RAND DER ANGST (T-FLAC/PSI) (German Edition)
sagen muss. «
Halt den Mund!
O Herr, dachte sie verzweifelt, weil ihr Körper und ihr Verstand so gar nicht zusammenarbeiteten,
halt einfach den Mund.
Zieh Caleb nicht da rein. Lass deine Bedürfnisse, deine Wünsche, deine Hoffnungen 一
deine Begierde
für diesen Mann nicht die Wirklichkeit trüben.
»Du musst einfach nur >Ja< sagen. «
Was sie tun musste, verdammt noch mal, war
nachdenken
. Für uns alle drei denken, ermahnte sie sich erneut. Nicht nur für sich selbst, sondern für Caleb und für das Baby, und das konnte sie nicht, wenn Caleb sie berührte.
Sie wand sich aus seinen Armen heraus. »Fass mich bitte mal kurz nicht an, okay? Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll. «
Man musste Caleb zugute halten, dass er sie sofort losließ -widerwillig zwar, aber er stopfte seine Hände in die Hosentaschen und stand mit zurückhaltendem Gesichtsausdruck da. »Irgendwo.«
Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihr Vater hatte immer so dagestanden und sie mit liebevoller Verzweiflung betrachtet, ganz genau so, wie Caleb es jetzt tat. Er hatte sein Hände - natürlich sehr elegant 一 in die Hosentaschen gesteckt und mit seinem Wechselgeld geklimpert, was sie wahnsinnig zu machen pflegte. Jetzt würde sie beinahe alles dafür geben, wenn sie diesen nervigen Ton noch einmal hören könnte.
Wo bist du, Papa?,
fragte sie sich voller Schmerz.
Wann wird das hier vorbei sein?
Wie viel war gerade genug? Sie wollte Caleb keine Informationen geben, die, sollten sie in die falschen Hände fallen, ihn ebenso wie ihren Vater in Lebensgefahr brachten. Und er musste auch ganz gewiss nicht wissen, dass es ihr eigener Vater gewesen war, der sie zunächst in den ganzen Schlamassel verwickelt hatte. Egal, was er getan hatte, er war immer noch ihr Vater, und sosehr sie ihn auch hasste, liebte Heather ihn doch auch. Sie konnte nicht glauben, dass sie ihr gesamtes Leben in Unkenntnis seiner Tätigkeit verbracht hatte, und sie hasste ihn dafür, dass er sie und ihre Mutter den größten Teil ihres Lebens belogen hatte. Sie hasste ihn, weil er absichtlich gefährliche Kriminelle in ihr Heim gebracht hatte.
Und sie hasste ihn, weil er ihre Mutter umgebracht hatte. Unfall oder Mord, ihre Mutter war tot, von seiner Hand getötet.
Aber dieser Hass war mit ihrer lebenslangen Liebe für ihn durchmischt. Die zwei Emotionen waren in ihrem Innern eng miteinander verflochten. Ihre Gefühle für ihren Vater waren schwer in einem klar abgegrenzten Schwarz oder Weiß zu definieren. Aber egal, ob sie ihn liebte oder hasste, er war immer noch ihr Vater.
Sie beide hatten sich eine Geschichte ausgedacht, und sie würde daran festhalten. Soweit es irgendjemand wusste, hatten sie sich letztes Jahr miteinander verkracht und waren danach getrennte Wege gegangen.
Die Wahrheit war, dass Heather wirklich nicht wusste, wo er war. Und sie hatte unglaubliche Angst, dass man ihn vielleicht ohne ihr Wissen gefunden und getötet hatte.
Mein Gott, Papa,
dachte Heather.
Wie konntest du nur so verdammt dumm sein? Und wie konnte ich nur so wahnsinnig unaufmerksam sein?
Es gab noch so vieles, was sie über die Machenschaften ihres Vaters nicht wusste. Aber selbst wenn sie alle Fakten kennen würde, würde sie diese nicht einmal
Caleb
gegenüber offenbaren. Es waren nicht ihre Geheimnisse, die sie enthüllen würde, und sie hatte ihrem Vater ihr Wort gegeben. Völlige Verschwiegenheit war der einzige Weg, bei dem sie hoffen konnten, lange genug zu überleben, damit ihr Vater alles aufklären konnte. Bis dahin war es sicherer, ein Zerwürfnis in der Familie vorzutäuschen.
Dieser Vorwand war nicht besonders schwierig. Sie war sich nicht sicher, ob sie schon bereit war, ihren Vater zu sehen. Nicht, wenn sie immer noch so wütend auf ihn war.
Aber konnte sie für die Aussicht auf ein wenig Glück nicht wenigstens etwas Wahrheit riskieren? Calebs Stärke machte den Eindruck, als könne er damit umgehen.
Sie stützte die Hände gegen das Fenster und schaute zur Straße. Sie erkannte Calebs verzerrtes Spiegelbild in der Glasscheibe, als er hinter ihr stand. »Irgendjemand versucht, mich zu entführen, möglicherweise auch zu töten. «
Man musste ihm zugute halten, dass er nicht lachte oder ihr sagte, sie sei verrückt. Er wartete ganz einfach, dass sie fortfuhr. »Ich bin seit beinahe einem Jahr auf der Flucht. «
»Vor wem? Weshalb?«
Heather drehte sich um und begegnete seinem unergründlichen Blick, ohne zurückzuweichen. »Ich weiß es nicht. «
»Schon
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