Ranch des Schicksals (3-teilige Serie)
sie ihn. „Dieses Gespräch hat nicht stattgefunden. Du reitest die Weidezäune ab, und ich überlege mir, wie wir Grady den Sommer über behalten können. Und mein Gast geht dich nichts an. Lass ihn einfach in Ruhe und komm erst wieder, wenn du keinen Blödsinn mehr redest.“ Sie schaute auf sein Sandwich. „Ich hoffe, in deinem Kühlschrank ist mehr als Bier.“
„Ich meinte doch nur, dass …“ Mike verstummte, als sie zur Hintertür zeigte.
Trace hatte nicht alles gehört, aber genug. Er wollte lachen, aber es blieb ihm im Hals stecken.
6. KAPITEL
„Halt ihn in Bewegung, Skyler. Rede mit ihm. Wir wollen ihn locker, aber das ist er noch nicht.“ Trace ließ die Kamera im Video-Modus laufen, während er Knöpfe testete. „Wie schaltet man von Nahaufnahme auf …“ Zoom. „Schon gut, ich hab’s.“
Skyler ließ sich Zeit, und er konnte in aller Ruhe beobachten, wie Pferd und Reiterin sich aufeinander einspielten. Das war offenbar ihre Art, sich von ihren Sorgen abzulenken, denn anders als die meisten Leute versuchte sie nicht, die Grundausbildung so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Trace hatte ihr gesagt, dass sie den gerade angesagten Trainer mit seinen zweitägigen Gastspielen vergessen sollte. Ein Pferd war kein Auto, das man tunen konnte. Und auch das Video, das ein Wunder in fünf Tagen versprach, sollte sie lieber wegwerfen. Nichts war so wertvoll wie Zeit und Geduld, und Skyler schien beides aufzubringen. Das mochte er an ihr.
Zusammen mit allem anderen. Er hatte nichts dagegen, noch ein paar Tage zu bleiben, damit er ihr helfen und sie sich an seine Nähe gewöhnen konnte. Aber falls Mike sich nicht bald damit abfand, würde er verschwinden. Seine Ranch lag nur etwa zwei Stunden entfernt, und damit befand Skyler sich auf seinem Territorium. Sie waren in Wyoming, und es gab nicht viele Orte mit weniger Frauen pro Quadratmeile.
Er saß auf dem Dach seines Pick-ups und benutzte sein gebeugtes Knie als Stativ. Skyler hatte die Kamera für das milde Sonnenlicht des Spätnachmittags eingestellt, und er hatte sie mit einer doppelt geflochtenen Leine ausgestattet, wie sie Segler zum Festmachen ihrer Boote verwendeten. Und mit ein paar Anweisungen.
„Jetzt ist er entspannt, Trace!“, rief sie begeistert. „Ich kann es fühlen. Du bist gut drauf, ja?“
Trace lächelte hinter der Kamera. Der Grauschimmel trabte im Kreis, immer um Skyler herum, die in der Mitte der Koppel stand und nur mit dem Lasso zu wedeln brauchte, um ihn anzutreiben. Sie waren beide gut drauf. Es war ein schöner Anblick. Aber vor allem freute er sich darüber, wie sie seinen Namen aussprach. Ihre Stimme verlieh ihm einen ganz besonderen Klang, den er noch nie gehört hatte. Sie waren beide gut drauf. Locker und entspannt, als hätten sie schon viele Tage und Nächte miteinander verbracht.
„Das macht deine friedliche Ausstrahlung“, sagte er. „Das Pferd nimmt sie auf.“
„In der Familie meines Vaters fließt Hippieblut. Er hat immer gesagt, man darf niemals jemandes Willen brechen. Aber tue ich das nicht gerade?“
„Wenn wir das Gatter öffnen, ist das Pferd weg.“
„Jack auch. Ein Pferd bleibt immer ein Pferd.“
„Das stimmt. Wir brechen seinen Willen nicht, wir lenken ihn nur ein bisschen um, damit er das Gefühl hat, dass er nur das tut, was er selbst will. Jetzt lass die Arme sinken, dreh ihm die Schulter zu und geh langsam weg. Mal sehen, was er macht.“
Sie tat es. Das Pferd senkte den Kopf und folgte ihr.
„Süß“, schwärmte Trace, ohne die Kamera abzusetzen.
„Meinst du, er nimmt von mir eine Leckerei?“
„Was hast du bei dir?“
„Nichts.“ Sie wechselte die Richtung, und das Pferd blieb hinter ihr. „Ich finde nur, er sollte eine Belohnung bekommen.“
„Er ist kein Kind, und er ist auch kein Streicheltier, also mach dir nichts vor. Die beste Belohnung ist für ihn das Gras auf der Weide.“
„Und die Gesellschaft anderer Pferde. Je mehr, desto besser.“
„Dazu kommen wir später. Im Moment hat er nur dich. Er will geführt werden.“ Als sie stehen blieb, schnupperte das Pferd am Boden. „Siehst du? Die Leitstute entscheidet, wo die Herde grast. Sie sucht eine Stelle aus, und alle anderen sammeln sich um sie. Vielleicht riecht er dein Hippieblut. Lass ihn auf die Weide. Er hat sich etwas Freiheit verdient.“
„Muss ich?“
„Dein Sohn hat ein perfekt ausgebildetes Pferd. Die beiden können ihn holen.“
Sie öffnete das Gatter zur benachbarten kleinen
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