RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
deren Geld Shaw unterschlagen hatte. Es war logisch, dass keiner von denen dumm genug wäre, da reinzugehen und um sich zu ballern. Ohne Shaw würden sie nicht wissen, wo das Geld versteckt war.
Keiner würde dort hineingehen. Nicht, ohne den Ort in Stücke zu blasen. Nein. Der einzige Weg da rein war mit der goldenen Eintrittskarte für einen Sitzplatz in der ersten Reihe.
Caleb hatte diese Karte. Hannah. Er musste anfangen, sie Hannah zu nennen, damit er keinen Mist baute und seine Tarnung aufflog. Doch wenn er sie »Heather« nannte, hielt er sie auf wirksame Weise auf professioneller Distanz.
Was für ein gottverdammtes Durcheinander.
Er wollte sie nicht wiedersehen. Sie war eine zu große Ablenkung. Er fühlte wieder den vertrauten Schmerz dort, wo eigentlich sein Herz sein sollte. Ein Herz, das vor langer Zeit eingesehen hatte, dass jegliche sinnvolle Beziehung aussichtslos und zum Scheitern verurteilt war.
Es war in Ordnung für ihn, absolut in Ordnung verdammt noch mal, dass es niemals eine feste Beziehung in seinem Leben geben würde.
Mit den
flüchtigen
Bekanntschaften klappte es doch ganz prima. Eigentlich noch besser, es war perfekt. Frauen wie Kris-Alice wussten Bescheid und luden ihn in ihr Bett ein, ohne Bedingungen daran zu knüpfen.
O ja? Weshalb habe ich ihre Großzügigkeit dann in letzter Zeit nicht ausgenutzt?
Gute Frage.
Auf die Caleb verdammt noch mal keine Antwort hatte.
Er hatte Hannahs Nachricht vor zwanzig Minuten erhalten.
Er hatte sie nicht zurückgerufen. Er hatte diese Zeit gebraucht, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, seine Gedanken zu ordnen und sich unter Kontrolle zu bringen, damit er ihr gelassen gegenübertreten konnte. Er konnte es sich nicht leisten, in dieser Sache anfällig zu sein, nicht einmal für einen winzigen Moment lang. Er durfte nicht zulassen, dass ihm ein Anflug echter Gefühle die Wahrnehmung trübte.
Jetzt war nicht der Augenblick, um Mist zu bauen.
Er stand dort wie ein pickeliger Teenager, der darauf wartete, dass seine erste Verabredung die Tür öffnete.
Zuallererst bist du ein T-FLA C/Psi-Agent9 versuch, dich an dieses kleine Detail zu erinnern.
Er durfte nicht zulassen, dass seine Verstörung wegen Shaws Tochter eine Rolle bei der Sache spielte, die er tun musste. Er war verflucht, die Pflicht vor der Liebe zu wählen. Unglücklicherweise waren diese beiden nunmehr so eng miteinander verflochten, dass er nicht sicher war, wo die eine endete und die andere begann.
Hannahs Anruf war über mehrere Telefonzentralen zu ihm durchgestellt worden. Lark hatte ihn in Italien kontaktiert, nur wenige Minuten, bevor er sich sowieso nach San Francisco teleportieren wollte, um Hannah zu sehen. Er hatte ein komisches Gefühl im Bauch wegen ihres Anrufs.
Was für ein furchtbarer Schlamassel. Egal, was er tat,er war verdammt. Um an Shaw heranzukommen, brauchte er die lang verlorene, entfremdete Tochter, aber Caleb wusste, er würde wieder dieselbe unausweichliche Anziehungskraft spüren, wenn er sie wiedersah und wieder in ihrer Nähe war.
Diesen verhängnisvollen Reiz.
Er hatte in den letzten Monaten viel Energie darauf verschwendet, nicht an sie zu denken. Das hatte ihm nichts gebracht. Alles an ihr hatte sich unauslöschlich in seine Synapsen eingebrannt. Er klopfte energisch an ihre Eingangstür und betete, dass er sich nicht mehr so stark zu ihr hingezogen fühlen würde wie vor drei Monaten. Er betete, dass sie genauso hübsch, sexy und lustig war, wie er sie in Erinnerung hatte. Er hoffte, dass ...
Die Tür öffnete sich einige Zentimeter. »Caleb!«
Er sog ihren Geruch ein, wie ein Abhängiger sein Kokain schnupfte, schnell. Ihr Anblick schoss ihm sofort ins Hirn und dann direkt durch den Blutkreislauf in seine Leistengegend.
Das Leuchten in ihrem Gesicht und die unverstellte Freude in ihrer Stimme ließ seinen Atem stocken. Ihr honigbraunes Haar hing halb herunter, halb war es in einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Es sah aus, als ob sie gerade aufgestanden war. Das Auge, das er über der Kette sehen konnte, glitzerte, und ihre Lippen -lieber Gott. Ihre sanften rosa Lippen, die leicht geöffnet waren, verzogen sich zu einem erfreuten Lächeln.
»Hi.« Sie bewegte sich nicht.
Er ebenfalls nicht.
Caleb konnte nur die Hälfte ihres Gesichts sehen, eine Hüfte in Jeans und ihre leicht gebräunte Schulter.
Sein Verstand setzte aus. Sie war mehr als das, woran er sich erinnerte. Mehr von allem. Er wusste, dass er bis an sein Lebensende
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