaufen“, sagte sie, als sie das Hotelrestaurant ansteuerten. „Also bin ich flexibel. Das allein ist für mich etwas ganz Neues.“
„Honey, der Spaß fängt gerade erst an“, erwiderte er.
Zwei Stunden später beobachtete Trace durch das wachsame Auge ihrer Kamera, wie Skyler den fürs Kälberfangen ausgebildeten Fuchs ritt, den er selbst zwei Tage zuvor ausprobiert hatte. War es erst zwei Tage her? Er hatte so sehr an die Frau denken müssen, dass er das Pferd fast vergessen hätte. Doch als er jetzt sah, wie der Wallach sich unter ihr verhielt und sie jede seiner Bewegung so wirken ließ, als wäre es nicht ihre, sondern seine Idee, wollte er beide für sich haben.
Skyler sollte nicht mitbekommen, wie er mit dem Eigentümer über den Kaufpreis verhandelte. Auf dem Gebiet hatte er seinen ureigenen Stil, und der ging keinen Außenstehenden etwas an. Daher signalisierte er ihr, dass sie noch eine Runde durch die Arena drehen sollte, während er das Geschäft abschloss.
Er wusste, dass der Eigentümer den rotbraunen Wallach unbedingt loswerden wollte, um sich ein besseres Pferd kaufen zu können, und hatte keine Skrupel, diese Notlage auszunutzen. In spätestens einem Jahr war der Wallach das „bessere“ Pferd, davon war er fest überzeugt. Unter einem Reiter, der nur Muskelkraft, aber keine Finesse besaß, konnte kein Pferd der Welt zeigen, was wirklich in ihm steckte.
Trace hatte ein Gespür dafür, wann er Profit machen konnte, aber das war eine Seite seines Berufs, die er ungern
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