RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
eine Tasse Tee anzubieten, und musste zweimal hinschauen. Da war eine fremde Frau, die den Fuß auf ihren Arbeitstisch aufgestützt hatte und sich die Fußnägel anmalte. Die Frau hatte rot-schwarz gestreiftes Haar, silberne Kügelchen in den Augenbrauen und rote Lippen. Sie trug einen langen, schwarzen Taftrock mit Volants und ein langärmeliges, enges schwarzes T-Shirt. Ihre Füße waren nackt, abgesehen von gelben Zehentrennern.
Heather musste sich gar nicht umschauen, um zu wissen, dass Caleb fort war. Ihr gesamter Körper spürte seine Abwesenheit.
Die Fremde machte sich nicht die Mühe zu grüßen, aber Heather würde ihre liebste Smaragd-Anstecknadel darauf verwetten, dass die Frau genau wusste, wo sie gerade stand.
Heather lehnte sich gegen den Türpfosten und tauchte den Teebeutel in die Tasse.
Wo zur Hölle war Caleb? Und weshalb konnte er nicht wenigstens Abschied nehmen?
Ihre Augen brannten.
Wenn ich wieder heule, werde ich mir das nie verzeihen.
»Kann ich Ihnen helfen? «, fragte sie sanft.
»Nein, es sei denn, sie haben Creme für die Nagelhaut. « Die Frau blickte nicht einmal hoch, während sie fortfuhr ihre Fußnägel knallrot anzumalen. »Ich bin hier, um sie im Auge zu behalten. «
»Mich wobei im Auge zu behalten?« Heather trank ein Schlückchen Tee und betrachtete ihre Besucherin über den Becherrand. Wenn man all die Ereignisse in jüngster Zeit in Betracht zog, war es das am wenigsten Schockierende, diese fremde junge Frau in ihrer Wohnung zu haben.
Ihre Besucherin nahm den Fuß vom Tisch und setzte den Deckel auf den Nagellack, bevor sie Heather freundlich zulächelte. »Hallo, ich bin Lark Orela. «
Das sagte Heather gar nichts. »Okay.«
»Ist das Kräutertee? «
»Schwarze Johannisbeere. Möchten Sie 一 ah. « Lark Orela hielt bereits eine in der Hand. »Ich nehme an, Sie sind eine Zauberin? «
»Das ist lustig«, sagte Lark vergnügt, und ihre Augen funkelten. »Ich bin Empathin, und theoretisch bin ich Calebs Boss. « Sie runzelte die Nase. »Soweit das möglich ist. Bett oder Stuhl?«
»Nehmen Sie den Stuhl. « Heather setzte sich im Schneidersitz auf ihr Bett und fühlte sich, als ob sie wieder und wieder durch ein Kaninchenloch gefallen wäre. Ihr Gast sank in einem Wirbel aus Taft anmutig auf den Stuhl nieder.
»Ich muss sagen« - Lark blies auf ihren Tee und beobachtete Heather mit durchdringenden Augen über den Rand - »Sie sind mehr, als ich erwartet habe. «
»Mehr was?«
»Mehr Inhalt, mehr Tiefe, einfach ... mehr.«
»Wow, das ist schön zu wissen«, antwortete Heather sarkastisch.
»Er ist verflucht, wissen Sie. «
»
Böhnchen?
« fragte Heather entsetzt und legte ihre Hand in einer instinktiven Schutzgeste über ihren Bauch.
»
Caleb
. Er hat es ihnen gesagt, richtig? «
Sie zögerte und erwog die Geschichte, die er ihr im Flugzeug erzählt hatte. »Ehrlich gesagt, ich dachte, es wäre ein nettes Märchen. Ich habe es nicht geglaubt. Nicht zu der Zeit.«
»Und jetzt tun Sie es? «
»Jetzt weiß ich, dass es Dinge gibt auf dieser Welt, die keiner glauben würde. Aber seit ich diese Dinge mit eigenen Augen gesehen habe, habe ich keine Wahl. Es heißt entweder, sei flexibel, bei dem, was du zu wissen glaubst, oder sei verrückt. «
»Das ist ein Anfang. « Lark lächelte. »Er hat Ihnen nicht den ganzen Fluch erzählt, wissen Sie. Er hat die wichtigen Teile ausgelassen. «
»Und Sie brennen allem Anschein nach darauf, mir diese mitzuteilen. « Heather beugte sich nach vorne, um ihren leeren Becher neben die Schale mit Muscheln auf ihren Nachttisch zu stellen. Sie richtete sich auf, stützte sich nach hinten auf ihre Handflächen und legte den Kopf schräg. »Dann mal los. «
»Sie wissen, dass seine Eltern versucht haben, eine Ehe zu führen? «, fragte Lark und hielt Heathers Blick stand. »Mann, die zwei waren
wahnsinnige
verrückt vor Liebe zueinander. « Sie nippte an ihrem Tee. »Aber natürlich hat es nicht funktioniert, Nairnes Fluch und alles. Sie haben sich die allergrößte Mühe gegeben, und es hat doch nicht geklappt. Die Hölle für die drei Jungen. Die Hölle für
sie selbst.
Ende der Geschichte. «
»Caleb hat mich nicht aus Liebe geheiratet«, meinte Heather kühl. »Er hat mich geheiratet, um an meinen Vater heranzukommen. Wir werden uns scheiden lassen, sobald er wieder zurückkehrt, da bin ich mir sicher. «
»Sind Sie sicher? «
Heather zuckte die Schultern. »Er hat keinen Hinweis gegeben, dass er es auf eine andere Art
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