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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Kopf, aber wie sie sie auch zusammensetzte, sie paßten nicht. Eine Auseinandersetzung zwischen Bettenheim und Evelyn war reine Spekulation, Wunschdenken. Aber wie sollte sie Bettenheim nach Ram ertragen, sich für den Tod nach dem Leben entscheiden? Eigenartig, daß sie Ram einmal beschuldigt hatte, nur für den Tod zu existieren. Wie sehr sie sich geirrt hatte! Er hatte ertragen und sie gelehrt, wie man erduldete, so unmöglich es auch schien. Heute abend würden diese Lektionen auf die Probe gestellt werden.
    Die Lichter von Bettenheims Plantage glitzerten vor ihr. Die Straße führte unter einem blassen Mond durch Reisfelder zur Vorderseite des Bungalow. Nur das Knirschen von Kieseln unter den Kutschenrädern trug über das Wasser, in dem Frösche quakten, aber Lysistrata hielt die Kutsche außer Hörweite der Gebäude an. Außer dem Licht auf der Veranda brannten nur Lichter an der Rückseite der Küche und in einigen Räumen des Personals. Diener waren nicht zu sehen. Der leise Klang einer Flöte drang aus dem Bungalow. Die Handtasche in einer Hand, die ausgetretenen Slipper in der anderen, stieg Lysistrata auf die Veranda. Die Bodenbretter knarrten unter ihr, dann wurde die Eingangstür aufgestoßen, und ihre Hand bewegte sich zu dem Derringer. »Na schön, du dreckiger, schleichender...« Bettenheim richtete die schwarze Mündung einer Martini-Henry in ihr Gesicht. Das Gewehr senkte sich etwas. »Wer, zum Teufel...?« Er lachte bellend, als er sie im trüben Licht erkannte. »Sie sind reichlich früh, Miß Herriott. Ich bin nicht passend gekleidet.« Er trug eine offene Jacke, weite, knielange Breeches und Sandalen und wirkte amüsiert, weil sie sein dichtes Haar auf Brust und Bauch musterte.
    Mit verführerisch gespitzten Lippen hängte Lysistrata einen Slipper auf den Gewehrlauf. »Heute abend brauchen wir keine Formalitäten, Claus. Ich habe noch nie Champagner aus meinem Slipper getrunken. Das habe ich mir aber oft in Khandahoor vorgestellt, vor allem, wenn ich an Sie dachte.«
    Er blickte sie grimmig an. »Der farbige Prinz hat Ihnen also keine Freuden bereitet?«
    »Champagner mochte er zumindest nicht«, kam die trockene Antwort. »Ich habe selten einen Mann erlebt, der mönchischer war.« Sie schob ihre Unterlippe vor. »Wenn Sie ebenso langweilig sind, können Sie mir den Slipper wiedergeben.«
    Er musterte spöttisch das enge Kleid, hob dann den Slipper mit dem kleinen Finger vom Gewehrlauf. »Verzeihen Sie, Miß Herriott. Kommen Sie herein.« Er öffnete die Tür.
    Mit einem Hüftschwung, der die Teilnehmer der Auktion in Bangkok fasziniert hatte, betrat sie den Bungalow. Die
    Flöte, die kurz verstummt war, als Bettenheim zur Tür gegangen war, blies wieder, als ob der Musikant an jähe Unterbrechungen gewöhnt sei. Ohne um Erlaubnis zu fragen, folgte sie dem Klang in den leeren Salon an der Rückseite des Hauses. Bettenheim folgte ihr amüsiert, die Henry in der Armbeuge.
    Der Bungalow war mit wenigen schweren chinesischen und deutschen Polstermöbeln ausgestattet. Außer der Fotografie einer steif posierenden preußischen Artilleriekompanie mit Bettenheim im Uniformrock, hingen keine persönlichen Bilder an der Wand. Überall waren Gewehre aufgehängt, dazu die verstaubten Köpfe von Hirsch und Bär, zwei Tigern und einem riesigen Rhinozeros, der so wirkte, als würde die Wand gleich darunter zusammenbrechen. Sie fühlte sich, als sei sie in einem Mausoleum, und murmelte bewundernd: »Sie scheinen ein toller Schütze zu sein, Claus. Sie können einfach alles.« Sie senkte ihre Stimme. Es war egal, ob er ihr glaubte, er mußte nur glauben, er habe die Oberhand. »Ich hätte letzten Frühling auf Ihren Rat hören sollen.«
    »Oh. Und sind Sie jetzt klüger?«
    »Vielleicht nicht«, sagte sie weich, »aber trauriger... ich habe lernen müssen, daß Sie in allem recht hatten.« Sie wandte ihm plötzlich auf dem engen Korridor ihr Gesicht zu - so plötzlich, daß er fast gegen sie gestoßen wäre. Leicht legte sie eine Hand auf seine bloße Brust und zog sie dann rasch zurück, als sei sie über ihre eigene Kühnheit erschreckt. »Ich... ich bin gekommen, weil ich Ihnen sagen wollte... wie tief ich es bedaure, Ihren Vorschlag abgelehnt zu haben.«
    »Ich verstehe«, sagte er gedehnt, »und Sie hoffen, ich erwäge, den Vorschlag zu erneuern.«
    Sie wandte ihm den Rücken zu und öffnete die Tür. In dem Schlafzimmer standen ein verschlissener Diwan mit grellen Kissen und ein niedriger Tisch. »Nein«,

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