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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Vielleicht ist es besser, jung zu sterben. Wir werden nicht sehr hübsch sein, du und ich. Die See ist für dich wie zu viele Liebhaber für mich. Das macht einen alt und müde.« Sie wandte sich ab. »Vergiß morgen die hundert Kyat nicht.«
    Er vergaß sie nicht, fragte sich aber, als er Madame den Rücken zudrehte, ob Orchidee sich erinnert hatte, wußte, warum sie mit ihrem eigenen Haar erdrosselt worden war.
    Er suchte intensiver nach Garotte und trank noch mehr mit Halunken. Als er eines Nachts eine düstere portugiesische Bar am Hafen verließ, war er weniger wachsam als sonst. Wäre er nicht über eine leere Schnapsflasche gestolpert, hätte er Orchidee nur um ein paar Tage überlebt. Er stolperte, hörte einen zischenden Stich und einen dumpfen Schlag über sich. Sich aufrichtend, sah er eine Axt im trüben Licht der Bar funkeln. Mit ersticktem Fluch warf er sich in den Abfall hinter der Gassenecke. Seine Pistole ziehend, spähte er vorsichtig in die Gasse. Ein Schatten wich darin zurück. »He du«, rief Harry leise, »ich will nur Opium. Warum der ganze Wirbel?« Er erhielt keine Antwort. Minuten später wußte er, daß er keine bekommen würde. Die Gassenschatten waren nur noch Schatten.
    Abgesehen von dem Zwischenfall mit Orchidee vermutete er, daß sein Akzent ihn verraten haben könnte. »Für einen Engländer oder Kolonialmann klingt's furchtbar«, erklärte Dr. Lighter, nachdem er eine Probe von Harrys Seemannsdialekt gehört hatte, »aber für einen Asiaten einwandfrei.« Er musterte die schmierige Verkleidung des jungen Engländers. »Ihre eigene Mutter würde Sie so nicht erkennen. Außer Orchidees Leuten gibt es mehrere Möglichkeiten. Falls Ihnen nicht ein bezahlter Halsabschneider zugehört hat oder sie nicht zufällig von einem Raubmörder angegriffen wurden, könnte ich mir vorstellen, daß Ihr unberührbarer Bursche mit dem Narbengesicht auf der anderen Seite des Zaunes arbeitet.«
    Seufzend schob Harry die Augenklappe hoch. »Nun, daß mich jemand zu töten versucht, sagt mir, daß Ram nicht so schuldig ist, wie Sir Anthony denkt, vor allem, wenn Naswral mehr über Seins Ermordung weiß, als er erzählt.« Er kratzte sich seinen Bart. »Aber eine Woche genügt dennoch nicht, um eine Verteidigung vorzubereiten. Und eine Prozeßverschiebung bei Sir Anthony zu erwirken, ist noch schwieriger.«
    »Ja, wahrscheinlich will er einen schnellen Prozeß, damit keine Fragen aufgeworfen werden. Mehr als einer seiner Freunde hat vielleicht seine Finger im Spiel. Ich glaube, daß Bartly ehrlich ist, aber in seiner Position muß er praktisch denken. Einige Reiche in dieser Gegend haben viel Einfluß in Whitehall. Sie können ihn um seinen Posten bringen und ihn mit dem nächsten Dampfer zurück nach England schicken, wenn er sie in Verlegenheit bringt.«
    Lighter schaute Harry lange nachdenklich an. »Ich habe bisher nichts gesagt, weil sie wahrscheinlich nichts erfahren werden, aber Anne O'Shaunessy, eines der Mädchen, die
    Harley angeblich als Sklavin entführen wollte, ist hier in Queen Anne's. In den letzten Monatenen har sie sich erholt. Ihre frühere Herrin, Evelyn Chilton, hat mich ihrem einzigen Besuch bei Annes Einlieferung weder angeboten wiederkommen, noch Geld für ihre Pflege hinterlassen. Ich lasse sie als Dienstmädchen hier arbeiten. Natürlich ist sie stumm hört nur, was sie hören will. Das Thema, bei dem sie nicht zuhört, ist, was auf Harleys Schiff geschehen ist.« Lighter steckte sich eine Zigarre an und richtete sie auf den Engländer. »So gern ich helfen würde, aber nach meiner Ansicht hängt Harley schon. Anne O'Shaunessys Verstand muß nicht mit ihm getötet werden. Versuchen Sie, sie in den Zeugenstand zu bekommen, werde ich attestieren, daß sie verrückt ist und ihre Aussage wird nicht zugelassen. Wenn Sie mit ihr privat sprechen wollen, in Ordnung.«
    Anne O'Shaunessy, deren hübsches irisches Gesicht so kalt wie Stein war, als sie in Lighters Büro beordert wurde, reagierte auf Harrys Fragen mit einem Interesse, als würde sie das Alphabet aufsagen. Als er sie weiter drängte, ergriff sie Lappen und Putzeimer und ließ ihn ins Leere reden.
    Entmutigt besuchte Harry den Verteidiger, den Dr. Lighters Anwalt besorgt hatte, Barnett Leacock. Der stattliche, gütige kleine Mann informierte ihn, daß der Prozeß eine Woche verschoben worden sei. Der zuständige Richter hatte akzeptiert, daß der Verteidigung eine Woche nicht reiche, um sich vorzubereiten. In allen anderen

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