RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
Anruf in San Francisco, nachdem Hannah ihn verlassen hatte. Mann, er war so froh gewesen, zur Arbeit zurückzukehren. Nach drei Monaten Zwangspause wieder mitten hineinzukommen ... Warum zum Teufel hatte sie sich so einfach davonschleichen müssen? Sie hätte zumindest »Danke für den tollen Fi -, äh Nachmittag« sagen können.
Sich den Bauch zu reiben vertrieb den Schmerz nicht. Das tat es nie. Caleb ließ die Hand sinken.
Macht schon, Leute. Geht endlich heim.
»Rook«, sagte er leise. »Geh und check das Restaurant. « Es war zwei Uhr morgens, mussten diese Leute nicht bereits in ein paar Stunden aufstehen und zur Arbeit gehen? Man konnte den Klang rastloser Tiere und das Geflüster der Stimmen die ganze Felsschlucht rauf und runter hören, als sich die Leute für die Nacht fertigmachten, aber die Lichter im nahe gelegenen Restaurant waren immer noch an, und der Klang lachender Menschen 一 verdammt noch mal 一 einer lachenden Frau raubte Caleb den letzten Nerv.
Hannahs Lachen war heller. Weshalb dachte er immer noch daran? Sie waren Erwachsene. Ein One-Night-Stand war doch heutzutage keine große Sache mehr - aber verdammt noch mal, sie hatte sich nicht mal mehr vorgebeugt und ihn zum Abschied geküsst. war, die Schuhe und den Mantel in der Hand, aus dem Zimmer geschlichen wie ein verdammter Dieb in der Nacht. Sie hatte eindeutig nicht dasselbe heftige, durch Mark und Bein gehende befühl empfunden wie er.
War okay so, wie es gelaufen war.
Ja.
Verdammt okay.
Ein One-Night-Stand sollte ja genau so sein. Eine Nacht. Oder genauer gesagt ein verdammter, heftiger, unglaublicher, überirdischer Nachmittag.
Was auch immer.
Er war dankbar, dass sie die Gelegenheit gehabt hatte, zuerst zu verschwinden. Die Alternative wäre viel schlimmer gewesen. Der Knoten in seiner Brust zog sich enger zusammen, als er sich das entgegengesetzte Szenarium vorstellte. Was, wenn er derjenige gewesen wäre, der sich aus dem Bett schlich? Schließlich wollte er sie nicht mit einem Gefühl schmerzender Leere verlassen, die niemand füllen konnte. Er wollte der Frau nicht das Herz brechen.
Nein, ihre Trennung war prima gelaufen. Großartig. Hervorragend.
Er hatte seine Beute und das Mädchen verloren.
Zu dem Zeitpunkt, als er und seine Männer vor drei Monaten in San Cristobal angekommen waren, war Shaw weg gewesen. Natürlich war er das. Lark hatte Caleb von der Suche nach Shaw abgezogen und behauptet, sie sei es leid, ihm in sein blasses Gesicht zu schauen und seinem Gemecker zuzuhören. Er habe Schmerzen und solle verdammt noch mal diese Auszeit nehmen, oder sie würde ihn feuern. Sie hatte ein Verfolgerteam losgeschickt, um der fast unsichtbaren Spur des Bankiers zu folgen, jedem Hinweis nachzugehen, den sie finden konnten, und hatte Caleb angewiesen, sich für mindestens zwei Wochen zu verdrücken.
Also hatte er diesen verdammten Urlaub genommen. Er war nicht nach Deutschland zu Kris-Alice gefahren. Sie verdiente etwas Besseres als Caleb Edge in einer seiner »Launen«, wie Lark es nannte. Stattdessen war er nach Paradise Island gereist, einem T-FLAC Trainingslager mitten in den französisch-polynesischen Marquesa-Inseln.
Sonne, Strand und ein paar Anfänger, die man zur Schnecke machen konnte. Ein guter Urlaub.
Außerdem hatte er keine verdammte »Laune« gehabt. Er hatte sich aufgeregt und geärgert, dass Shaw so schwer zu fassen war. Wie wird sie sich fühlen, wenn er ihren Vater umbrachte? Was
denkst
du denn, wie sie sich fühlen wird? Verflucht.
Denk einfach gar nicht daran.
Nach einer Woche auf Paradise Island hatte er Lark angebettelt, ihn
irgendwohin
zu schicken. Ganz egal, wohin. Sie hatte ihn mit einem kleinen Team in die saudische Wüste geschickt. Dort gab es Sonne und noch mal Sonne. Das T-FLAC PSI-Team brauchte drei Wochen, um die Zielfiguren in ihrem Versteck aufzustöbern, aber sie hatten die Terroristen gefunden und sich mit ihnen befasst.
Es wurde eine Menge geschossen, gerannt und Kugeln ausgewichen. Sie waren sieben zu eins unterlegen gewesen. Es hatte Spaß gemacht.
O zur Hölle, dachte Caleb plötzlich. Was, wenn sich Hannah und ihr Vater ausgesöhnt hatten und sie gerade jetzt innerhalb dieser Tuffsteinwände war? Sein Herz überschlug sich beinahe, und sein Mund wurde trocken. Was wäre, wenn?
Es war neunundachtzig Tage her, seit er die Frau das letzte Mal gesehen hatte. War sie da drinnen bei ihrem Vater? Alles war möglich ... Aber wenn Hannah so nahe wäre, würde er es nicht spüren?
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