Rangun
Schreibtisch, der sogenannten Bank, der auf einem Podium stand. »Guten Morgen, meine Herren.« Er nickte dem Gericht freundlich zu, dann den Anwälten. »Treten Sie bitte an die Bank.«
Sie sprachen kurz über die voraussichtliche Länge des Prozesses, und die Anwälte nahmen wieder Platz. Nachdem die Geschworenen vereidigt worden waren, legte der Ankläger den Fall der Krone dar. Die Anklagen lauteten auf Piraterie, Entführung und Mord. Richard Harley, auch bekannt als Ram Kachwaha, wurde mitangeklagt. Da die Anklage wegen Volks Verhetzung und Ermordung der beiden britischen Offiziere nicht erhoben wurde, hoffte Lysistrata, daß der Fall der Anklage schwächer war, als Leacock glaubte. Aber in Rams Augen zeigte sich keine Ermutigung, und der Funken verglühte so schnell, wie er gekommen war. Verbrechen gegen das Militär fielen nicht unter die Zivilgerichtsbarkeit. Die Armee wartete, bis sie am Zuge war. Selbst wenn es Leacock gelang, Ram den Klauen Sir Anthonys zu entreißen, würde die Armee nie von ihm lassen.
Die ersten von der Anklage aufgerufenen Zeugen waren englische Staatsangehörige und Sittang-Dorfbewohner, die eidesstattliche Erklärungen vorlegten, die die Anklagen gegen die Piraten untermauerten. Während sie einzeln aufgerufen wurden, erhob sich Leacock nach Markhams Kreuzverhör, um zu fragen, ob der jeweilige Zeuge seinen Klienten eindeutig als Pirat identifizieren könne. Versuchte der Zeuge das, da Ram von Bohs Männern nicht zu unterscheiden war, zerpflückte Leacock energisch seine Aussage, bis der Zeuge zugeben mußte, daß er sich absolut nicht erinnern konnte.
Am späten Nachmittag schließlich war Lysistrata an der Reihe. Da es um die jüngsten Piratenakte und Entführung wegen Lösegeld ging, ging der Ankläger nicht auf Harleys Rolle ein, als er sie befragte. Er wußte, daß sie später zu Harleys Verteidigung aussagen würde. Obwohl sie erregt war, ließ sie sich von ihrer Unruhe nichts anmerken. Sie beantwortete die Fragen zur Entführung ruhig und stellte sich dann Leacock.
Leacock ergriff eine Falte seiner Robe, als er Lysistrata musterte, damit die Geschworenen erkannten, wie wichtig sie als Zeugin war. »Miß Herriott«, begann er schließlich, »erkennen Sie den Beklagten, Richard Harley, unter den Gefangenen wieder?« Sie deutete auf Ram, der sie teilnahmslos anstarrte. »War Richard Harley auf irgendeine Weise für Ihre Entführung verantwortlich oder hatte er an der Entführung durch Boh Myin teilgenommen?«
»Nein. Er und Boh Myin waren seit Jahren Todfeinde.« Sie schilderte die Zerstörung Khandahoors. Als sie berichtete, wie alle bis auf sie und die Malegassin getötet wurden, hörten die Geschworenen gespannt zu.
Leacock spürte Tritons Stirnrunzeln hinter seinem Rücken und fuhr fort: »Wann traf Harley in Boh Myins Lager ein?«
»Kurz bevor Leutnant Harold Armistead kam, um das britische Angebot für meine Freigabe vorzulegen.«
»War er allein?«
»Ja. Bis auf eine Reihe von Naga, die er um das Fort postiert hatte, um die Piraten an der Flucht zu hindern.«
»Sprach er mit Boh Myin offen?«
»Ja.«
»Worum ging es in dem Gespräch?«
Sie erzählte es ihnen, einschließlich Rams Angebot, die Rani für ihre Freilassung herzugeben.
Leacock überließ es den Geschworenen, das zu überdenken und nickte zufrieden. »Keine weiteren Fragen im Augenblick.«
Triton nahm seinen Platz ein. »Miß Herriott, haben Sie Ihre Entführer in Rangun je gesehen?«
»Nein.«
»Sie können sich also nicht sicher sein, ob es Harleys Männer waren. Haben Sie an Buddhas Schädel tatsächlich Naga gesehen?«
»Nein, aber...«
Er ging darüber hinweg. »Hat Richard Harley vor der Zerstörung Khandahoors je von Feindschaft zwischen Boh Myin und sich gesprochen?«
»Mr. Harley hat mich nicht in sein Vertrauen gezogen.«
»Aber Sie sagten, Boh Myin glaubte, Ihre Entführung würde Harley veranlassen, Sie zu retten. Daraus ist mehr als übliche Vertrautheit zwischen Ihnen und Harley zu schließen.« Er fand, daß es an der Zeit sei, sie zu warnen, ihre Zunge zu hüten.
»Ich glaube, Mr. Harley würde sein Leben für jede Frau riskieren, die unter seinem Schutz steht.« Sie schaute ihn gelassen an. »Er ist Gentleman und kein Pedant.«
»Sie wähnten sich also unter seinem Schutz«, schoß Triton etwas gereizt zurück. »Darf ich fragen, warum und in welchem Maße?«
»Er rettete mich vor der Sklaverei, und ich überlebte fast ein Jahr, in dem ich mehrere Male hätte getötet
Weitere Kostenlose Bücher