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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Punkten hatten sie jedoch verloren. Der Richter weigerte sich, Ram einen besonderen Prozeß zu machen, obwohl Leacock betonte, daß bei Ram der Fall anders als bei den Banditen sei. Dazu weigerte sich Gopal Prasad, über seine Rolle in dem Fall zu sprechen. Der Anwalt spreizte seine Hände. »Wenn Lysistrata Herriott nicht bereit ist, sich einem größeren Skandal auszusetzen, habe ich keine Beweise, die eine Vorladung Prasads rechtfertigen.«
    Harry lächelte schief. »Sie brauchen nicht zu befürchten, daß Miß Herriott sich in dieser Angelegenheit in irgendeinem Punkt schonen wird.«
    Leacocks Augen glänzten. »Liebt sie Ram Harley?«
    »Nicht weniger als er sie, obwohl er sie das ebensowenig wissen lassen wird, wie der Mond mittags scheint.«
    »Hmm. Klug von ihm. Das erklärt auch, warum er sich weigert, als Zeuge auszusagen...« Der Anwalt beugte sich vor. »Wenn Sie etwas Einfluß auf sie haben, müssen Sie sie davon überzeugen, daß sie keinesfalls ihre Zuneigung zu ihm zeigen darf, wenn ihre Aussage glaubwürdig sein soll. Im Zeugenstand muß sie die absolute Wahrheit sagen. Ein Fehler, und man wird ihr alles andere nicht glauben. Und sie muß stets daran denken, daß die Jury eher ertragen wird, daß ein Mischling sie getötet hätte, als daß er mit ihr verkehrt hat.«
    »Wenn Sie meine Neugier verzeihen, Sir, darf ich fragen, warum Sie diesen Fall übernommen haben, den kein anderer englischer Anwalt freiwillig annehmen wollte?«
    »Ich war ein Freund von Rams Vater.«
    »Ich verstehe.«
    Leacock lächelte traurig. »Nein, Leutnant, sie verstehen überhaupt nicht und werden es auch nicht, bis sie verboten gelebt und geliebt haben.«
    Wie Harry vorausgesagt hatte, war Lysistrata bereit, alle Einzelheiten vor Gericht auszusagen. »Wenn die Briten sonst nichts für ihre Kolonien tun«, stellte sie fest, »können sie zumindest den Sklavenhandel beenden.«
    Sie blickte ernst von ihrer Chaiselongue zu Dr. Herriott auf. »Ich muß noch etwas Unerfreuliches tun, Papa. Mich mit Prasad treffen.«
    Er runzelte die Stirn. »Er ist doch ein gefährlicher Mann?«
    »Das fürchte ich, aber er ist noch gefährlicher, wenn wir ihn jetzt nicht zwingen, aus seinem Versteck zu kommen. Lassen wir ihn bis zum Prozeß dort, könnte er für die Anklage aussagen.«
    »Soll ich versuchen, ihn herzubringen?« fragte Harry.
    Sie lächelte seltsam. »Nicht hierher, Harry, und nicht Sie.« Sie nahm Ma Saws Hand. »Ma Saw, überbringst du Prasad eine Nachricht?«
    Als sie die Nachricht diktierte, brüllten Dr. Herriott und Harry gleichzeitig auf. »Definitiv nein«, schrie Herriot »Das will ich nicht!«
    »Papa, Prasad muß sich sicher fühlen.«
    »Sicher?« protestierte Harry. »Der Goldene Drache ist für ihn vielleicht sicher, aber für Sie? Außerdem klingt die Nachricht wie eine Einladung zu einer Ermordung.«
    »Tatsächlich?« murmelte sie unschuldig.
    Herriott kannte diesen Tonfall nur zu gut. »Lysistrata, du bist noch nicht gesund genug, um...«
    Sie sah ihn an, und er schwieg. In der letzten Woche hatte er ihre gequälte Zerstreutheit beobachtet. Er hätte sich vielleicht einen anderen Mann als Ram Kachwaha als ihren Geliebten gewünscht, aber er hatte das nicht zu entscheiden, und sie hatte ihre Wahl getroffen.
    Lysistrata war nicht überrascht, daß sich Prasad bereit erklärte, in der folgenden Nacht zum Goldenen Drachen zu kommen. Lysistratas Kutsche hielt eine Stunde vor der Zeit in einer Gasse hinter dem Drachen. Harry ging in Seemannskleidung hinein, während Lysistrata und Ma Saw - verschleiert und in dunklen Saris - mit Pistolen in der Kutsche warteten. Zur vereinbarten Stunde stieg Lysistrata mit Ma Saws Hilfe aus der Kutsche und betrat den Goldenen Drachen. Die überfüllte Opiumhöhle war von trübgelbem Rauch verhangen. Schmutzige Wände, von groben Strohlagern gesäumt, zogen sich um ein paar Tische, auf denen Opiumpfeifen standen. Lysistrata wählte eines für Chandoo nahe der Pritsche, auf der ein zusammengerollter Harry überzeugend zusammenhanglos murmelte. Sie zahlte für das Opium, das sie und Saw zu Kugeln rollten und entzündeten. Sie stopften die Kugeln in ihre Pfeifen und taten, als rauchten sie.
    Prasad kam so spät, daß es eine Beleidigung war. Er trat mit überheblichem Lächeln ein. Er schaute sich im Raum um, zuerst gelassen, dann mit wachsender Verärgerung, weil die Amerikanerin nicht gekommen zu sein schien, von der er erwartete, daß sie vor ihm kriechen würde, damit er schwieg. Dann

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