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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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bemerkte er eine ungewöhnlich große Inderin unter einem niedrigbrennenden Gaslicht. Ihr schwarzer Sari war üppig mit Silber verziert. Ihre dunkeläugige, verschleierte Gefährtin trug ein ähnliches, aber weniger kunstvolles Kostüm. Er trat auf den Tisch zu, unsicher, ob ein bewaffneter Leibwächter verhindern würde, daß sich ihnen ein Fremder näherte. Falls die große Frau Lysistrata Herriott war, wollte er sich vergewissern, daß sie ohne noch unfreundlichere Begleitung gekommen war. Als er sich dem Tisch näherte, hörte er ein amüsiertes Murmeln auf Hindi. »Sie erinnern mich an eine Krabbe, Gopal Prasad, die sich einem Happen nähert, der nicht schlecht genug riecht, um sicher zu sein.« Die große Frau wandte den Kopf, und durch einen Schleier beobachteten ihn graugrüne Augen teilnahmslos. »Wenn Sie mißtrauisch sind, können wir uns in einen anderen Raum zurückziehen. Oder meine Freundin und ich gehen einfach.«
    Seine Schultern wichtigtuerisch reckend, schlenderte er zu ihr. »Da Sie um das Treffen gebeten haben, Miß Herriott, nahm ich an, Sie würden es nur ungern zu Ihrem Nachteil beenden.«
    »Ich habe ein Treffen zu unser beiderseitigem Vorteil vorgeschlagen. Wollen Sie jedoch auf einen möglichen Profit verzichten, wird diese Entscheidung Sie mehr kosten als mich.«
    Er hob ungläubig spöttisch eine Braue. »Das sehe ich nicht so.«
    Lysistrata lachte. »Ich gestehe, ich bin über Ihren Mangel an Weitsichtigkeit überrascht. Sie wirkten intelligenter und darf ich sagen«, sie senkte sittsam ihre Lider, »mächtiger bei unserer Begegnung in Bangkok.« Sie versuchte den starken Rauch nicht einzuatmen, nahm aber einen tiefen Zug aus dem Chandoo, während er sie wachsam beobachtete. »Bitte, Mr. Prasad, wenn Sie sich nicht setzen wollen, sollten Sie gehen, bevor jemand bemerkt, daß Sie mit mir sprechen.«
    Er runzelte die Stirn. »Entschuldigung, aber Sie wären die Kompromittierte.«
    »Mein lieber Mr. Prasad, vermuten Sie, Ram Harley ist der einzige Inder in Rangun, der wegen einer indiskreten Beziehung mit einer Europäerin ruiniert werden könnte?«
    Da er jetzt wußte, worauf sie hinauswollte, setzte er sich mit wütend gebleckten Zähnen hin. »Sie werden nichts erzählen, weder von heute nacht noch von Bangkok, wenn Sie nicht wollen, daß Ihr Familienname in den Schmutz gezogen wird.«
    »Mein Vater und ich haben mehr Schmutz abgeschüttelt, als sie verteilen können, Mr. Prasad. Ich denke, Sie sind an Demütigung weniger gewöhnt.«
    »Glauben Sie, ich schwiege aus Angst vor Ihnen?« höhnte er. »Ich bin geachtet. Sie und ihr abtrünniger Liebhaber sind in der ganzen Stadt geschmäht. Wer wird Ihnen schon glauben?«
    »Kommen Sie, Prasad, Sie sollten wissen, daß das Wort einer Hure mehr wiegt als das eines Prinzen, wenn das Gericht britisch ist und die Hure weiß... und der Prinz«, sie zuckte die Schultern, »nicht.« Sie röstete mehr Opium und bot ihm das Chandoo an. »Außerdem bitte ich Sie nicht um Schweigen. Ich schlage nur vor, daß Sie die Wahrheit erzählen. Dafür werde ich darauf verzichten, Einzelheiten über Ihre Rolle bei der Auktion zu berichten.« Er musterte das Chandoo, als sei Gift darin. »Ich könnte Sie sogar als Beschützer einer hilflosen Frau schildern, die Sie erst erkannten, als Ram Harleys Anwalt Sie aufforderte, für die Verteidigung auszusagen.« Sie lächelte. »Wollen Sie kein Held sein?«
    Er betastete das Chandoo, wobei seine dicken Lippen sich anspielend wölbten. »Was bekäme ich von Ihnen dafür?«
    »Nichts. Ich kann ebensowenig wie in Bangkok vorgeben, daß ich Wert darauf lege, Ihr Bett zu teilen. Aber Ram Harley kann Sie gut bezahlen.«
    Prasad lachte abfällig. »Er ist ruiniert, Khandahoor verbrannt. Das weiß jeder. Halten Sie mich für einen Narren?«
    »Halten Sie Harley dafür? Warum sollte ein Mann wie er all seine Eier in einem Korb aufbewahren?« Sie lächelte. »Wenn Sie diesen westlichen Ausdruck entschuldigen.«
    Er nahm versuchsweise einen Zug aus dem Chandoo, wobei seine Augen vor Gier und Mißtrauen glänzten. »Warum nehmen Sie diesen Ärger für Harley auf sich, wenn Sie nicht seine willige Buhle sind?«
    »Buhle.« Ihre Augen zwinkerten amüsiert. »Welch liebenswertes, altertümliches Wort, Prasad. Sie sind doch galant, Prasad. So viele andere haben weniger schöne Worte benutzt, um meine Beziehung zu Harley zu beschreiben.« Sie spielte mit ihrem Schleier. »Ich will Sie nicht mit einer Beschreibung dieser Beziehung

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